Kommentar
07:00 Uhr, 16.05.2014

Willkommen im Bärenmarkt?

Die Schwelle zum Bärenmarkt liegt in etwa bei -20% vom Hoch. Schaut man auf den Dax-Chart, dann fragt man sich zu recht, wo da ein Bärenmarkt sein soll.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)
  • Yelp Inc.
    ISIN: US9858171054Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (NYSE)
    VerkaufenKaufen

Die Sache ist relativ einfach: dort ist keiner. Zumindest noch nicht. Über die starken Abgaben bei Wachstumswerten haben meine Kollegen hier und ich schon viel geschrieben. Dort stehen viele Subindizes an der Schwelle zum Bärenmarkt.

Internet-und generell Wachstumsunternehmen unter Druck

Der Internetbereich wird abverkauft, was schon allein der Kursverlauf von Amazon (-28%) und Google (-15%) in den letzten Wochen zeigen. Noch extremer verhält es sich im Venture Capital Bereich. 2012 und 2013 haben viele Venture Capitalists ihre Beteiligungen über Börsengänge zu Geld gemacht. Hier befinden sich die meisten Werte im Bereich von -30 bis -50%. Als eines von vielen Beispielen sei Yelp genannt. Das Online- Werbeunternehmen stand zu Börsengang bei gut 20 USD, stieg dann vor allem 2013 rasant auf 100 USD an und steht nun wieder bei 53.

Bankensektor angeschlagen

Der Bärenmarkt scheint mit Teilen des Technologie und Wachstumssegments den Gesamtmarkt kaum zu stören. Man könnte meinen, der Bärenmarkt sei eine lokale Erscheinung, nur in wenigen Ausnahmesegmenten gegeben. Es kommen nun allerdings immer mehr Sektoren hinzu. Der neueste Zugang ist der Bankensektor. Hier purzeln die Kurse schneller als man schauen kann. Von einigen schwergewichtigen Ausnahmen wie Santander, die den Stoxx Banken noch über Wasser halten (bisher nur -12%), abgesehen, geht es deutlich bergab. Die Commerzbank erreicht mit einem Minus von 20% seit Anfang April bärisches Territorium. Die Aktie der Banco Portugues legt mit -30% noch etwas drauf. Die Bank of Ireland ist mit -34% ganz oben unter den Verlierern. Die griechischen Banken Alpha und Piraeus halten sich mit -18 und -24% sogar noch ganz gut. Die Liste lässt sich noch lange fortführen. Heute gehen einige der Schwergewichte ebenfalls in die Knie. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein bis der Branchenindex die Marke von -20% erreicht.

Trügerische Stabilität bei den Indizes

Es ist aber gar nicht so wichtig, ob ein bestimmter Index nun genau 20% vom Hoch im Minus liegt. Viel zentraler ist die Beobachtung, dass immer mehr Sektoren deutlich nach unten drehen. Das ist keine Ausnahmeerscheinung mehr, die sich auf hochspekulative Wachstumswerte eingrenzen lässt. Die Stabilität der Hauptindizes ist trügerisch und repräsentiert meiner Meinung nach nicht den wahren Zustand des Marktes.

Eine Korrektur sollte jeder nach wie vor auf der Agenda haben. Der Ausbruchsversuch von Dax und Co. nach oben sind gerade wieder einmal missglückt. Erst wenn der Ausbruch wirklich da ist und nicht gleich am nächsten Tag zurückgenommen werden muss, kann man wieder kaufen. In der aktuellen Situation zu kaufen ist schwierig. Die Seitwärtsphase zeigt ja sehr deutlich, dass viele Anleger nicht einfach blind kaufen. Es besteht keine übereinstimmende Meinung unter Anlegern, dass Aktien noch billig sind. Wäre dem so, dann gäbe es nicht diese zähe Seitwärtsbewegung.

Größere Korrektur liegt in der Luft

Die Tradingrange kann sich natürlich auch nach oben auflösen. Die Wahrscheinlichkeit dafür schätze ich geringer ein als die Möglichkeit einer Korrektur. Due Tatsache, immer mehr Sektoren unter Abgabedruck stehen, scheint das zu bestätigen. Die Korrektur greift auf immer mehr Bereiche über. Aber, das muss man fairerweise sagen, es stehen auch schon viele Anleger an der Seitenlinie und warten, was passiert. Kommt es zu einer Entscheidung in die eine oder andere Richtung, dann kann es ziemlich schnell gehen.

Clemens Schmale

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    Aktien mit Indikatorfunktion für den breiten Markt wie z.B. Sothebys (25% Verlust seit Jahresbeginn) verheißen nichts Gutes. Auch General Electric schwächelt und der Russel 2000 weist eine deutliche negative Divergenz zum S+P 500 auf. Das Shiller-KGV ist verdammt hoch, sowieso wenn man die rekordhohen Gewinne der US-Firmen berücksichtigt. Da die FED offiziell bremst, ist auch das nicht gut für die liquiditätssüchtigen Märkte. Vielleicht kann ja der Draghinator im EZB-Tower zu Frankfurt mit seinem Juni-Einsatz die inzwischen doch recht misstrauischen Investoren nochmals überzeugen. Wie auch immer, ich rechne mit einem geharnischten Rücksetzer spätestens in den Sommermonaten.

    11:23 Uhr, 16.05.2014

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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