Kommentar
08:50 Uhr, 18.09.2020

Wirtschaftliche Erholung: China ist der Welt Jahre voraus

Mit der Wirtschaft geht es aufwärts. In den meisten Ländern wird es jedoch Jahre dauern bis das Vorkrisenniveau wieder erreicht ist. Nicht so in China.

Chinas Wirtschaftsleistung brach im ersten Quartal um 10 % ein. Damit erlebte China ein Quartal früher als der Rest Welt den großen Einbruch. Während der Rest der Welt im zweiten Quartal zwischen 5 % und 25 % schrumpfte, erlebte China eine Renaissance. Im zweiten Quartal wuchs die Wirtschaft um 11,5 %.

Chinas Wirtschaft ist damit die einzige, die den Einbruch schon wieder wettgemacht hat. Erst Anfang 2021 dürfte einem weiteren Land dieses Kunststück gelingen. Südkorea konnte bisher einen strikten Lockdown verhindern. Der Einbruch war daher weniger dramatisch als etwa in Europa. Innerhalb von drei Quartalen sollte der Rückgang im zweiten Quartal wieder ausgeglichen sein (Grafik 1).

In Europa dürfte als erstes großes Land Deutschland wieder das Vorkrisenniveau erreichen. Traut man den Prognosen, dann ist es Anfang 2022 soweit. Noch im selben Jahr folgen die USA, Kanada, Japan, Russland und Indien.


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Großbritannien und Frankreich werden wohl erst Mitte 2023 wieder das Vorkrisenniveau erreichen. In Spanien und Italien wird es vermutlich Anfang 2024 und in Mexiko erst Ende 2024. Da fragt man sich natürlich, wie China dieses Kunststück gelungen ist. Einige sonst schneller wachsende Emerging Markets holen die Verluste erst Jahre später wieder ein.

Dafür gibt es eine gute Erklärung. Entwickelte Länder haben mehr Geld in die Hand genommen als Emerging Markets. Lediglich Südafrika bildet eine Ausnahme. Hier gibt es allerdings andere strukturelle Probleme, die einen schnelleren Rebound verhindern. Mangelnder fiskalischer Spielraum schränkt den Aufschwung in den meisten Entwicklungsländern stark ein.


Italien und Spanien können sich keine großen Konjunkturprogramme leisten. Sie versuchen es mit hohen Garantien. Das ist besser als nichts. Direkte Staatsausgaben wirken jedoch besser und schneller. Es ist kein Wunder, dass diese Länder hinterherhinken. Erschwerend kommt hinzu, dass der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig ist und in diesem Jahr fiel die Saison mehr oder minder aus.

China ist das einzige Land, das relativ geringe Ausgabenerhöhungen oder Garantien ausweist. Trotzdem hat es den Einbruch überwunden. Man kann sich fast nicht vorstellen, dass die Daten die wirkliche Lage widerspiegeln.


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Tatsächlich hat China aber eine Möglichkeit, die andere Länder nicht haben. Staatliche Unternehmen machen einen großen Teil der Wirtschaft aus und viele Ausgaben werden nicht so verbucht, dass sie als Staatsausgaben erkannt werden. China griff in die übliche Trickkiste und lancierte viele Bau- und Infrastrukturprojekte. Der Bausektor wuchs auf Jahressicht um 8 %. Investitionen und Exporte glichen den schwächelnden Konsum aus.

Ob die Daten auf die Nachkommastelle korrekt sind, sei dahingestellt. China hat aber heimlich ein gigantisches Konjunkturprogramm durchgeführt. Dank effizienter staatlicher Lenkung ist China so ein kleines Wunder gelungen und ist in der wirtschaftlichen Erholung dem Rest der Welt um Jahre voraus.

Clemens Schmale

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    Aber nicht in der Qualität.Europäische Firmen,die Komponenten dort fertigen lassen,haben ganz schöne Schwierigkeiten mit der Garantie.

    14:15 Uhr, 19.09. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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