Kommentar
16:16 Uhr, 13.05.2008

Wirtschaftsdaten: Mutige US-Verbraucher...

Börsianer haben es nicht leicht: Tag für Tag werden sie mit Wirtschaftsdaten überflutet. Um zur rechten Zeit die richtigen Entscheidungen treffen zu können, sollte man die wichtigsten Informationen nicht nur verstehen, sondern auch einzuordnen wissen.

Wir werden Sie in Zukunft an dieser Stelle über die wichtigsten Wirtschaftsdaten aus Europa und den USA informieren und erläutern, was die Informationen für die Börsen bedeuten.
Montag:
Der US-amerikanische ISM Non-Manufacturing Index (NMI) für April notiert bei 52. Erwartet wurde der NMI im Bereich 49,5 bis 50,0 nach zuvor 49,6. Unser Kommentar: Die Überraschung kam gleich zu Wochenbeginn: Der ISM Index notiert wieder oberhalb von 50 Zählern und signalisiert somit Expansionskurs. Im Lauf der Woche verpuffte die Wirkung der Nachricht allerdings wieder...

Dienstag:

Der Dienstleistungsindex für die Eurozone notiert in der zweiten Veröffentlichung für März bei 52,0. Damit wurde die offizielle Vorabschätzung von 51,8 nach oben revidiert. Im Vormonat hatte der Index bezüglich der Dienstleistungen noch bei 51,8 gestanden.

Der Einkaufsmanagerindex Gesamtwirtschaft für die Eurozone notiert in der zweiten Veröffentlichung für April bei 52,0. Die vorläufige Veröffentlichung wurde somit von 51,9 leicht nach oben revidiert. Im März hatte der Gesamtindex der Eurozone noch bei 51,9 gelegen.

Der deutsche Dienstleistungsindex für April notiert bei 54,9. Erwartet wurde der Index bei 54,6. Im Vormonat hatte er ebenfalls bei 54,6 gestanden.

Die Erzeugerpreise der Industrie sind in der Euro-Zone im März zum Vormonat um 0,7 % gestiegen nach zuvor 0,7 % (revidiert von +0,6 %). Im Jahresvergleich sind die Preise der Erzeuger in der Industrie um 5,7 % geklettert nach zuvor +5,3 %.

Mittwoch:

Der Einzelhandelsumsatz ist in der Eurozone im März gegenüber dem Vormonat in der ersten offiziellen Schätzung um 0,4 % gefallen. Im Jahresvergleich ist der Umsatz des Einzelhandels in der Eurzone im Berichtsmonat um 1,6 % gesunken.

Die US-amerikanische Arbeitsproduktivität (im Nonfarm Business) ist im ersten Quartal saisonbereinigt und annualisiert um 2,2 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich von 1,2 bis 1,4 % nach 1,8 % im Vorquartal (revidiert von 1,9 %).

Die Lohnstückkosten (im Nonfarm Business) sind in den USA im ersten Quartal saisonbereinigt zum Vorquartal um 2,2 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg um 2,5 %.

Die US-amerikanischen Rohölvorräte (Crude Oil Inventories) sind in der vorangegangenen Woche um 5,7 Mio. Barrel gestiegen, nach zuvor +3,8 Mio. Barrel.

Die Benzinvorräte (Gasoline Inventories) haben sich in den USA im Wochenvergleich um 0,8 Mio. Barrel ausgeweitet, nach zuletzt einem Minus in Höhe von 1,5 Mio. Barrel.

Die Vorräte an Destillaten (Distillate Inventories), die auch das Heizöl beinhalten, sind gegenüber der Vorwoche in den Vereinigten Staaten um 0,1 Mio. Barrel gefallen, nach zuvor +1,1 Mio. Barrel.

Die US-amerikanischen Verbraucherkredite haben sich im März um 15,3 Mrd. US-Dollar ausgeweitet. Erwartet wurde ein Anstieg um 6,0 bis 6,3 Mrd. US-Dollar. Zuvor war ein Anstieg um rund 6,5 Mrd. US-Dollar zu verzeichnen gewesen. Damit wurde der Vormonatswert von 5,2 Mrd. US-Dollar nach oben revidiert.

Unser Kommentar:

Es ist erstaunlich, wie gelassen die US-Verbraucher offenbar auf die Finanzkrise reagieren: Ein derart starker Anstieg bei den Verbraucherkrediten ist angesichts der angespannten Wirtschaftslage mutig, um es vorsichtig auszudrücken. Ob daraus eine Belebung für die Gesamtwirtschaft wird, muss sich erst noch zeigen.

Donnerstag:

Die deutsche Handelsbilanz weist für März einen Überschuss in Höhe von 16,7 Mrd. Euro aus nach 16,9 Mrd. Euro im Vormonat und 18.7 Mrd. Euro ein Jahr zuvor.

