Kommentar
01:37 Uhr, 08.12.2007

Wirtschaftsdaten: Zinssenkung in Sicht!

Börsianer haben es nicht leicht: Tag für Tag werden sie mit Wirtschaftsdaten überflutet. Um zur rechten Zeit die richtigen Entscheidungen treffen zu können, sollte man die wichtigsten Informationen nicht nur verstehen, sondern auch einzuordnen wissen.

Wir werden Sie in Zukunft an dieser Stelle über die wichtigsten Wirtschaftsdaten aus Europa und den USA informieren und erläutern, was die Informationen für die Börsen bedeuten.

Montag:

Der an den Finanzmärkten viel beachtete Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management (ISM) für die US-Industrie ist im November weiter gefallen, wenn auch geringer als vom Markt erwartet. Mit 50,8 Punkten (Oktober: 50,9) liegt er nur noch geringfügig über der kritischen Schwelle von 50 Zählern.

Der Teilindex für den Auftragsbestand war mit 41,5 Punkten deutlich unter die 50-Punkte-Marke gefallen. Zudem deutet die Beschäftigungskomponente mit einem Wert von 47,8 Zählern darauf hin, dass in den kommenden Monaten weitere Stellen abgebaut werden.

Wegen der hohen Ölpreise legte der Teilindex für die Einstandspreise auf 67,5 Punkte zu. Höhere Einstandspreise können zu niedrigeren Unternehmensgewinnen oder zu höheren Verbraucherpreisen führen, beides ist negativ.

Unser Kommentar:

Der Wert von knapp über 50 Punkten beim ISM-Index zeigt, dass die Konjunktur in den USA weiterhin Probleme hat. Offenbar kann daran auch der schwache Dollar, der die Exportchancen der US-Unternehmen deutlich verbessert, nur wenig ändern. Die Fed wird daher in der kommenden Woche die Zinsen wohl um weitere 25 Basispunkte auf 4,25 Prozent senken. Überraschen wird das aber niemanden mehr, in den Kursen dürfte das mittlerweile enthalten sein.

Mittwoch:

Die Lohnstückkosten (im Nonfarm Business) sind im dritten Quartal in den Vereinigten Staaten saisonbereinigt zum Vorquartal um 2,0 % gesunken. Auf Jahressicht kletterten die Lohnstückosten in den USA um 3,0 %.

Unser Kommentar:

Sinkende Lohnstückkosten verringern die Inflationsgefahren und könnten so der Fed die Entscheidung erleichtern, die Zinsen in der kommenden Woche zu senken.

Die US-amerikanischen Industrieaufträge sind im Oktober um 0,5 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich 0,1 bis 0,4 %. Im Vormonat waren die Industrieaufträge um 0,2 % gestiegen.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 8,0 Mio. Barrel gesunken, nach einem Rückgang von zuvor 400.000 Barrel.

Donnerstag:

Der Auftragseingang ist im Oktober in Deutschland auf Monatssicht um 4,0 % gestiegen. Erwartet wurde ein Plus in Höhe von lediglich 1,0 %. Das Minus im September wurde auf 1,6 % revidiert von zuvor veröffentlichten -2,5 %.

Die Europäische Zentralbank belässt die Zinsen unverändert bei 4,0 %. Damit war im Vorfeld bereits gerechnet worden.

Die Zahl der Erstanträge ist in den USA auf 338.000 zurückgegangen. Erwartet wurden 335.000 neue Anträge nach zuvor 353.000 (revidiert von 352.000).

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 88 Bcf auf 3.440 Bcf zurückgegangen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um zwölf Bcf geschrumft. Im Vorjahr hatten sie bei 3.408 Bcf gelegen.

Freitag:

Im September ist die Zahl der Insolvenzen in Deutschland insgesamt im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,7 %, auf 12.357 zurückgegangen. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist dabei binnen gleicher Frist sogar um 15,8 % auf 2.285 gesunken.

Die Zahl der Beschäftigten (ohne Landwirtschaft) ist in den USA im November um 94.000 gestiegen. Erwartet wurden 65.000 bis 78.000 neue Arbeitsplätze nach einem Zuwachs um 170.000 im Vormonat. Damit wurde der Vormonatswert leicht von 166.000 nach oben revidiert.

Die durchschnittlichen Stundenlöhne sind in den USA im November um 0,5 % bzw. 0,08 US-Dollar gegenüber dem Vormonat auf 17,63 US-Dollar gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg um 0,3 bis 0,4 %. Im Vormonat waren die Stundenlöhne um 0,1 % geklettert. Der zuletzt veröffentlichte Anstieg wurde demnach von 0,2 % nach unten revidiert.

Der vorläufige Verbraucherstimmungsindex der Uni Michigan für die USA notiert im Dezember bei 74,5. Erwartet wurde er im Bereich 75,3 bis 76,0. Im Vormonat hatte der Index noch bei 76,1 notiert.

Unser Kommentar:

Die Verbraucher sind für die US-Konjunktur das Zünglein an der Waage. Nachdem sich hier die Stimmung weiter verschlechtert hat, wird die Fed nicht zögern, die Zinsen zu senken.
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Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der kommenden Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die am Mittwoch erscheint.
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Anmeldungen unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

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Über den Experten

Harald Weygand
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Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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