Kommentar
11:16 Uhr, 04.04.2019

Wirtschaftlicher Hoffnungsschimmer!

Bei vielen schlechten Nachrichten über die Realwirtschaft gibt es zumindest einen Hoffnungsschimmer.

Der Aktienmarkt hat den Schock über eine invertierte Zinskurve bisher gut weggesteckt, eigentlich zu gut. Die Inversion ist ja nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Zu häufig gab es in der Vergangenheit eine Rezession. Zudem erreicht der Aktienmarkt dann sein Hoch, wenn die Kurve am niedrigsten ist und erholt sich erst dann, wenn sie wieder nach oben dreht. Davon sind wir weit entfernt.

Die Zinskurve läuft der Wirtschaft 12-18 Monate voraus. Verschiebt man die Kurve um 12 Monate nach vorne und vergleicht sie mit dem Wirtschaftswachstum, so dürfte sich das US-Wachstum bis mindestens Mitte 2020 abschwächen (Grafik 1).


Das aktuelle Kursfeuerwerk ist daher nicht ganz zu verstehen. Es ist zwar typisch für eine fallende Zinskurve, doch bei der Aussicht auf Stagnation oder Rezession fragt man sich, wieso man Aktien kaufen sollte. Die Hoffnung scheint zu regieren, insbesondere dann, wenn man Grafik 2 im Blick hat.

Grafik 2 vergleicht den wichtigsten Zinsspread (10-2 Jahre), der als Zinskurve bezeichnet wird mit dem Spread zwischen 30- und 5-jährigen Anleihen. Dieser lange Spread läuft dem Hauptspread ungefähr 6 Monate voraus. Dies gilt vor allem für Umkehrpunkte (Tief des Hauptspreads).


Demnach sollte die von allen beachtete Zinskurve nun so langsam wieder nach oben drehen. Das wiederum wird mit einem Aufschwung assoziiert. Die Aktienmarktrallye wäre in diesem Fall absolut gerechtfertigt und der Markt hätte noch etwas Luft nach oben.

Die Sache hat natürlich einen Haken. Wir wissen erst hinterher, ob es sich wirklich um einen Umkehrpunkt handelte. Zwischen 1995 und 2001 gab es mehrere solcher Umkehrpunkte. Erst beim dritten kam die Rezession wirklich. Es ist also absolut denkbar, dass die Wirtschaft noch einmal etwas schneller wächst, bevor sie 2020 oder 2021 in die Rezession fällt.

Es ist also nur ein Hoffnungsschimmer, aber ein ziemlich solider. Wirtschaftlich bedeutet das, dass die Wachstumsdelle Ende 2018 und Anfang 2019 so langsam vorübergeht. Im zweiten und dritten Quartal sollte das Wachstum wieder zulegen. Das ist dann die ultimative Bullenfalle, da viele andere Indikatoren andeuten, dass mittelfristig (2020) eine Rezession erwartet wird.

Die aktuelle Rallye zermürbt demnach jeden Anleger, der aktuell noch nicht investiert ist. In den USA werden möglicherweise neue Allzeithochs erreicht. Spätestens dann steigen die Nachzügler ein. Wenn aller eingestiegen sind, kommt der eigentliche Abschwung.

Bei diesem Fahrplan würde wohl garantiert, dass der größtmöglichen Anzahl an Anlegern der größtmöglich Schaden zugefügt wird. Genau dafür ist die Börse ja bekannt.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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