"Yeah" - Indien und USA eskalieren im Wirtschaftskrieg
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Auslöser ist der fortgesetzte Import russischen Rohöls durch Neu-Delhi. Die zusätzlichen 25 % Strafzoll kommen zu einem bereits geltenden Satz in gleicher Höhe hinzu und treffen zentrale Exportsegmente wie Textilien, Schmuck, Lederwaren, Möbel und Chemikalien. Die USA, traditionell wichtigster Absatzmarkt Indiens, reagieren damit auf eine Energiepolitik, die sie als indirekte Finanzierung des russischen Kriegs in der Ukraine werten.
Ein Schock für die Wirtschaft
"Das ist ein strategischer Schock", urteilt Ajay Srivastava, Gründer der Denkfabrik Global Trade Research Initiative in Neu-Delhi. "Er gefährdet Indiens Position in arbeitsintensiven Märkten, bedroht Hunderttausende Jobs und schwächt unsere Einbindung in globale Lieferketten." Wettbewerber wie Vietnam oder Bangladesch könnten profitieren und dauerhaft Marktanteile gewinnen, selbst im Falle einer späteren Zollrücknahme.
Nach Schätzungen von Exportverbänden stehen 55 % der indischen US-Ausfuhren unter Druck. Die wirtschaftliche Hauptlast trifft kleinere Produzenten, insbesondere im westindischen Bundesstaat Gujarat, die politische Heimatregion von Premierminister Narendra Modi.
Verhandelt, verworfen, verschärft
Der Schritt folgt auf fünf gescheiterte Gesprächsrunden zwischen beiden Regierungen. Während indische Unterhändler noch auf eine Begrenzung der Zölle auf 15 % hofften, ein Niveau, das Washington etwa Japan, Südkorea oder der EU einräumt, folgte am Dienstagabend die Ernüchterung. Auf die Frage, ob die neuen Zölle wie angekündigt greifen würden, antwortete Trumps Handelsberater Peter Navarro knapp: "Yeah."
Aus Sicht Neu-Delhis ist die Eskalation ein politisches Signal mit wirtschaftlicher Schlagkraft. Die Maßnahmen seien "unfair, ungerechtfertigt und unbegründet", heißt es aus Regierungskreisen. Indien verteidigt seine russischen Ölimporte als Beitrag zur globalen Energiestabilität und als wirtschaftliche Notwendigkeit in einem volatilen Umfeld.
Die Vereinigten Staaten stellen das infrage und setzen auf Druck statt Dialog. Eine für Ende August geplante US-Handelsdelegation sagte ihren Besuch kurzfristig ab. Offiziell blieb die Begründung vage, inoffiziell gilt das Verhältnis als festgefahren.
Ökonomischer Schaden mit politischem Beiklang
Die ökonomischen Folgen lassen sich bereits beziffern. Die Citigroup kalkuliert mit einem potenziellen Wachstumsdämpfer von bis zu 0,8 Prozentpunkten für das indische BIP, so Bloomberg. Die indischen Kapitalmärkte haben bereits reagiert: Der Aktienmarkt verzeichnete seit Juli Nettoabflüsse in Höhe von rund 5 Mrd. USD, die Rupie rangiert als schwächste Währung Asiens in diesem Jahr.
Gleichzeitig bleiben aber auch zentrale Exportsegmente verschont, etwa Elektronik und Pharmazeutika, die für internationale Konzerne wie Apple oder Pfizer von wachsender Bedeutung sind.
Auch außenpolitisch setzt Indien neue Akzente. Premierminister Modi wird kommende Woche zu einem Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit in Peking erwartet, dort soll es zu einem bilateralen Treffen mit Chinas Präsident Xi Jinping kommen, dem ersten seit sieben Jahren. Parallel streben Moskau und Neu-Delhi eine Ausweitung des bilateralen Handels auf 100 Mrd. USD binnen fünf Jahren an. Schon jetzt bezieht Indien rund 37 % der russischen Ölexporte.
Die Verschiebungen in der globalen Ordnung zeigen sich damit exemplarisch in diesem Konflikt: Ein vermeintlicher Partner wird wirtschaftlich sanktioniert, und sucht sich neue "Freunde".
Fazit: Ob es wirklich klug ist, derart gegen Indien vorzugehen, daran habe ich meine Zweifel. Gerade Indien bietet derzeit noch die Chance, sich stärker dem Westen zuzuwenden. Die Bevölkerung ist in weiten Teilen bereits offen und international orientiert. Vor allem aber wird Indien perspektivisch einer der wichtigsten Absatzmärkte für westliche Güter sein.
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Die Zölle sind eines der zahlreichen Eigentore von Trump. Sie treiben Indien nur stärker in die Arme der BRICS und damit des Hauptkonkurrenten. Sie sind der gleiche geostrategische Fehler, der schon mit der Konfrontation gegen Russland unter der Biden-Regierung begannen wurde.