Die Leistungsbilanz in Deutschland zeigt im März Saldo ein Plus in Höhe von 17,2 Mrd. Euro. Im Vormonat lag der Überschuss bei 16,1 Mrd. Euro (revidiert von 15,4 Mrd. Euro), im Vorjahr bei 20,7 Mrd Euro.

Die Ausfuhren sind im März zum Vorjahr um 0,2 % auf 84,0 Mrd. Euro geklettert. Die Einfuhren nach Deutschland sind gegenüber dem Vorjahres-März um 3,3 % auf 67,3 Mrd. Euro gestiegen.

Unser Kommentar:

Was sich bereits in den vergangenen Wochen angedeutet hat, das bestätigen auch die neuesten Zahlen: Trotz des hohen Euro-Kurses zeigt sich die Export-Wirtschaft in Deutschland erstaunlich robust. Wofür die USA einen schwachen Dollar benötigen, das schafft Deutschland nicht nur aus eigener Kraft sondern auch noch gegen eine starke Währung - Hut ab! Sehen Sie sich etwa die deutschen Maschinenbauer an. Die Branche ist stark exportorientiert und hatte zuletzt arg gelitten.

Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe ist in Deutschland im März zum Vormonat preis- und saisonbereinigt um 0,5 % gefallen. Erwartet wurde hingegen ein Rückgang in Höhe von 0,4 %. Im Vormonat war die Produktion um revidierte 0,2 % geklettert (revidiert von 0,4 %).

Die Europäische Zentralbank belässt die Zinsen erwartungsgemäß unverändert bei 4,0 %. Der letzte Zinsschritt der EZB liegt zurück im Juni letzten Jahres. Damals hatte die Notenbank die Zinsen um 25 Basispunkte auf die aktuellen 4,0 % angehoben.

Unser Kommentar:

Die vergleichsweise hohe Inflation dürfte noch ein Weile dafür sorgen, dass die Zinsen in Europa nicht gesenkt werden. Damit bleibt der Renditeabstand zum Dollar vorerst bestehen.

Die Zahl der Erstanträge ist in den USA auf 365.000 gefallen. Erwartet wurden 370.000 neue Anträge nach zuvor 383.000 (revidiert von 380.000).

Der Großhandelsumsatz in den USA ist im März um 1,6 % gestiegen.

Die US-amerikanischen Lagerbestände im Großhandel sind gleichzeitig um 0,1 % gefallen. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich 0,4 bis 0,5 % nach zuvor +0,9 %. Damit wurde der Vormonatswert von veröffentlichten +1,1 % nach unten revidiert.

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 65 Bcf auf 1.436 Bcf gestiegen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 86 Bcf geklettert, im Vorjahr hatten sie bei 1.720 Bcf gelegen.

Unser Kommentar:

Die Lagerbestände beim US-Erdgas wachsen wieder. Auf Jahressicht sind die Vorräte allerdings klar rückläufig. Langfristig bleibt der Sektor daher höchst interessant. Nach einer „Sommerpause“ dürfte es beim US-Erdgas weiter deutlich aufwärts gehen.
Freitag:

Die deutschen Großhandelspreise sind im April gegenüber dem Vormonat um 0,6 % gestiegen nach +1,6 % im Vormonat. Im Jahresvergleich ist der Preisindex des Großhandels in Deutschland um 6,9 % geklettert nach zuvor +7,1 %.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist der Gesamtumsatz im verarbeitenden Gewerbe in Deutschland im März um 4,1 % gestiegen. Im Vormonat hatte das Plus 6,0 % betragen (revidiert von 6,2 %), im Januar wurde ein Anstieg um 7,0 % verzeichnet. Der Inlandsumsatz ist im März-Jahresvergleich um 2,7 % geklettert, der Umsatz mit dem Ausland um 5,9 %.Im Saison- und arbeitstäglich bereinigten Vergleich zum Vormonat verlor der Umsatz-Volumenindex im März um 0,5 % nach -0,2 % im Vormonat, aber +2,1 % zwei Monate zurück. Im Inlandsgeschäft sank der Index dabei um 0,9 %, im Auslandsgeschäft kletterte er dagegen um schwache 0,1 %.

Die US-amerikanische Handelsbilanz weist für März ein Defizit in Höhe von 58,2 Mrd. US-Dollar aus. Erwartet wurde ein Minus im Bereich 58,0 bis 61,3 Mrd. US-Dollar. Im Vormonat hatte das Defizit noch bei 61,7 Mrd. US-Dollar gelegen. Somit wurde der Vormonatswert von zunächst veröffentlichten 62,3 Mrd. US-Dollar revidiert.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die kürzlich erschienen ist.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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