Kommentar
17:22 Uhr, 06.01.2005

Wirtschaftliche Stimmung gibt nach

1. Die wirtschaftliche Stimmung (Economic Sentiment) in Euroland sank im Dezember 2004 von 100,9 auf 100,3 Punkte. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte (Median: 101,0 Punkte) und selbst unsere etwas pessimistischere Prognose (100,8 Punkte) enttäuscht.

2. Das Einzelhandelsvertrauen stieg um drei Punkte an, konnte aber nicht aus dem seit über einem Jahr bestehenden Seitwärtskorridor ausbrechen (Schaubild im Anhang). Das Bauvertrauen blieb unverändert auf seinem ordentlichen Niveau von -14 Punkten und das Dienstleistungsvertrauen schließlich sank um einen Punkt.

3. Erwartungsgemäß verharrte das Konsumentenvertrauen auf seinem Vormonatsstand von -13 Punkten und blieb damit weiterhin unter seinem langjährigen Durchschnitt. Von den einzelnen – gleich gewichtet eingehenden – Komponenten verschlechterte sich nur eine, die Sparabsichten für die kommenden zwölf Monate. Alle anderen Komponenten zeigten dagegen keine Verschlechterung an. So blieb die Einschätzung der Arbeitsmarktentwicklung unverändert, die Erwartungen der Haushalte für die kommenden zwölf Monate bezüglich der eigenen finanziellen Situation und bezüglich der allgemeinen Wirtschaftslage verbesserten sich sogar.

4. Überraschend kam dagegen die Verschlechterung des Industrievertrauens auf -4 Punkte (Bloomberg und DekaBank: -3 Punkte). Dies erstaunt umso mehr, als sich keine der Teilkomponenten verschlechtert hat. So blieb die Beurteilung der Fertigwarenlager und des Auftragsbestandes unverändert, die Produktionserwartungen verbesserten sich sogar. Offensichtlich errechnet sich das Industrievertrauen für Euroland nicht aus dem Durchschnitt der drei Komponenten, sondern aus dem Durchschnitt der einzelnen Länder. Beide Wege führen im Normalfall zum gleichen Ergebnis, dieses Mal allerdings nicht. Blickt man nämlich auf die Länderergebnisse, so zeigt sich in sieben der zwölf Länder ein Rückgang des Industrievertrauens, darunter in Spanien und Italien, in zwei Ländern eine Seitwärtsbewegung und nur in drei Ländern eine Verbesserung, darunter Frankreich.

5. Betrachtet man das Geschäftsklima (Business Climate), das aus den Ergebnissen der Unternehmensumfrage konstruiert wurde, so findet unsere Vermutung bezüglich der Aggregationsproblematik eine weitere Bestätigung: Es stieg von 0,38 auf 0,43 Punkte an und signalisiert damit eine Expansion der Industrieproduktion im Vorjahresvergleich. Dies entspricht besser dem Bild, das die Teilkomponenten des Industrievertrauens nahelegen.

6. Trotz der etwas ungünstigeren Gesamtindikatoren sind die Ergebnisse der Kommissionsumfrage für den Dezember nicht schlecht. Bei genauerer Betrachtung überwiegen sogar die positiven Aspekte. Die Indikatoren zeichnen derzeit ein Bild einer schwachen, aber stabilen konjunkturellen Erholung.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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