Kommentar
11:30 Uhr, 26.08.2015

Wo sind die 800 Milliarden Euro geblieben?

Die Bundesbürger sind zwischen 2003 und 2013 um 800 Milliarden Euro ärmer geworden, wie Berechnungen der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zeigen. Wo ist das ganze Geld geblieben?

Erwähnte Instrumente

  • DAX
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Das Vermögen der Deutschen klettert zwar nominal auf immer neue Rekordstände, doch inflationsbereinigt werden die Bundesbürger ärmer. Zwischen 2003 und 2013 haben deutsche Haushalte inflationsbereinigt durchschnittlich 20.000 Euro an Vermögen eingebüßt, wie die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) berechnet hat. Bei rund 40 Millionen Haushalten entspreche das einem Kaufkraftverlust von unvorstellbaren 800 Milliarden Euro.

Verantwortlich für den Vermögensverlust waren laut DSW vor allem die bis ins Jahr 2010 eher rückläufigen Immobilienpreise und der Hang der Deutschen zu weniger rentierlichen Anlageformen wie Sparbücher, Lebensversicherungen oder auch Riesterrenten.

Aktien werden unterschätzt

Hätten Anleger hingegen die Möglichkeiten der Finanzmärkte ausgeschöpft, hätten sie den Vermögensverlust vermeiden können. Insbesondere der langfristige Wertgewinn von Aktien wird laut DSW von den Anlegern unterschätzt. „Würden die Anleger zumindest einen Teil ihre Geldes langfristig in Aktien investieren, sähen die Zahlen komplett anders aus“, betont DSW-Präsident Ulrich Hocker. Der Leitindex DAX, in dem die 30 größten deutschen Aktiengesellschaften vertreten sind, legte im betrachteten Zeitraum von Anfang 2003 bis Ende 2013 um 230 Prozent zu.

„Das entspricht einem Plus von 21 Prozent pro Jahr. Inflationsbereinigt bleiben da immer noch 19,4 Prozent vor Steuer übrig. Bis heute wäre, trotz der aktuellen Turbulenzen an den Börsen, übrigens nochmal einiges an Geld dazu gekommen“, sagt Hocker. Selbst wenn der Startpunkt des Vergleichs auf den 1. Januar 2000 gelegt würde, und damit mitten hinein in die sich immer weiter aufblähende Spekulationsblase rund um dot.com–Unternehmen, wären die Anleger mit Aktien besser gefahren als mit anderen Geldanlagen, sagt die DSW.

Noch besser fällt die Bilanz aus, wenn statt der DAX-Konzerne die Aktien der mittelgroßen Unternehmen aus dem MDAX zugrunde gelegt werden. Der MDAX legte laut DSW in der Zeit von Anfang 2003 bis Ende 2013 um 448 Prozent und von Anfang 2000 bis Ende 2013 um 302 Prozent zu.

Mehr Performance mit dem DAX-Rendite-Dreieck

Der langfristig gegenüber anderen Anlageformen deutlich überdurchschnittliche Wertgewinn von Aktien wird auch durch das sogenannte DAX-Rendite-Dreieck des Deutschen Aktieninstituts (DAI) veranschaulicht. Die grafische Darstellung zeigt, welche jährliche Performance der Anleger bei einer bestimmten Kombination von Einstiegs- und Ausstiegsjahr erzielt hätte.

Wer zum Beispiel Ende 2008 ein Aktiendepot startete, das in seiner Zusammensetzung dem DAX entspricht, konnte sich bis Ende 2014 über eine jährliche Rendite von 12,6 Prozent freuen. Wer auf dem Höhepunkt der US-Immobilienblase Ende 2007 einstieg, konnte bis Ende 2014 immerhin eine jährliche Rendite von 2,8 Prozent erzielen.

Je länger der angestrebte Anlagehorizont, desto weniger spielen vorübergehende Krisen und Börsencrashs für die Gesamtperformance eine Rolle. Entscheidend ist allerdings, dass der Anleger nicht auf dem Höhepunkt der Krise verkauft.

Hier geht es zum DAX-Rendite-Dreieck (PDF).

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22 Kommentare

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  • tourguide
    tourguide

    Wo sind die 800 Milliarden geblieben? Wenn Herrn Draghi glaubt, ist ja die Euroabwertung gut für Inflationion, Inflation ist für den dt. Bürger schlecht! Daher fließ das Geld bei einer gezielten Geldabwertung wie es Draghi betreibt an die US-Dollar-Lieferanten (FED).

    Die Frage, welche man stellen sollte: Wo sind unsere Bilanzüberschüsse geblieben????

    07:51 Uhr, 27.08.2015
  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    Wo das Geld geblieben ist ... ???

    In Griechenland ... ;-)

    21:42 Uhr, 26.08.2015
  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    @ gixipossi

    Guter Kommentar !!!

    17:40 Uhr, 26.08.2015
  • gixipossi
    gixipossi

    "Die Gedanken sind frei" und insbesondere die von Journalisten. Mir gefallen Artikel gut, die auf Basis von Fakten verfasst werden. Natürlich kann man den DSW zitieren, jedoch sollten Sie hier meiner Meinung fachmännisch und kritisch differenzieren. Alles andere führt bei Anlegern zu vermehrter Unsicherheit. Daher vertraut auch niemand mehr den Banken, Beratern und anderen Lobbyisten, da jeder undifferenziert kommentiert und nicht den notwendigen, auf die jeweilige Person bezogenen ganzheitlichen Ansatz wählt.

