Kommentar
10:10 Uhr, 31.01.2018

Wo sind denn die Schnäppchen?

Schnäppchen gibt es immer, nur halt nicht immer zu Hause. Mit einer globalen Perspektive findet man so manchen attraktiven Markt.

In diesen Wochen kann man teilweise nur noch den Kopf schütteln, weil Anleger gerade in eine Stimmung geraten, die gefährlich ist. Man bekommt das Gefühl, dass Aktien gar nicht mehr fallen können. Das wurde quasi abgeschafft. Dies gilt – wie ich nicht zu betonen müde werde – insbesondere für die USA, aber nicht nur.

Es gibt aber auch Märkte, die sich keineswegs in einer irrationalen Übertreibung befinden. Man muss sich dafür aber global ein wenig umsehen. Anleger leiden häufig an einem Heimatmarkt-Bias. Man kauft eben gerne das, was man kennt, also z.B. Dax Unternehmen. Die meisten Depots haben daher nur eine geringe geografische Diversifikation.

Bevor ich auf interessante Märkte zu sprechen komme, lohnt ein Blick darauf, wie überhaupt eine Übertreibung aussieht. Zu diesem Zweck vergleicht man am besten das Langfrist-KGV der einzelnen Märkte (CAPE Ratio – Cyclical Adjusted Price Earnings Ratio). Grafik 1 zeigt die Märkte, die in ihrer Historie die höchsten CAPEs ausgewiesen haben.

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Ganz vorne mit dabei ist Japan. Es ist nicht überraschend, dass es vor dem Crash 1990 zu einer satten Bewertung kam. Das KGV erreichte fast 80. Es war aber nicht der höchste Wert. Aktien fielen zwar stark, aber die Ertragskraft der Unternehmen litt noch mehr. Das KGV stieg auf über 90 zur Jahrhundertwende. Etwas Ähnliches schaffte nur Schweden im Jahr 2000. Italien und Kanada brachten es immerhin auf Werte von 60.

So schlimm ist es heute noch nicht. In den USA zeigt sich heute ein Wert von 33 (Grafik 2). Das ist global gesehen der höchste Wert. In Bezug auf die eigene Historie geht es aber auch höher. Die Internetblase blähte das KGV auf fast 50 auf. Danach ging es fast 15 Jahre lang seitwärts. Anleger bekommen die Rechnung für irrationale Übertreibung unweigerlich präsentiert.

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Die hohe Bewertung in den USA hat bis zu einem gewissen Grad auch auf die Nachbarländer abgefärbt. Auch Kanada und Mexiko sind keine Schnäppchen. Dafür bietet Australien solide Chancen. Das Land hat seit 20 Jahren keine Rezession mehr gesehen und ein neuer Rohstoffzyklus hat gerade erst begonnen.

In Europa ist die Krise noch nicht überall abgehakt (Grafik 3). Spanien und Italien bieten die größten Chancen. Die Lage ist inzwischen besser als von vielen wahrgenommen. Anleger haben die Krise einfach noch nicht abgehakt und meiden Aktien dieser Länder.

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In Asien kann von Vermeidung keine Rede sein. Hier laufen die Märkte wieder zur Hochform auf (Grafik 4). Insbesondere der chinesische Aktienmarkt schiebt sich in Windeseile nach oben. Die letzte Übertreibung ist zwar gerade erst einmal drei Jahre her, aber das Gedächtnis der Anleger scheint recht kurzfristig zu sein.

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Wenn man die bisherigen Beobachtungen zusammenfasst, liegen auch global die Schnäppchen nicht einfach so herum. In Europa sind Italien und Spanien interessant. Dazu gesellen sich noch ein paar weitere Märkte, die in Grafik 5 abgebildet sind. Sie alle versprechen über die kommenden 10 Jahre eine Rendite von mindestens 6 % pro Jahr. Das ist fast doppelt so viel wie auf dem US-Markt.

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Besonders interessant sind Russland, die Türkei, Südkorea, Polen und Israel. Diese Länder könnten verschiedener nicht sein. Sie haben allerdings eine Gemeinsamkeit: die Politik. Sie ist die Unberechenbare in der Gleichung. Die Länder sind zwar stabil, allerdings führt die Türkei Krieg in Syrien, in Israel weiß man nie, wann der nächste Konflikt losbricht, in Russland herrscht Stillstand, Südkorea hat Nordkorea usw.

Das alles sind Argumente, um dem Markt fernzubleiben. Theoretisch. Die Argumente sind Dauerbrenner, die auch schon vor 10 Jahren aktuell waren. Die Bewertung hat das vor 10 Jahren nicht beeinträchtigt. Es gibt also berechtigte Hoffnung, dass Anleger auch die aktuellen Krisen abhaken und kaufen werden.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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