Analyse
14:00 Uhr, 18.09.2014

ZALANDO - Schatzi schau mal, es gibt Aktien!

Mit Zalando steht der Börsengang des Jahres in Deutschland in den Startlöchern. Während Frauen immer noch jubelnd Schuhpakete öffnen (und anschließend die Hälfte wieder zurückschicken), zerbrechen sich Anleger den Kopf: Ist der Versandhändler wirklich fast so viel wert wie die Lufthansa?

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Nach einer lang andauernden Flaute kommt in den deutschen IPO-Markt endlich wieder Bewegung. Mit Zalando steht der bekannteste Börsengang des Jahres und zudem einer der größten seit dem Neuemissions-Boom zur Jahrtausendwende in den Startlöchern. Wie das Internet-Unternehmen gestern Abend mitteilte, werden neue Aktien in einer Preisspanne zwischen 18,00 und 22,50 Euro ausgegeben. Anleger können diese von heute an bis einschließlich 29. September zeichnen.

Je nach Ausgabepreis werden dem Unternehmen inklusive einer möglichen Mehrzuteilung zwischen 507 und 633 Mio. € zufließen. Profiteure des Börsengangs sind der schwedische Großinvestor Kinnevik, der über 35% der Anteile hält, und die Samwer-Brüder (rund 17%). Beide Parteien wollen ihre Anteile im Zuge des Börsengangs aber behalten. Interessant: Das Zalando-Management schenkt seinen rund 7.000 Mitarbeitern Aktien im Wert von 180 Euro, für weitere 720 Euro können sie Aktien mit einem Abschlag von 25% zum regulären Ausgabepreis erwerben.

Eine Marktkapitalisierung wie ein DAX-Konzern

Da rund 11 Prozent des Unternehmens an der Börse notiert sein werden, würde man hochgerechnet auf einen Börsenwert von über 5,5 Mrd. € kommen. Damit bewegt sich das Unternehmen mit Blick auf die Marktkapitalisierung in DAX-Regionen. Zum Vergleich: K+S bringen es aktuell auf einen Wert von rund 4,6 Mrd. €, der Chemiekonzern Lanxess auf 4,3 Mrd. €, die Lufthansa notiert um die 6,0 Mrd. €.

Operativ hat sich der Börsenneuling für das IPO hübsch gemacht: Die Halbjahreszahlen weisen erstmals einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 12 Mio. € aus. In den ersten sechs Monaten 2013 stand hier noch ein Minus von 72 Mio. € zu Buche. Nach Steuern blieb indes nur ein mickriges Plus von 200.000 € über. Der Umsatz kletterte um fast 30% auf 1,05 Mrd. €. In der Kernregion Deutschland, Österreich, Schweiz, die mehr als die Hälfte des Umsatzes ausmacht, ist Zalando mit einer EBIT-Marge von 4,6% klar profitabel. Saisonal ist das zweite Halbjahr mit dem wichtigen Weihnachtsgeschäft das stärkere bei Zalando.

Schrei vor Glück, dann schick's zurück

Die insgesamt dürftige Profitabilität des Unternehmens kommt nicht von ungefähr: Zalando hat mit einer hohen Retourenquote zu kämpfen. Rund 50 Prozent der Pakete werden im Schnitt zurückgeschickt und das kostenlos. In der Praxis sieht das beispielsweise so aus, dass Frau Müller die Wunschschuhe gleich in zwei oder drei Größen bestellt nach dem Motto: "Ein Paar wird schon passen!" Gerade diese Rücksendungen sorgen aber für hohe Kosten. Versuche von Zalando, Kunden mit hohen Retourquoten per Mahn-E-Mail zu "erziehen", gingen nach hinten los. Die User machten ihrem Ärger im Netz Luft, die Aktion wurde wieder eingestellt.

Trotz hoher Kosten will das Management weiter kräftig expandieren. Sowohl um andere Länder zu erschließen, als auch um das Produktportfolio zu erweitern. Bislang verkauft Zalando Mode und Schuhe an 13,7 Millionen Kunden in rund 15 Ländern. Aus rund 1.500 Marken können Kunden ihre Wunschartikel auswählen.

Am 1. Oktober werden Zalando-Aktien erstmalig an der Frankfurter Börse gelistet sein. Es bleibt abzuwarten, ob neben den Samwer-Brüdern auch die Kleinaktionäre nach dem Börsengang "vor Glück schreien werden", wie es in den bekannten Werbespots des Unternehmens so schön heißt. Sportlich ist die Bewertung der Aktie, ob es nun 5,0 oder 5,5 Mrd. € werden, allemal.

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11 Kommentare

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  • pearlcatcher
    pearlcatcher

    ​Kauf DZZ7HY zu 0.91 €, aktuell 1.25€ -> weiter ein klarer Short

    16:40 Uhr, 02.10.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Dieter_HW
    Dieter_HW

    ​Da dieser Stoff- u. Schuhhändler viel mit DHL abwickelt, würde ich ja eher deren Aktie kaufen. Mit einem solchen Großkunden im Rücken, kann DHL ja nur wachsen. Zalando ist quasi die inverse SKS für den Paketlieferanten :-) .

    23:28 Uhr, 18.09.2014
    1 Antwort anzeigen
  • pearlcatcher
    pearlcatcher

    5 - 5,5 Mrd. € Marktkapitalisierung, 1,05 Mrd. € Umsatz,und 12 Mio. € Gewinn - na wenn das kein "Schnäppchen" ist :-)​

    Weiteres Wachstum durch kostenintensive Expansion wird auch die Gewinne in der umsatzstarken DACH-Kernregion aufzehren, also ich freu mich richtig auf das IPO.

    21:19 Uhr, 18.09.2014
    1 Antwort anzeigen
  • chhunly
    chhunly

    ​richtig geile Überschrift! :D

    15:36 Uhr, 18.09.2014
    1 Antwort anzeigen
  • pearlcatcher
    pearlcatcher

    wird sofort geshortet

    14:51 Uhr, 18.09.2014
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Bastian Galuschka
Bastian Galuschka
Chefredakteur

Bastian Galuschka ist seit über 20 Jahren an der Börse aktiv. Er entdeckte bereits zu Schulzeiten seine Leidenschaft für die Börse. Über fünf Jahre lang war der Diplom-Volkswirt als Redakteur bei einem bekannten Anlegermagazin tätig und verantwortete dort den Bereich Charttechnik. Seit März 2013 verstärkt er die Redaktion der stock3 AG. Bastian Galuschka kombiniert bei seinen Analysen gerne Fundamentaldaten mit charttechnischen Aspekten. Gerade im Smallcapbereich hat sich der Analyst über viele Jahre ein fundiertes Wissen aufgebaut. Seit Juni 2023 ist Galuschka Chefredakteur von stock3.

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