    Positiv zu werten ist der Hinweis, dass Aktien eine gute Anlageform darstellen, verbunden mit den DAX Renditedreieck. Jedoch ist anzumerken:

    (1) Es gibt nich die richtige Anlageform. Es gibt nur den richtigen Mix. Denn wer nur in Aktien investiert ist, ist schlecht aufgestellt, da der Diversifikationsgedanke über alle Anlageklassen außer Acht gelassen wird.

    (2) Wer alte Lebensversicherungen mit einer Garantieverzinsung von 3,25 -4% besitzt hat nach Kosten etwa 2,5 bis 3,5% netto. Dies liegt über der Inflationsrate.

    (3) Lebens- oder auch (eher heute gezeichnete) Rentenversicherungen können ETF fondsbasiert -also aktienorientiert- gezeichnet werden. Neben der nachweislich NICHT höheren Kosten (kein Ausgabeaufschlag, kostenfreie Umschichtungen, gesetzl. vorgeschriebene Rückführung von Retrozessionen an die Versicherten etc.) müssen Erträge erst am Ender der Laufzeit und dann wahlweise nur mit dem Halbeinkünfteverfahren versteuert werden. Das führt faktisch zu einer höheren Ablaufleistung.

    (4) Riesterrenten sind für Familien mit Kindern und gehobenen Einkommen überaus rentabel. So zahlt eine geringverdienende Mutter im Jahr 60€ und bekommt bei zwei Kindern 754€ vom Staat dazu. Diese Rendite liegt wohl auch oberhalb der Inflation.

    (5) Vermietete Immobilien (Sie sprechen ja über Anlagen) haben in mittleren bis guten Lagen als Sachwert eine Rendite, die nachweislich ebenfalls deutlich oberhalb der Inflation liegt.

    Am Rande sei hier noch erwähnt, dass Aktien, Rohstoffe und Immobilien keine Geldanlage darstellen, da der Anlager sein Vermögen in Sachwerte investiert. Sparbücher und Rentenpapiere sind Anlagen in Geld.

    Allen einen schönen Tag noch:-)

    13:47 Uhr, 26.08.2015
    1 Antwort anzeigen
  • OliP
    OliP

    Das Problem ist die meisten haben kein Geld für Aktien,desweitern wissen sehr viele das die Börse von Eliten regiert wird, die Kurse steigen oder fallen lassen können nach belieben.Beispiel Herr Buffet ein Huster schon bricht Panik aus.Schon die Renter vergessen in England die auch auf Aktien gesetzt haben?

    13:32 Uhr, 26.08.2015
    1 Antwort anzeigen
  • sewiet13
    sewiet13

    Hätten alle Bürger ihr Geld in Aktien gesteckt hätten wir eine grosse Blase bekommen... Die hätte , wäre, wenn... analysen sind in de Theorie interessant. in der Praxis ist das aber immer eine ganz andere Geschichte.

    13:13 Uhr, 26.08.2015
  • einfach
    einfach

    solange aktien leerverkauft werden können und es wetten auf fallende kurse gibt, ist jeder der sich nicht sehr ausführlich mit der materie börse und aktien auseinandersetzt am besten da aufgehoben wo er/sie jetzt ist.

    12:53 Uhr, 26.08.2015
    1 Antwort anzeigen
  • Dieter_HW
    Dieter_HW

    Ein dickes Veto meinerseits. Hätten die Deutschen in die Finanzmärkte investiert, wäre das Gesamtvermögen halbiert worden. Es war demnach intelligent, sich nicht an den Finanzmärkten zu engagieren.

    Die breit angelegten Versuche scheiterten zudem an der Dotcom-Blase, und Lehman besorgte den Rest. Und jetzt erklären Sie mal Tante Gertrud, dass sie ihr mühsam Erspartes der Deutschen Bank anvertrauen soll. Oder nehmen wir Gold, was lange Zeit als Geldanlage seitens der Banken propagiert wurde. Onkel Friedrich legt sein Geld 2011 an, und heute?

    Sie stellen demnach journalistisch die falsche Frage. Diese müsste lauten: Warum scheut der gemeine Deutsche die Kapitalmärkte wie der Teufel das Weihwasser?

    12:31 Uhr, 26.08.2015
    1 Antwort anzeigen
  • 0815
    0815

    Schön blöd die Deutschen.

    Wo das Geld letztlich geblieben ist wurde jedoch nicht beantwortet. Muss ja irgendwo geblieben sein.

    Zu den Aktieninvesents: Klar sind Aktien langfristig unumgänglich aber eine Diversifikation außerhalb Deutschlands ist schon notwendig. Ist ja nicht auszuschließen dass D/EU demographisch bedingt in eine Phase niedrigen/negativen Wachstums übergeht und die Unternehmensgewinne stagnieren.

    Es gibt sicher Indizes die schlechtere Rendite Dreiecke vorweisen wie in Griechenland zB. Eine globale Diversifikation ist daher ratsam entweder über MSCI World ETF Sparplan oder über die Kombination aus US und EU Märkten.

    12:20 Uhr, 26.08.2015
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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