Wirtschaftliche Aktivitäten beleben sich
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Die wirtschaftlichen Aktivitäten haben sich im ersten Quartal 2006 deutlich belebt. Dies teilte das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie am Montag in Berlin mit. Nach der Stagnation im vierten Quartal 2005 nahm das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal 2006 gegenüber dem Vorquartal preis-, kalender- und saisonbereinigt um 0,4 % zu. Im Vorjahresvergleich erhöhte sich das BIP preisbereinigt um 2,9 % und unter Berücksichtigung des Kalendereffekts um 1,4 %.
Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung habe dabei deutlich an Breite gewonnen. Kamen im Vorquartal die maßgeblichen Impulse noch weitgehend aus dem Ausland, so seien zunehmend auch binnenwirtschaftliche Auftriebskräfte zu verzeichnen. Die stärksten Wachstumsbeiträge aus dem Inland kamen im ersten Quartal in der Verlaufsbetrachtung von den Privaten Konsumausgaben (+0,4 Prozentpunkte) und dem beschleunigten Anstieg der Ausrüstungsinvestitionen (+0,2 Prozentpunkte). Dämpfend hätten sich der Lagerabbau und die aufgrund witterungsbedingter Produktionsbehinderungen rückläufigen Bauinvestitionen ausgewirkt. Die dynamische außenwirtschaftliche Entwicklung sowohl bei Ein- und Ausfuhren habe im Ergebnis einen Wachstumsimpuls von +0,3 Prozentpunkten gebracht. Angesichts der robust expandierenden Weltwirtschaft und des sich verbessernden binnenwirtschaftlichen Umfeldes seien die Aussichten für eine Fortsetzung der konjunkturellen Erholung weiter gut. Diese Einschätzung werde durch die aktuelle Entwicklung der Mehrzahl der wichtigsten Konjunkturindikatoren gestützt.
Die Industrieproduktion bleibe in der Tendenz weiter aufwärts gerichtet. Im Vergleich zur zweiten Jahreshälfte 2005 verlaufe ihre Entwicklung insgesamt aber etwas ruhiger. Dabei konnte die industrielle Erzeugung im April mit einem Zuwachs um saisonbereinigt 0,9 % den Rückgang im Vormonat ausgleichen. Innerhalb der industriellen Hauptgruppen zeige sich derzeit bei den Herstellern von Konsumgütern eine spürbare Beschleunigung der Produktionsdynamik, während sich die Zunahme der Erzeugung bei den Vorleistungs- und den Investitionsgüterproduzenten tendenziell etwas abgeschwächt habe. Nach den vorliegenden Erkenntnissen nimmt die Bestelltätigkeit in der Industrie weiter zu und signalisiert auch für die kommenden Monate weiteres Produktionswachstum. Auch die Aufwärtsdynamik der Bestelltätigkeit dürfte sich im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2005 etwas abgeschwächt haben.
Nach wie vor basieren die Aussagen zur Entwicklung der Auftragseingänge auf fundierten Schätzungen, da aktuelle Ergebnisse aus dem Bundesland Nordrhein-Westfalen streikbedingt immer noch nicht vollständig verfügbar sind. Sie dürften insgesamt erst Ende Juni vorliegen. Nach der Schätzung hat sich das Ordervolumen im Dreimonatszeitraum Februar/März/April im Vergleich zu dem entsprechenden Zeitraum zuvor um 1,5 % erhöht. Die Stimmungsindikatoren entwickelten sich zuletzt uneinheitlich. Während sich das ifo-Geschäftsklima für das Verarbeitende Gewerbe im Mai geringfügig abschwächte, verbesserte sich der Reuters Einkaufmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe erneut leicht. Die ZEW-Konjunkturerwartungen, die nicht speziell auf das Verarbeitende Gewerbe abzielen und primär von monetären Entwicklungen beeinflusst werden dürften, hatten sich im Juni dagegen deutlich abgeschwächt. Aber alle Stimmungsindikatoren liegen nach wie vor über ihren langjährigen Durchschnitten.
Die Produktionstätigkeit im Bauhauptgewerbe hat sich im April wieder kräftig belebt. Die witterungsbedingten Produktionseinbußen der Vormonate wurden mit einem Anstieg der Erzeugung um saisonbereinigt 20,0 % wettgemacht. Trotz des erwartungsgemäßen Rückgangs der Auftragseingänge zu Jahresbeginn ist die Auftragslage im Bauhauptgewerbe nach wie vor deutlich besser als im Vorjahr. Auch die Stimmungsindikatoren zeichnen ein vergleichsweise positives Bild. Die Stabilisierungstendenzen im Baugewerbe sollten sich daher fortsetzen.
