Kommentar
12:22 Uhr, 30.11.2011

ZertifikateAwards 2011 – Friede, Freude, Eierkuchen

Erwähnte Instrumente

  • EuropaAirbag-Anleihe auf EURO STOXX 50
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  • Platino Gold-Zertifikat Seri
    Aktueller Kursstand:  
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Ein ganz besonderes Jahr stellten die jährlich in Zusammenarbeit des Zertifikate-Journals mit der WELT-Gruppe als Veranstalter und einiger Sponsoren stattfindenden ZertifikateAwards dar, gab sich die Branche diesmal bereits zum zehnten Mal die Ehre, um sich selbst ausgiebig zu feiern. Ausgetragen wurde die Jubiläums-Gala wieder wie im Vorjahr in der Bundeshauptstadt im repräsentativen Ambiente des Axel Springer „Journalisten-Clubs“. Längst vergessen also die ersten Auftritte, die nach eigener Aussage noch an einem „wackeligen“ Messestand stattfinden mussten. Apropos wackelig, ein Attribut das angesichts der verfahrenen Lage in der Euroschuldenkrise eigentlich mehr denn je auf den Zertifikatemarkt zutreffen müsste, möchte man meinen. Doch ganz im Gegenteil – reihenweiser Bonitätsabstufungen und zum Teil dramatischer Anstiege bei den für das Ausfallrisiko stehenden Credit Default Swaps (CDS) zum Trotz, ließ man dort in unerschrockener „Stehaufmännchen“-Manier eine Krisenstimmung erst gar nicht aufkommen und hielt sich sogar im historischen Absturzmonat August dank des zu zwei Dritteln in kapitalgeschützten Produkten investierten Kapitals auf aggregiertem Niveau mehr als stabil. Ein Zustand, von der die Fondsbranche im Spätsommer wohl nur träumen konnte. Dass die jährliche Veranstaltung in der Finanzkrise 2008 sogar auf der Kippe stand, davon wollte heuer sowieso keiner mehr etwas wissen.

Jubiläum führt zu wahrer Preisflut

So gab es also auch 2011 jede Menge zu feiern und wie es sich für zehn Jahre ZertifikateAwards gehört, diesmal auch noch ein wenig mehr. Dabei erinnerte man sich wohl an die beliebte Wahl der ARD Sportschau zum „Tor des Monats, des Jahres und des Jahrzehnts“. Denn ganz in diesem Sinne wurden am vergangenen Donnerstag nicht nur die Jahressieger in den diversen Sektoren, sondern auch die entsprechenden Spitzenreiter des Jahrzehnts gekürt, wobei man hierfür die über die Jahre erzielten Punkte der Emittenten ganz einfach aufsummierte. Doch nun in medias res und damit in die Jahreswertung, die sich wie im letzten Jahr auf die zahlreichen von 24 ernannten Spezialisten vergebenen Jury-Preise einerseits und auf die vom breiten Volk online gewählten Preise bezog.

Servicequalität – einmal gut immer gut?

Während die Jury für die sieben Hauptkategorien wie immer Vornominierungen erhielt, konnte sie für den Preis bezüglich Anleger-Service & Emittentenqualität ihre freie Wahl treffen. Ein Umstand, der wohl dazu führte, dass sich kaum ein Jurorenmitglied von seinem letztjährigen Votum verabschieden wollte und einfach wieder den gleichen Emittenten benannte. Die Folge: Eindeutiger Sieger die HSBC Trinkaus, deren legendäre kostenfreie Zertifikate-Bücher noch immer so manches teure Fachbuch in den Schatten stellen und die mit ihren Produktinformantionsblättern (PIBs) in Echtzeit der Konkurrenz in Form der Deutschen Bank und der Commerzbank noch weiter enteilen konnte.

DZ-Bank holt sich Titel bei „Garantierten“ zurück

Das Thema Sicherheit war auch 2011 ein ganz wichtiges, was man an der volumenmäßig unangefochtenen Dominanz der Kategorie „Kapitalschutz-Zertifikate sehen konnte. Dabei holte sich die DZ-Bank, die hier auch weiterhin stark auf sogenannte „Equity Basket Bonds“ setzt, welche früher nicht ganz zu Unrecht mit „Lotterie“-Produkten gleichgesetzt wurden, den Platz an der Sonne von Vorjahressieger der Credit Suisse zurück. Auf den weiteren Plätzen Barclays und die HypoVereinsbank, die besonders mit Produkten auf volatilitätsgesteuerte Basiswerte überzeugte.

