Kommentar
15:17 Uhr, 13.07.2007

Yen-Fundamental: Noch keine Stärkung durch BoJ

Der Yen blieb in den letzten Wochen schwach und wurde nach wie vor durch „carry trades“ belastet. Im Tagesverlauf nach dem Zinsentscheid der Bank of Japan, die den Leitzins unverändert gelassen hat, erreichte der Yen gegenüber dem Euro am 12. Juli sogar ein Allzeittief mit 168,83 EUR/JPY.

Konjunktur/Inflation: Wachstum noch ohne Inflation

Die japanische Wirtschaft bleibt auf ihrem Kurs, im vierten Jahr in Folge über ihrem Potenzial zu wachsen. Hierauf deutet auch die jüngste Tankan-Umfrage der BoJ vom zweiten Quartal hin. Demnach planen japanische Großunternehmen im Fiskaljahr 2007 ihre Investitionen um 7,7 % auszuweiten. Darüber hinaus blieben die Ergebnisse der Tankan- Umfrage bezüglich der Beurteilung der wirtschaftlichen Lage auf einem hohen Niveau (siehe Schaubild nächste Seite) und bringen die gute Stimmung der Unternehmen zum Ausdruck. Auch die Arbeitslosenquote, die im Mai wie schon im Vormonat auf dem Neunjahrestief von 3,8 % verharrte, deutet auf ein robustes zweites Quartal hin. Die Inflationsrate für den Mai konnte trotz magerer 0,0 % im Vergleich zum Vorjahr positiv überraschen (Bloomberg- Umfrage: -0,1 %). Die Kerninflationsrate (ohne frische Lebensmittel) blieb allerdings erwartungsgemäß mit -0,1 % im Vergleich zum Vorjahr negativ. Von der Unternehmensseite gibt es jedoch Anzeichen für steigende Inflationsraten. Denn die Erzeugerpreise schreiben auch im Juni den seit längerem steigenden Trend fort.

BoJ: 8 zu 1 für konstante Leitzinsen im Juli

Die BoJ hat den Leitzins im Juli erwartungsgemäß bei 0,5 % belassen. Nach fünf einstimmigen Entscheidungen für konstante Leitzinsen seit März 2007, gab es diesmal eine Gegenstimme. Dies deutet auf einen Stimmungswechsel innerhalb der BoJ hin und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung im August. Dann sind auch die Oberhauswahlen vorüber und der politische Druck dürfte nachgelassen haben. In Ihrem Statement zum Zinsentscheid bestätigt die BoJ ihren positiven Ausblick für die Konjunktur und ihre Erwartung mittelfristig steigender Inflationsraten aus dem im April vorgelegten Halbjahresbericht der BoJ. Wir erwarten den nächsten Zinsschritt auf 0,75 % im August. Bis Ende 2007 dürfte der Leitzins auf 1,0 % ansteigen. Dies würde auch zu einer Stabilisierung des Yen beitragen.

Externe Position: Leistungsbilanzüberschuss

Die externe Position Japans ist durch einen beträchtlichen Leistungsbilanzüberschuss gekennzeichnet. Dieser hat sich im Durchschnitt der letzten zwei Quartale auf eine Rekordhöhe von ungefähr 11 % gemessen am BIP ausgebaut. Spiegelbildlich zu den USA, die ein sehr hohes Leistungsbilanzdefizit ausweisen, was eine fundamentale Belastung für den Dollar darstellt, ist in Japan ausgehend von der externen Position ein enormes Aufwertungspotenzial vorhanden. Das starke Engagement der Spekulanten an den Devisenmärkten scheint aber eine Entfaltung dieses Einflusses auf den Yen derzeit nicht zu zulassen.

Finanzmärkte: Spekulanten verkaufen Yen

Ein Blick auf das Anlageverhalten der Spekulanten an der Chicago Mercantile Exchange zeigt, dass es die guten Fundamentaldaten momentan schwer haben, dem Yen zu einer nachhaltigen Aufwertung zu verhelfen. Die Spekulanten haben ihre Shortpositionen im Juni auf ein neues Rekordhoch ausgebaut und damit den Yen belastet. Die hohe Nettoshortposition birgt allerdings ein erhebliches Rückschlagspotenzial. Hier dürften weitere Signale der BoJ über die beabsichtige geldpolitische Straffung zu einer Reduzierung der Leerpositionen führen und den Yen stärken.

Prognose

Kurzfristig wird der Yen weiter durch „carry trades“ belastet, dabei sind neue Rekordtiefststände gegenüber dem Euro und dem Dollar nicht auszuschließen. Nach den Oberhauswahlen Ende Juli dürfte die BoJ ihre Zinspause beenden und mittelfristig zu einer Stärkung des Yen beitragen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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