Kommentar
15:10 Uhr, 04.01.2024

Wunderwaffe Bitcoin?

Bitcoin wird langsam erwachsen und wird in diesem Monat 15 Jahre alt. Das ist ein Anlass, die Beimischung in ein Portfolio zu beurteilen.

Anleger haben nur wenige Möglichkeiten, ihr Geld in Anlageklassen zu streuen. Es stehen vor allem Aktien und Anleihen zur Auswahl. Immobilien sind zwar eine Anlageklasse, doch als Beimischung sind sie schlecht geeignet. Wer Immobilienaktien kauft, spiegelt nicht unbedingt Immobilienpreise wider, sondern mehr die Geldpolitik. Wer eine Immobilie kauft, mischt sie im Normalfall nicht bei. Das Vermögen ist stark konzentriert. Von einer Beimischung kann man sprechen, wenn maximal 10 % auf eine Anlageklasse entfallen, die nicht Aktien oder Anleihen entspricht.

Eine Beimischung von Gold ist einfacher möglich. Gold kann man in kleinen Mengen kaufen oder auch ganz auf das physische Investment verzichten. Es gibt genügend Instrumente, die den Preis abbilden. Damit haben Anleger immerhin drei Anlageklassen, in denen das Vermögen ohne großen Aufwand investiert werden kann. Bitcoin (oder andere Kryptos) sind eine vierte Anlageklasse.

Bevor Bitcoin einem Portfolio beigemischt wird, lohnt ein Blick auf das klassische 60/40 Portfolio (60 % Aktien, 40 % Anleihen) gegenüber einer einfachen Buy-and-Hold Strategie. Im Vergleich zum DAX macht das 60/40 Portfolio das, was es soll. Anleger opfern etwas Rendite, haben dafür aber ein weniger volatiles Portfolio (Grafik 1). Die geopferte Rendite ist klein genug, um darüber nachzudenken. In den USA ist das nicht der Fall. Der Aktienmarkt schlägt 60/40 so deutlich, dass es kaum einen Sinn macht (Grafik 2).

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Mischen Anleger nun Gold bei, sollte man einen Vorteil erwarten. Gibt es keinen Vorteil, wieso sollte man dann Gold beimischen? Für deutsche Anleger bringt die Beimischung von 10 % Gold einen leichten Vorteil in Bezug auf die Rendite (Grafik 3). Der Renditevorteil ist allerdings so klein und die Volatilität ist nicht geringer, sodass man auf Gold auch verzichten kann. Noch mehr gilt dies in den USA. Wer 10 % in Gold, 55 % in Aktien und 35 % in Anleihen investiert, hat die geringste Rendite (Grafik 4).

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Mischt man Bitcoin bei, ändert sich das Bild. Das ist zunächst auch kein Wunder. Bitcoin hatten zu Beginn einen sehr niedrigen Preis. Erst im Februar 2011 wurde erstmals ein Preis von einem Dollar erzielt. Der Preis hat sich vervielfacht. Dass eine Beimischung von Bitcoin einen Vorteil bringt, ist daher nicht überraschend (Grafiken 5 und 6).

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Inzwischen sind Bitcoin immerhin 15 Jahre alt. Der Preis befindet sich seit einiger Zeit über der Marke von 10.000 USD. Eine Betrachtung seit 2021 ist daher zielführender als eine Betrachtung seit 2010. Zu Beginn des Jahres 2021 standen Bitcoin bei fast 30.000 USD. Seither gab es zwei Boom-Bust Zyklen. Mischt man seit 2021 Bitcoin bei, kann man nicht davon sprechen, dass man nur die Rosinen herauspickt.

Trotz hoher Volatilität von Bitcoin ist die Volatilität eines Portfolios aus 5 % Bitcoin, 5 % Gold, 55 % Aktien und 35 % Anleihen überraschend gering. Ein reines Investment in Aktien bleibt die beste Wahl, doch eine Beimischung von Bitcoin steigert die Rendite leicht (Grafiken 7 und 8). Ein tieferes Tief als beim 60/40 Portfolio wurde im Bärenmarkt 2022 auch nicht erreicht.

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Bitcoin ist damit keine Wunderwaffe. Die Korrelation zur Geldpolitik bleibt hoch. Damit ist auch die Korrelation zu Aktien hoch. Das gilt auch für Gold. Wahre Diversifikation bieten Bitcoin nicht. Gegenüber dem 60/40 oder 55/35/10 Portfolio mit Gold gibt es aber einen Vorteil.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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