Die gelbe „Gefahr“ rollt im Teilschutz-Segment alles nieder

Im Teilschutz-Sektor wurden diesmal zwei getrennte Preise verteilt. Der für „Aktienanleihen & Discounter“ ging erdrutschmäßig an die Commerzbank, deren breites Angebot in diesem Bereich kombiniert mit attraktiven Konditionen einfach nicht zu schlagen war. So hatten die weiteren mit der DZ-Bank und der BNP Paribas besetzten „Stockerl“-Plätze eigentlich nur statistischen Wert. In der Kategorie „Renditeoptimierung Bonus & Co“ hielt sich der Vorsprung der „Gelben“ dagegen zumindest wiederum vor den Franzosen der BNP deutlich in Grenzen. Mit entsprechenden Abstand dahinter die Deutsche Bank. Alle drei Emittenten zeichneten sich beispielsweise durch ihre zahlreichen Reverse-Bonus-Produkte auf fallende Kurse aus, mit denen sich gerade 2011 attraktive Renditen erzielen ließen.Wei

RBS bei Index-Produkten fast unantastbar

Anleger, die ohne einen Schutzmechanismus auskommen, setzen in der Regel auf sogenannte Tracker, die eine 1:1-Partizipation am jeweiligen Basiswert ermöglichen. Für dieses Vorgehen hatten die Veranstalter in diesem Jahr wiederum zwei Preise ausgelobt. Was „Aktienindizes“ anbetraf, ging auch diesmal kein Weg an der Royal Bank of Scotland (RBS) vorbei, die traditionell am breitesten aufgestellt ist. Etwas überraschend auf Platz zwei auch hier die Commerzbank, die auf Jahressicht mit der HypoVereinsbank die Plätze tauschte. Denn die Münchner entwickelten sich in diesem Jahr laut der Scoach-Emittenten-Matrix mit insgesamt 594 Produkten anscheinend so still und heimlich zum führenden Anbieter von Index-Zertifikaten, dass es ein Großteil der geladenen Juroren womöglich gar nicht erst mitbekam. Die sektorale Basiswerttiefe ist bei diesem Emittenten besonders eindrucksvoll. Weitere Highlights der HVB betreffen innovative Produkte mit regelmäßiger Dividendenauszahlung und STOXX-Papiere, die auch ohne Finanztitel auskommen. Stellte die Commerzbank bei „Aktienanleihen & Discountern“ noch alles in den Schatten, so errang im Partizipationsbereich „Rohstoffe & Alternatives“ die RBS den deutlichsten Sieg der diesjährigen ZertifikateAwards. Der breiten Palette an Jim Rogers Rohstoff-Indizes (RICI) sei Dank. Mit erdrückenden 48 Punkten Abstand folgten in dieser Kategorie nur durch einen einzigen Zähler getrennt die Deutsche Bank und Goldman Sachs.

Blau überholt Gelb bei Hebel-Produkten

Im spekulativen Segment „Optionsscheine & Hebelprodukte“, das „gefühlt“ in diesem „Trading-Jahr“ einen Marktanteil von 90 Prozent haben müsste, tatsächlich aber nur auf einen vernachlässigbaren Wert von etwas mehr als einem Prozent kommt, konnte die Deutsche Bank der 2010 noch Erstplatzierten Commerzbank endlich einmal eins auswischen. So entschieden sich die Jury-Mitglieder diesmal in der Mehrzahl knapp für die „Blauen“, die ironischerweise aber ihren langjährigen Vorsprung bei den Börsenumsätzen laut dem „Zertifikate-Journal“ gleichzeitig an die „Gelben“ verloren. Mit deutlichem Abstand dahinter der „Service-King“ HSBC Trinkaus.

Commerzbank in der Gesamtwertung nicht zu schlagen

Die im vergangen Jahr vor allem durch ihre zweiten Plätze aufgefallene Deutsche Bank konnte jedoch nicht nur im „Zocker“-Sektor ihre angestammte Führungsrolle zurückerobern, sondern holte sich auch in der durchaus interpretierbaren Kategorie „Renditeoptimierung Spezial“ nicht zuletzt aufgrund ihrer breit aufgestellten Express-Papiere den Sieg vor der auch weiterhin mit ihren „Deep“-Produkten überzeugenden Credit Suisse und der HypoVereinsbank. In der aggregierten Jury-Gesamtwertung kamen die „Deutschbänker“ aber auch 2011 nicht über ihren obligatorischen zweiten Platz hinter der bereits seit 2005 dominierenden Commerzbank hinaus. Doch immerhin einen Lichtblick gab es für die Deutsche Bank doch noch: Den Titel „Emittent des Jahrzehnts“ auf der Basis der Jury-Gesamtwertungen der vergangenen zehn Jahre. Hier musste sich die in den ersten Jahren nicht ganz so überzeugende Commerzbank dem ewigen Konkurrenten geschlagen geben. Wenn die Entwicklung allerdings so anhält, könnte auch hier bald ein Platzwechsel von blau nach gelb bevorstehen. Als bekennender Bayern-Fan wohl hoffentlich kein böses Vorzeichen für eine Wachablösung in der Fußball-Bundesliga, wenn man dabei blau durch rot ersetzt. Zufriedener Dritter im Bunde sowohl 2011, als auch im 10-Jahresvergleich die RBS. Die Juroren wurden aber auch in diesem Jahr nicht entlassen, ohne eine Sonderwertung abzugeben. Diese betraf die „Innovation des Jahres“, die sich im vergangenen Jahre gleich drei Emittenten teilen mussten. Heuer einigte man sich wenigstens auf deren zwei, nämlich die EFG Financial Products für ihr Schweizer Pfandsicherungssystem COSI, mit dessen Hilfe sich das Emittentenrisiko ausschließen lässt, sowie die RBS durch die Weitergabe eigener Zinsgewinne an den Anleger im Rahmen der beiden neuen Produktgruppen „Uncapped Discount-“ und „Kupon-Zertifikate“.

