Kommentar
01:00 Uhr, 17.08.2007

Worauf man beim Trading in der Urlaubszeit achten muß

Trader sind vom ihren Naturell her nicht gerade als Durchschnittsbürger zu bezeichnen. Oftmals üben sie zwar ganz „normale“ Berufe aus, die Faszination der Märkte bringt sie jedoch dazu ihr Geld, oder zumindest einen Teil davon, selbst aktiv zu verwalten. Nichtsdestotrotz ist es auch für Trader wichtig und begrüßenswert Pausen einzulegen. Und in den Sommermonaten kann es für Trader durchaus erfrischend sein, einmal eine gewisse Distanz zu den Märkten aufzubauen.
Als Daytrader hat man grundsätzlich keine großen Probleme einen Urlaub anzutreten. Da man in der Regel seine Position ohnehin nicht länger als bis zum Börsenschluss hält, hat man sich auch nicht um offene Positionen zu kümmern, wenn man die lang geplante Flugreise antritt, oder spontan mit dem Auto in den Süden fährt. Anders verhält es sich natürlich bei längerfristigen Positionen.

Denken Sie an die Opportunitätskosten!

Natürlich kann man auch all diese Positionen schließen und somit Verluste (abgesehen von den Kosten, die durch die Transaktionen entstehen) vermeiden. Trader denken jedoch auch immer an die Opportunitätskosten. Und diese können die Kosten eines Urlaubs schnell vervielfachen. Was also tun, wenn man seine Positionen nicht schließen, aber dennoch beruhigt in den Urlaub reisen will? Es wartet zwar ein wenig Aufwand auf uns Trader, nichtsdestotrotz ist es eine gute Gelegenheit ältere Positionen auf ihre Sinnhaftigkeit zu überprüfen, und zu sehen, ob der ursprüngliche Grund, warum die Position eingegangen wurde, auch weiterhin vorliegt. Diese Dinge sind ganz wichtig, denn erneut sieht man sich mit Opportunitätskosten konfrontiert. Gibt es nämlich keinen guten Grund eine Position zu halten, dann wäre das Geld in einer anderen Position besser aufgehoben, natürlich unter der Voraussetzung, dass hier ein guter Grund für die Position vorliegt.
Doch damit ist es leider noch nicht getan. Hat man nun also alle Positionen geschlossen, deren Existenzberechtigung (natürlich nur aus rein subjektiver Sicht) nicht mehr gegeben ist, hat man den ersten Schritt erledigt. Nun geht es um die Verwaltung jener Positionen, die man gerne halten will.

Was tun mit den offenen Positionen?

Grundsätzlich sind dieselben Dinge zu tun, wie beim Eingehen einer Position. Und wenn man damals bereits an sie gedacht hat, sind hier maximal Adaptionen notwendig. Natürlich geht es um den Stopp Loss bzw. das Kursziel, also jene Komponenten die den Ausschlag darüber geben, ob eine Position eingegangen wird oder nicht. Ist das Chance Risiko Verhältnis (also das Verhältnis zwischen Stopp Loss und Einstieg bzw. Kursziel und Einstieg) nämlich nicht attraktiv, dann sollte man von einer Position absehen. Hat man sich beim Eingehen der Positionen also ein Kursziel errechnet (und im besten Falle auch gleich eine Order gesetzt), und eine Stopp Loss Marke gefunden (hier ist in jedem Fall eine Order zu setzen), dann hat man Kontrolle über einen der wenigen Parameter, die man beim Trading überhaupt kontrollieren kann. Das Risiko. Wie wir alle wissen ist Trading jedoch keine statische, sondern eine dynamische Herausforderung, und die besten unter uns können nicht nur diszipliniert ihr System handeln, sondern auch angemessen auf Veränderungen reagieren. Also gilt es im einen oder anderen Fall auch das Kursziel und den Stopp Loss anzupassen. Während beim Kursziel Veränderungen in beide Richtungen vorgenommen werden können, ist beim Stopp Loss darauf zu achten, dass dieser lediglich nachgezogen werden darf. Eine Anpassung nach unten ist keine Option. Es gilt also für alle offenen Positionen die Stopp Loss Marken zu überprüfen und eventuell nachzuziehen. Für das Kursziel sind in allen Fällen ebenfalls Orders zu setzen. So kann man das Risiko der Opportunitätskosten zwar nicht eliminieren, aber auf ein vernünftiges Maß reduzieren.

Und die Werte auf der Watchlist?

Aktive Trader kümmern sich nicht nur um ihre aktuellen Trades, sondern sehen sich immer wieder nach attraktiven Möglichkeiten (hier kommt wieder das Chance Risiko Verhältnis ins Spiel) um, ihr Geld gewinnbringend anzulegen. Ist erst ein interessanter Kandidat gefunden, wird entweder eine Position eingegangen, oder der Wert kommt auf die Watchlist. Um schnell reagieren zu können, wenn es zur Signalgenerierung kommt, legt man Alarme fest, die einen an diesen Wert erinnern. Wenn man jedoch gerade am Strand liegt und bei einem guten Buch die Sonne genießt, dann wird einem diese Erinnerung wenig bringen. Es bleiben also nur zwei Möglichkeiten. Entweder sie verzichten darauf die Werte auf ihrer Watchlist zu Werten in ihrem Depot zu machen oder aber, sie setzen die notwendigen Orders. Warten Sie beispielsweise auf den Ausbruch aus einer Seitwärtszone, dann ist solch eine Order zu setzen, die bei einem Ausbruch aus dieser Seitwärtszone einen Kauf durchführt. Wie groß eine solche Position sein soll, ist bereits vor Urlaubsantritt festzulegen, meist aber nicht sonderlich schwierig. Es ist jedoch zu empfehlen, während der aktiven Urlaubszeit kleinere Positionen zu handeln. Das ist nämlich gut für die Entspannung und die emotionale Pause zu den Märkten. Doch mit dem Eingehen der Position ist es noch lange nicht getan, viel wichtiger ist der Exit. Es gibt, wie immer beim Trading, zwei Möglichkeiten. Entweder man wird ausgestoppt, oder das Kursziel wird erreicht. Da Sie nicht wissen, was eintreten wird, sind Orders für beide Fälle zu setzten (diese Orders werden natürlich erst schlagend, sobald eine Positionen überhaupt eingegangen wurde), also ein Stopp Loss bzw. eine Limit Order. Ganz wichtig ist in diesem Falle, dass bei Ausführung einer diesen beiden Orders die andere gelöscht wird. Ansonsten geschieht nämlich Unvorhergesehenes. Denken Sie nur daran, was passieren würde, wenn ihr Stopp ausgelöst würde, der Kurs danach jedoch auf ihr Kursziel steigt, und sie dadurch eine Shortposition eingehen würden. Wenn der Kurs nun weiter steigt, kann das erhebliche Kosten nach sich ziehen. Die beiden Orders müssen einander also ausschließen. Im Englischen tragen solche Orders das Kürzel OCO (One cancels other – also eine löscht die andere).

Wenn man aus dem Urlaub zurückkommt

Wenn man nun also aus dem Urlaub zurückkommt, sollte man von bösen Überraschungen verschont geblieben sein. Die unnötigen Positionen wurden vorher ohnehin geschlossen. Alle Kursziele und Stopp Losses wurden mit Orders versehen. Und selbst die Werte, die sich auf der Watchlist befanden, können Ihnen zu einem satten Gewinn verholfen haben, und das ganz ohne emotionale Aufregung. Wie Sie also sehen können, kann man auch vom Fernbleiben der Märkte etwas lernen. Nämlich, dass es unabdingbar ist, seinen Plan zu traden, und alle Orders im Vorhinein zu setzen.

Autor: Michael J. Plos Dieser Artikel wurde im Tradersjournal veröffentlicht.

TJ-Fazit:

Auch im Urlaub muss man nicht aufs Trading verzichten. Man muss lediglich wissen, wo das Kursziel und wo der Stopp Loss liegt.

Vor dem Urlaubsantritt ist zu überprüfen, ob tatsächlich alle Trades noch ihre Daseinsberechtigung haben.

Wenn man seine Orders diszipliniert setzt, dann hat sich der Urlaub beim Zurückkommen vielleicht schon wieder selbst finanziert.

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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