Der private Konsum hat sich in den ersten Monaten dieses Jahres spürbar belebt. Die privaten Konsumausgaben nahmen im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal preis- und saisonbereinigt um 0,6 % zu. Die - allerdings revisionsanfälligen - Umsätze im Einzelhandel sind im April nach schwacher Entwicklung in den beiden Monaten zuvor deutlich angestiegen. Dagegen hat sich das Geschäftsklima im Einzelhandel, aufgrund des Rückgangs der Erwartungskomponente, im Mai wieder etwas eingetrübt. Trotz unbestreitbar positiver Signale ist die Entwicklung des privaten Konsums noch nicht gefestigt. Mit einer nachhaltigen Belebung dürfte zu rechnen sein, wenn sich die Beschäftigungs- und Einkommensperspektiven sichtbar bessern.
Nach vorübergehender Abschwächung im März hat sich der Außenhandel im April wieder spürbar belebt. Angesichts der robusten Entwicklung der Weltwirtschaft wird der Außenhandel ein wichtiger Impulsgeber für die deutsche Konjunktur bleiben. Die nominalen Warenausfuhren sind im April saisonbereinigt kräftig angestiegen (+4,3 %). Der Rückgang im März wurde überkompensiert. In der Tendenz bleiben die Ausfuhren aufwärts gerichtet. Die Wareneinfuhren erhöhten sich von März auf April in nominaler Rechnung saisonbereinigt um 2,5 %. Im Trend nehmen auch die Einfuhren im saisonbereinigten Verlauf deutlich zu. Neben dem Anstieg der Importpreise insbesondere wegen der Verteuerung von Energieträgern und Industrierohstoffen dürfte zum Anstieg der Importe auch die Belebung der Binnenwirtschaft und die Zunahme der Ausfuhren beitragen.
Die bereits in den vergangenen Monaten zu verzeichnenden Besserungstendenzen am Arbeitsmarkt haben sich im Mai fortgesetzt. Neben konjunkturellen Impulsen dürfte der Arbeitsmarkt weiter von Nachholeffekten der Frühjahrsbelebung profitiert haben. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit geht aber noch zu wenig mit einem entsprechenden Beschäftigungsaufbau einher. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen ist bundesweit auf 4,535 Mio. gesunken. Die Arbeitslosenquote verringerte sich auf 10,8 % (April: 11,5 %). Von April auf Mai nahm die Arbeitslosigkeit mit -255.000 deutlich stärker ab als saisonüblich. Neben positiven konjunkturellen Impulsen wirkte sich auch aus, dass die Lage des Zähltags der Statistik im April vor Ostern lag. Dadurch wurden Einstellungen im Rahmen der Frühjahrsbelebung statistisch in den Mai verschoben. Der deutliche saisonbereinigte Rückgang der Arbeitslosigkeit von April auf Mai (-93.000; April: -42.000) dürfte aufgrund der genannten Nachholeffekte überzeichnet sein. Die Erwerbstätigkeit hat sich weiter stabilisiert. Die Zahl der Erwerbstätigen (Inländerkonzept) war erstmals wieder etwas höher als im Vorjahr (+8.000). Im Durchschnitt der vorangegangenen sechs Monate hat sich die Beschäftigung im Verlauf saisonbereinigt praktisch nicht verändert. Der Abbau der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung dürfte allmählich auslaufen. Sie lag im März nach ersten vorläufigen Hochrechnungen der Bundesagentur für Arbeit (BA) um 88.000 Personen (Ursprung) unter dem Niveau des Vorjahres. Damit hat sich der Vorjahresabstand weiter verringert. Die Nachholeffekte der Frühjahrsbelebung dürften sich in den kommenden Berichtsmonaten positiv auswirken. Die Zahl der offenen Stellen hat sich im Mai weiter erhöht.
Die Preisentwicklung in Deutschland steht weiterhin unter dem Eindruck steigender Energie- und Rohstoffpreise. Nach dem neuen Höchststand der Rohölpreise Anfang Mai sind diese bis zur Monatsmitte Juni wieder merklich zurückgegangen, liegen aber weit über dem Vorjahresniveau. Auf den verschiedenen Stufen der Preisentwicklung hat sich dies in jeweils unterschiedlichem Umfang niedergeschlagen. Der Preisauftrieb bei den Einfuhrpreisen und den Erzeugerpreisen hat sich weiter beschleunigt. Der Anstieg der Verbraucherpreise beruhigte sich in den vergangenen Monaten tendenziell eher wieder etwas. Von April auf Mai sind sie mit +0,2 % wieder etwas weniger stark angestiegen als im Vormonat, und auch der Vorjahresabstand hat sich von 2,0 % im April auf 1,9 % im Mai verringert. Mehr als die Hälfte der Jahresteuerungsrate geht auf die Energiepreissteigerungen zurück. Die Kerninflationsrate (Verbraucherpreise ohne Energie und saisonabhängige Nahrungsmittel) betrug im Mai +0,7 %.
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