Kommentar
15:50 Uhr, 10.01.2006

ZEW-Index - Ungebrochen gute Stimmung

1. Die ZEW-Konjunkturerwartungen haben sich im Januar 2006 von 61,6 auf 71,0 Punkte verbessert. Dies ist der höchste Wert seit Januar 2004. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten mit einem Anstieg auf 65 Punkte gerechnet, wir prognostizierten einen Stand von 66 Punkten. Die Lagebeurteilung nahm auf -31,6 Punkte und damit auf den höchsten Wert seit Juni 2001 zu. Auch diese Teilkomponente überraschte positiv (Bloomberg: -40 Punkte, DekaBank: -39 Punkte).

2. Die deutsche Konjunktur läuft derzeit rund, und das spiegelt sich in den Stimmungsindikatoren wider: Die außenwirtschaftlichen Impulse konnten im vierten Quartal 2005 zwar nicht an das hervorragende Vorquartal anknüpfen, doch schon im ersten Quartal sollten sie wieder zunehmen. Hierauf deutet die Entwicklung des von uns ermittelten Bruttoinlandsprodukts der deutschen Handelspartner (Schaubild) hin – einem „deutschen“ Pendant zum Welt-BIP –, aber auch die ZEW-Umfrage für wichtige Industrieländer: Mit Ausnahme der USA haben sich die Konjunkturerwartungen für alle Regionen verbessert, sodass die von uns handelsgewichtet zusammengefassten ZEW-Konjunkturerwartungen für die deutschen Handelspartner deutlich zulegen konnten. Im laufenden Jahr treten aber auch zunehmend binnenwirtschaftliche Impulse hinzu, maßgeblich beeinflusst von den durch die Mehrwertsteuersatzerhöhung verursachten Vorzieheffekten. Beides zusammen hat sich in zuletzt spürbar nach oben revidierten Konjunkturprognosen für 2006 niedergeschlagen. Hatten die sechs Forschungsinstitute beispielsweise im Herbst 2005 noch durchschnittlich für 2006 ein Wachstum von 1,2 % prognostiziert, so sind die Erwartungen im Durchschnitt nun auf 1,6 % angestiegen.

3. Die heute veröffentlichten ZEW-Konjunkturerwartungen unterstreichen die gute Verfassung, in der sich die deutsche Konjunktur derzeit befindet. Bei allem Optimismus sollte man aber nicht vergessen, dass der Aufschwung, in dem sich Deutschland befindet, zum Jahreswechsel 2006/07 schon wieder auslaufen wird. Zuerst werden die weltwirtschaftlichen Impulse schwächer, und Anfang 2007 fällt die Binnennachfrage in ein tiefes Loch. Derzeit und auch in der nahen Zukunft wird sich dieses Szenario noch nicht in den Stimmungsindikatoren wiederfinden. Doch ab der Jahresmitte muss man sich auf tendenziell wieder fallende Umfrageergebnisse gefasst machen. Bis dahin aber freuen wir uns über die beste konjunkturelle Entwicklung seit Jahren.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten