Kommentar
09:46 Uhr, 09.02.2016

Zeigt dieser Indikator die Zukunft an der Börse?

Es gibt inzwischen Dutzende Aktienmarktindikatoren, die Anlegern Vorteile versprechen. Die meisten halten dieses Versprechen nicht. Ein Indikator, der jedem frei zugänglich ist, hält sein Versprechen seit Jahrzehnten.

Der Indikator, um es sich handelt, ist der Aktienkurs des Auktionshauses Sotheby’s. Die Sotheby’s Aktie ist inzwischen vielen Anlegern als Vorlaufindikator bekannt, doch die wenigsten halten sich konsequent an die Warnsignale, die die Aktie aussendet. Das ist ziemlich bemerkenswert, denn es gibt wohl kaum einen zuverlässigeren Indikator als diesen.

Grafik 1 zeigt die Sotheby’s Aktie im Vergleich mit dem S&P 500 und dem Dax. Die Aktie des Auktionshauses zeigt zuverlässig Markt-Tops an. Seit die Sotheby’s Aktie an der Börse notiert (1988) gab es 4 große Marktzyklen. Der erste endete mit dem Crash des japanischen Aktienmarktes 1989/90, der zweite mit dem Platzen der Internetblase in den Jahren 2000-2002, der dritte mit dem Platzen der Immobilienblase in den USA 2007/08 und der vierte platzte 2014/15 (China, Öl).

Der Aktienkurs von Sotheby’s läuft dem Markt für gewöhnlich um viele Monate voraus. Im Normalfall beträgt die Vorlaufzeit 1 bis 4 Quartale. Man kann anhand der Sotheby’s Aktie sogar feststellen, ob es sich bei fallenden Indexnotierungen um eine Korrektur oder einen Bärenmarkt handelt. Handelt es sich um eine Korrektur wie z.B. 2011, dann fallen die Sotheby’s Aktie und der Markt zeitgleich. Steigt der Markt hingegen, wenn die Sotheby’s Aktie bereits crasht, dann kommt ein Bärenmarkt.

Während Sotheby’s als guter Vorlaufindikator für Markt-Tops fungiert, kommt der Aktie für Tiefs keine besondere Bedeutung zu. Die Aktie verhält sich bei der Ausbildung von Tiefs nicht anders als der Markt und dreht nicht systematisch früher nach oben als andere Aktien.

Das enorme Auf und Ab der Sotheby’s Aktie kommt Anlegern auf den ersten Blick etwas befremdlich vor. Die Aktie verliert in Bärenmärkten zwischen 70 % und 90 %. Das schlägt den Rückgang des breiten Marktes um einen Faktor von 2. Wer als Anleger also Volatilität sucht ist bei dieser Aktie gut bedient...

Die extremen Schwankungen lassen sich vor allem dadurch erklären, dass das Geschäftsmodell besonders sensitiv zur Konjunkturlage ist. Nur wenn die Wirtschaft wächst und sich Menschen reich fühlen bieten sie auch bei Auktionen kräftig mit. Entsprechend stark schwankt der Umsatz des Auktionshauses mit der Konjunktur.

Grafik 2 zeigt die Kennzahlen des Unternehmens. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten halbiert sich der Umsatz schnell. Mit dem Rückgang des Umsatzes fällt natürlich auch der Gewinn mager aus. In den Jahren 2000 bis 2003 gelang es dem Unternehmen kein einziges Mal grüne Zahlen zu schreiben. Die letzte Krise wurde besser überstanden. Sotheby’s wies lediglich im Jahr 2009 einen kleinen Verlust aus.

Die Aktie von Sotheby’s eignet sich als Indikator so gut, weil sie den Zustand des weltweiten Vermögenswachstums abbildet. Die Gegenstände, die versteigert werden, sind für gewöhnlich für den durchschnittlichen Konsumenten unerreichbar. Gemälde, die für 50 Mio. ersteigert werden stehen selten auf einer ernstzunehmenden Wunschliste von Durchschnittsbürgern.
Kunstgegenstände werden vor allem dann teuer verkauft, wenn das Vermögen wohlhabender Menschen schnell wächst. Wer sich ein Gemälde um 100 Mio. kauft, der hat vermutlich ein Vermögen, welches deutlicher höher als 100 Mio. ist. Man könnte auch sagen, dass die ausschlaggebende Kundschaft die reiche Elite der Welt ist. Diese Gruppe gibt gerne Geld aus, insbesondere, wenn der Reichtum noch einigermaßen jung ist.

Gekauft wird in Zeiten der Hochkonjunktur und wenn die Zuversicht besonders hoch ist. In den Jahren 1987 bis 1990 gingen 50 % der teuersten Gemälde (Verkaufspreis höher als 50 Mio. USD) an Japaner. Grafik 3 zeigt die Anzahl pro Jahr verkaufter Gemälde mit Preisen über 50 Mio. USD. Man kann ein deutliches Clustering erkennen. Ein solches gab es vor dem Platzen der Blase in Japan, der Internetblase und der Immobilienblase in den USA.

Der aktuelle Rekordabsatz teurer Gemälde seit 2010 wird vor allem aus China und den Ölstaaten getrieben. Man kann sich vorstellen, dass diese Blase bald platzt oder bereits geplatzt ist. Entsprechend reagierte auch die Sotheby’s Aktie in den letzten Monaten.

Die Rekordergebnisse von Auktionen werden für gewöhnlich kurz vor dem konjunkturellen Absturz erzielt, nämlich dann, wenn die Zuversicht der Reichen (Ölmagnaten, Unternehmer, CEOs, Scheichs usw.) am größten ist. Nicht umsonst heißt es: Hochmut kommt vor dem Fall. So lässt sich die Begründung für den Verlauf der Sotheby’s Aktie und ihrer Vorhersagekraft am besten zusammenfassen.

Eröffne jetzt Dein kostenloses Depot bei justTRADE und profitiere von vielen Vorteilen:

  • 25 € Startguthaben bei Depot-Eröffnung
  • ab 0 € Orderprovision für die Derivate-Emittenten (zzgl. Handelsplatzspread)
  • 4 € pro Trade im Schnitt sparen mit der Auswahl an 3 Börsen & dank Quote-Request-Order

Nur für kurze Zeit: Erhalte 3 Monate stock3 Plus oder stock3 Tech gratis on top!

Jetzt Depot eröffnen!

10 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • MMU amüsiert
    MMU amüsiert

    Dieser Vergleich wäre auch mal mit der Whole Foods Aktie interessant. Nach eigenen Angaben ist das erklärte Unternehmensziel, die Vitalität und das Wohlbefinden der Menschen mit qualitativ hochwertigen Produkten zu steigern. Das werden sie sich wahrscheinlich auch etwas kosten lassen, wie in Europa die Bioläden.

    Die Theorie dahinter, weshalb die Aktie früher in einen Abwärtstrend über geht als der Gesamtmarkt, was übrigens 2000, 2006 bzw. 2007 und auch 2015 der Fall war! ist, dass die Amerikaner schnellhaft bei den teuren Lebensmittel sparen, wenn die Brieftasche nicht mehr so arg gefüllt ist. Indes sind die Umsätze und Gewinne der Whole Foods rückläufig, was sich im Aktienkurs bemerkbar macht. Übrigens, falls jemand Aktien von Chipotle Mexican Grill hält, die Läden waren letzten Sommer immer leer und im Burgerladen neben an musste man bis auf die Strasse anstehen ;-)

    Wäre schön, wenn Godmode diesen Vergleich auch mal mit der Whole Foods posten könnte, da steht nämlich schon seit ca. 7 Monaten ein Abwärtstrend an.

    PS: an die selbst lobenden Crash- und Korrekturpropheten, meine kaputte Uhr geht auch zwei mal am Tag richtig. Genau so verhält es sich mit den Vorhersagen, wenn man nur lange genug daran festhält, bekommt man zwangsläufig irgendwann recht, weil die Konjunktur und demnach auch die Börse in Zyklen verläuft. Mit solchen Aussagen macht man sich unglaubhaft, denn keiner weiss wo die Börse morgen stehen wird, sonst wären alle Trader und Anleger. Selbst Warren Buffet sagte einst, dass er es mit dem Timing nicht hat. Gibt es hier also bessere Händler als Warren Buffet??!, wahrscheinlich der reichste Börsianer überhaupt oder sogar reichster Mensch der Welt, das weiss ich jetzt gerade nicht.

    Was hat der Titel "STON" mit diesem Artikel zu tun?

    19:48 Uhr, 10.02. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • Cristian Struy
    Cristian Struy

    @chronos: Ston ist übrigens noch in der Entscheidungsfindung,

    oben beim 62er Retracement des dojis glatt abgeprallt, aber unten das 23er der long Bewegungskerze auch noch nicht final gerissen. Von daher ist noch alles drin.

    Beim S&P ist es auch noch nicht klar.

    Da fehlt noch ein Rutsch, um die beiden GDLs SMMA200 und EMA200 kreuzen zu lassen. Das war bei den beiden große Abstürzen 2001 und 08 ein klares Signal für einen weiteren Bärenmarkt. Noch ist es nicht so weit. Aber für mich sieht es charttechnisch so aus, als wenn wir die Topwelle unter 2100, dann Welle1 von 2050 bis 1900 gesehen haben, nun Flagge und dann kommen noch Welle2 und 3. Aber unter den beiden bullkreuzen (Schnittpunkt TMA30 und Bollinger Band Mitte) bei 1950 ist für mich alles noch bärisch.

    schaun mer mal.vlt hält es ja auch:-)

    12:24 Uhr, 10.02. 2016
  • Chamäleon
    Chamäleon

    Hinterher ist meist jeder schlauer.

    Nur trauen Sie ihren eigenen Dingen und Beobachtungen nicht, sonst wären Sie wohl lange Steinreich.

    So war es schon in der Schule, wenn der Streber und Neunmalkluge wie wild mit dem Finger schnipste und rief: "Herr Lehrer ich weiß was." Dann kam eine verdrehte Anwort eines Schulkamaradens und ein großes Lob vom Lehrer.

    Ich glaube das kennt jeder.

    Nur habe ich keine Warung ihrerseits vernommen. Da kann ich mir besser selber auf die Schulter klopfen, als ich im August `15 vor einer größeren korrekt gewarnt hatte.

    Kölle Allaf.:-))

    12:20 Uhr, 09.02. 2016
  • skyppy
    skyppy

    hola Herr Schmale,


    ...und ?

    Zu welchem "Fazit" sind Sie nun nach Verfassen Ihrer bemerkenswerten "Studie" gekommen ?


    Steht nun den Märkten der Großteil der massiven Korrektur (der Ausdruck Crash ist mir zu plakativ...) nun noch bevor...?

    11:23 Uhr, 09.02. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • Chronos
    Chronos

    Es dürfte auch so jeder (fast) seine eigenen Indikatoren als Liebling erklärt haben.

    Chriss steht auf Friedhöfe, ich nehme HAR, DAX interessiert mich da nicht, eher MSCI World..

    11:13 Uhr, 09.02. 2016
    1 Antwort anzeigen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten