Wohin mit dem Geld, das man halbwegs sicher anlegen will?
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Konservative Anleger sehen sich aktuell mit einer ganz großen Herausforderung konfrontiert: Wohin mit dem Geld, das man halbwegs sicher anlegen will? Die so beliebten "Deep Discount"-Zertifikate mit gut einjähriger Laufzeit sind derzeit zumindest im Index-Bereich alles andere als erste Wahl. Wer auch bei einem 20prozentigen Einbruch der Märkte noch den maximalen Ertrag vereinnahmen will und somit im DAX (aktuell: 4.031 Punkte) Höchstbeträge von 3.200 Punkten ins Visier nimmt, wird bis Dezember 2005 bloß mit der Aussicht auf 4,3 Prozent p.a. abgespeist (ISIN DE 000 GS0 BC2 5 von Goldman Sachs).
Gefragt ist also Kreativität, etwa bei der Wahl der Laufzeit. Wenn Sie nicht nur so gerade eben die Steuerfrist einhalten wollen, sondern im Extremfall auch gute drei Jahre auf Ihr Geld verzichten können, hat UBS etwas wesentlich Einträglicheres im Programm (ISIN DE 000 A0A M1Y 7): Das bis Dezember 2007 laufende Rabatt-Papier auf den DAX, ebenfalls bei 3.200 Punkten gekappt, kostet derzeit nur 27,16 Euro. Insgesamt sind also 17,8 Prozent zu verdienen, was auf eine Rendite-Chance von immerhin 5,2 Prozent hinausläuft, die obendrein in Begleitung eines knapp 33prozentigen Verlustpuffers daherkommt. Damit stößt die Laufzeit-Idee freilich auch schon an ihre Grenzen. Eine noch längere Festlegung - im Regal der Schweizer liegt sogar ein "DAX Discount 3.200" mit Fälligkeit 2010 (ISIN DE 000 UB2 D7S 2) - bringt kaum noch nachrechenbaren Mehrwert; das Potential steigt dann gerade einmal auf 5,2 Prozent p.a.
Deshalb lohnt der Blick auf die bislang ausschließlich von Sal. Oppenheim angebotene "PROTECT Discount"-Spielart, die jetzt unter dem Namen "Discount PLUS" auch von UBS angeboten wird, vorerst allerdings nur auf den EURO STOXX 50. Unser Favorit ist dabei das bis 23. Dezember 2005 laufende Papier mit dem eigentümlich krummen Cap bei 3.013,37 Punkten (ISIN DE 000 UB5 YEE 5). Die maximale Auszahlung beläuft sich also auf 30,13 Euro, woraus sich auf dem gegenwärtigen Kursniveau (27,80 Euro) eine maximale Rendite von 8,38 Prozent entsprechend 6,88 Prozent p.a. ableitet. Und anders als beim gewöhnlichen Discount-Zertifikat führen hier gleich zwei Wege zum Höchstbetrag: Einerseits ist die Rendite sowieso im Sack, wenn der paneuropäische Super-Index bis nächstes Jahr kurz vor Weihnachten den Cap erreicht. Ausgehend vom derzeitigen Stand (2.834,62 Punkte) müsste das Aktienbarometer dafür jedoch um gut sechs Prozent steigen, worauf wir uns ungern verlassen würden. Doch das ist auch gar nicht nötig, denn die 30,13 Euro werden unter Umständen auch bei niedrigeren Index-Kursen ausgezahlt - sofern der EURO STOXX 50 während der gesamten Restlaufzeit niemals unter die bei 2.081,97 Punkten platzierte Schwelle fällt.
Anders ausgedrückt: Der Index darf in den kom-menden 20 Monaten ruhig um 25 Prozent in die Knie gehen und trotzdem verdienen Sie knapp sieben Prozent p.a. In halbwegs normalen Märkten sollte dieser Abstand locker ausreichen. Trotzdem behalten Sie bitte im Hinterkopf, was passiert, wenn die Barriere doch gerissen wird - dann nämlich mutiert das "PLUS"-Zertifikat zu einem ganz gewöhnlichen "Discounter", der nur noch sehr geringe Chancen auf das Erreichen des Höchstbetrags hat und sein Leben höchstwahrscheinlich in den roten Zahlen beenden wird.
Eine dritte Alternative für defensive Investoren stellen die in diesen Tagen wieder sehr zahlreich emittierten "Callable"-Zertifikate dar. Mit den besten Ertragsschancen wartet dabei auf den ersten Blick die DZ Bank auf: Sofern der EURO STOXX 50 am 26. Oktober 2005 mindestens seinen Stand vom Emissionstag (Fixierung nach Ablauf der Zeichnungsfrist am 15. Oktober 2004) erreicht, wird der neue "MaxiRend Tracker 4" (ISIN DE 000 DZ5 VR3 9) mit einem Bonus von neun Prozent vorzeitig zurückgezahlt. Falls nicht, geht's in die Verlängerung, bis ein Jahr später erneut verglichen wird. Ist der Referenzstand nun wieder eingeholt worden, verabschiedet das Zertifikat sich mit 18 Prozent Aufschlag aus dem Markt. Andernfalls hat man 2007 und 2008 zwei weitere Chancen auf 27 bzw. 36 Prozent Plus - Maßstab bleibt stets das Index-Niveau vom Anfang der Laufzeit. In vier Jahren ist dann allerdings definitiv Schluss und sofern es auch dann nicht reicht, greift zunächst eine 20- bis 35prozentige Schutzgrenze. Wie üblich veröffentlichen die Genossen leider nur diese grobe Indikation, wir gehen jedoch davon aus, dass ein Wert am oberen Ende zustande kommt. Liegen die Einbußen des Index innerhalb der Schutzzone, sieht man am Ende we-nigstens noch den Emissionspreis wieder; bei noch höheren Verlusten muss man im Gegenzug gleich das volle Aktienmarkt-Risiko tragen und ist um mindestens 35 Prozent ärmer.
Dieser Mechanismus mit einem recht komfortablen Puffer und der vierfachen Chance, schon in einer Seitwärtsbewegung mehr als die historische Aktienrendite erzielen zu können, gehört vom Prinzip her in jedes diversifizierte Portfolio. Magenschmerzen kriegen wir allerdings mit Blick auf den Ausgabeaufschlag - 2,5 Prozent sind ziemlich happig und würden die Freude über eine Rückzahlung nach einem Jahr doch ziemlich trüben. Wer hier keine Bonifikation erhält, orientiert sich deshalb besser Richtung Frankreich: Bei BNP Paribas liegt nämlich noch bis zum 22. Oktober unter dem Label "Athene Protect II" (ISIN DE 000 BNP 0ME 0) dieselbe Struktur zur Zeichnung auf und zwar gänzlich ohne Ausgabeaufschlag. Basiswert ist ebenfalls der EURO STOXX 50, der Risikopuffer beläuft sich sogar auf fix zugesicherte 40 Prozent und angesichts von fünf Jahren maximaler Laufzeit hat man sogar eine Rendite-Chance mehr.
Kehrseite der Medaille: Die Höhe der jährlichen Bonus-Zahlung steht noch nicht fest. Sieben Prozent p.a. werden es auf jeden Fall sein; bei günstiger Marktentwicklung könnten sogar knapp 8 Prozent winken und unter dieser Bedingung wäre die griechische Göttin tatsächlich eine ernsthafte Konkurrenz für die Genossen. Leider kann man mit der Ordererteilung nicht bis zur Aufnahme des Börsenhandels warten, da der erste Stichtag dann wohl weniger als ein Jahr entfernt ist, so dass man den eventuell nach einem Jahr anfallenden Gewinn mit Hans Eichel teilen müsste. Deshalb unser Tipp - wenn dieses Produkt für Sie infrage kommt, erkundigen Sie sich gegen Ende der Zeichnungsfrist bei BNP Paribas nach einer aktuellen Bonus-Indikation.
Eine letzte Spielart des "Callable"-Ansatzes kommt von der Commerzbank. Das "Side Step Plus"-Zertifi-kat (ISIN DE 000 CB5 55W 3) ist genauso strukturiert wie "Athene", bietet aber statt einer Schutzgrenze einen 25prozentigen "Airbag" und damit einen bei starken Verlusten effizienteren Kapitalschutz - auch jenseits der 25 Prozent-Marke büßt man weniger ein als mit einem Direktinvestment. Wir halten eine breite Schutzgrenze jedoch für attraktiver als einen schmalen "Airbag" und raten auch wegen des im Vergleich zur Ertragschance geradezu unverschämten Ausgabeaufschlags von zwei Prozent zur Zurückhaltung.
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