Publikum plädiert für Sicherheit und Einfachheit

Fehlen noch die Publikumspreise, die diesmal sogar drei Wertungen umfassten. Zum einen stand das „Zertifikate-Haus des Jahres“ unter 38 Anbietern zur Wahl. Die mehr als 8.000 User sorgten mit ihren Stimmen dabei für keine Überraschung, sondern ließen wie im Vorjahr die DZ-Bank vor der WGZ-Bank und der Deutschen Bank jubeln. Aber auch hier rückte die Commerzbank als Viertplatzierte schon wieder bedrohlich nah an das Führungstrio heran. Deutlich interessanter war deshalb die Online-Abstimmung zum „Zertifikat des Jahres“ unter zwölf vorgegebenen Alternativen. Wie sehr die Angst in diesem Jahr den Investoren in die Glieder gefahren zu sein scheint, zeigt das Ergebnis. Hatte im vergangenen Jahr noch ein spekulatives Alpha-Turbo-Papier auf BMW triumphiert, so wählte man 2011 mit dem Platino-Gold-Zertifikat der LBBW (A1KK98) ein Garantie-Produkt auf einen Goldbarren, der jederzeit vom Anleger herausgefordert werden kann. Platz zwei ging an die 150%-Inflationsanleihe von Morgan Stanley (MS0J90) vor einem Airbag-Zertifikat der BayernLB auf den Euro STOXX 50 (BLB8BX) mit einem üppigen Puffer von 50 Prozent. Zu diesen beiden Publikumspreisen wurde das Zertifikatevolk außerdem nach der „Derivate-Idee“ des Jahrzehnts gefragt. Wer hier an eine der vielen ausgeklügelten Strukturen dachte, die die Branche in den vergangenen Jahren hervorgebracht hat, sah sich enttäuscht, denn ganz simple Index-Zertifikate, die einen bestimmten Basiswert eins zu eins tracken, machten das Rennen. Wiederum ein Beweis dafür, dass es die Anleger möglichst einfach mögen, selbst wenn sich darüber hinaus auch weiterhin nicht allzu komplexe Teilschutz-Strukturen einer großen Beliebtheit erfreuen. In diesem Sinne kann man schon jetzt auf die Wahl im nächsten Jahr gespannt sein, die wiederum sehr stark von der Schuldenkrise geprägt sein dürfte.

Die Emittenten-Platzierungen der Jury-und Publikumswertungen 2011 im Einzelnen:

Platzierung

Platz 1

Platz 2

Platz 3

Commerzbank

Jury-Gesamt 2011

Aktienanleihen/Discounter Renditeopt. Bonus

Jury-Gesamt 10 Jahre

Part. Aktienindizes

Optionssch./Hebel-Papiere

Anl.Service/Emittentenquali.

Deutsche Bank

Jury-Gesamt 10 Jahre

Optionssch./Hebel-Papiere

Renditeopt. Spezial

Jury-Gesamt 2011

Anl.Service/Emittentenquali.

Part. Rohstoffe/Alt.

Zert.-Haus des Jahres

Renditeopt. Bonus

RBS

Part. Aktienindizes

Part. Rohstoffe/Alt.

Jury-Gesamt 2011

Jury-Gesamt 10 Jahre

DZ-Bank

Zert.-Haus des Jahres

Kapitalschutz

Aktienanleihen/Discounter

HypoVereinsbank

Kapitalschutz

Part.Aktienindizes

Renditeopt. Spezial

HSBC Trinkaus

Anl.Service/Emittentenquali

Optionssch./Hebel-Papiere

Barclays

Kapitalschutz

BNP Paribas

Renditeopt. Bonus

Aktienanleihen/Discounter

Goldman Sachs

Part. Rohstoffe/Alt.

Credit Suisse

Renditeopt. Spezial

WGZ-Bank

Zert.-Haus des Jahres

LBBW

Zertifikat des Jahres

Morgan Stanley

Zertifikat des Jahres

BayernLB

Zertifikat des Jahres

Innovation des Jahres 2011: EFG Financial Products und RBS

Derivateidee des Jahrzehnts: Index-Zertifikate

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

Bitte vergessen Sie nicht, sich an unserer wöchentlichen Zertifikate-Umfrage unter dem folgenden Link zu beteiligen:http://www.godmode-trader.de/Zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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