Kommentar
13:02 Uhr, 01.11.2019

Wieso preisen Anleger eine Rezession immer zu spät ein?

An Hinweisen, dass es mit der Wirtschaft Richtung Rezession geht, mangelt es nicht. Trotzdem reagieren Anleger nicht. Wieso?

Deutschland befindet sich in einer Rezession und die USA steuern darauf zu. Trotzdem befinden sich Aktienmärkte rund um den Globus naher ihrer Allzeithochs. In den USA wurde gerade wieder ein neues erreicht. Das passt alles nicht so ganz zusammen und doch ist es typisch.

In den USA ist der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe inzwischen deutlich unter die Expansionsgrenze von 50 gefallen (Grafik 1). Inzwischen ist der Index so tief, dass eine Rezession immer wahrscheinlicher wird. Der Grund, weshalb es jetzt noch keine gibt, ist auch klar. Der Dienstleistungssektor expandiert noch und dieser hat in der Wirtschaft ein höheres Gewicht.

Ein so dramatischer Rückgang wie in den letzten Monaten ist selten zu sehen. Eine Garantie für eine Rezession gibt es dennoch nicht. Auch Mitte der 80er Jahre gab es einen immensen Rückgang, der am Ende keine Rezession auslöste. Das ist ein Grund, weshalb sich Anleger schwer tun, eine Rezession rechtzeitig einzupreisen.

So etwas wie hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Eine Rezession, egal wie viele Daten man analysiert, bleibt am Ende jedes Mal eine Überraschung. Erschwerend kommt hinzu, dass sich Notenbanken und Politik bemühen, einer Rezession entgegenzuwirken. Die deutsche Bundesregierung ist hier die einsame Ausnahme.

Generell werden die Zinsen gesenkt und die Politik springt früher oder später mit Konjunkturprogrammen zur Seite. Das führt zu einem gewissen Optimismus. Am Finanzmarkt zeigt sich der Optimismus anhand der Zinskurve. Wird sie immer flacher und dann negativ, ist eine Rezession zu erwarten.

Eine invertierte Kurve hatten wir, was auch kurzfristig für Irritationen sorgte. Da die Kurve nun wieder positiv ist und steiler wird, hegen Anleger Hoffnung. Eine steiler werdende Zinskurve sagt ja auch, dass es zukünftig wieder besser wird.


Anleger haben Hoffnung – nicht zu Unrecht. Sie vergessen nur, dass zwischen einem neuerlichen Aufschwung, der bereits jetzt angekündigt wird und dem tatsächlich Aufschwung noch eine Rezession liegt. Das hält Anleger aber nicht davon ab, sich erst einmal auf das Positive zu konzentrieren. Sie ignorieren den Abschwung, der unweigerlich vor dem nächsten Aufschwung kommt, einfach.

Anleger preisen eine Rezession daher immer zu spät ein. Sie ignorieren die Fakten bis es zu spät ist. Das kann man aktuell wieder besonders gut beobachten. Der Markt steigt ohne fundamentalen Grund.

Wer da als Anleger nicht mitmacht, verpasst viel Performance. Wer zu früh aussteigt, ist der Dumme und irgendwie ist die Hoffnung, dass doch alles gut geht, einfach zu bestechend. Je länger der Markt steigt, desto größer ist die Hoffnung, dass es gar nicht erst zu einer Korrektur kommt. Plötzlich ist die Rezession dann doch da und alle verkaufen panikartig. Käme es diesmal anders, wäre es das erste Mal seit 70 Jahren.

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20 Kommentare

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  • 280a
    280a

    Um auf den Titel des Artikels zurück zukommen: Weil sie keine Hellseher sind 😆

    22:15 Uhr, 02.11. 2019
  • JürgenSK
    JürgenSK

    Naja, die Reichen haben wohl viel verkauft, halten 300 Milliarden Cash... ebenso ist das SmartMoney im grossen Stil ausgestiegen, schon vor Wochen. Die sind immer etwas früh beim verkaufen dran, aber auch beim kaufen . Daneben gelegen haben sie noch NIE...also wird bald ein Tsunami kommen....

    23:02 Uhr, 01.11. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • CKT7985
    CKT7985

    Kann ich nicht zustimmen.
    Abgesehen davon, dass die Prognosen von Hr. Schmale praktisch nie eintretten, sprechen die aktuellen Marktbewegungen gegen eine Rezession.
    Niemals würden die Märkte sonst aktuell riesige Kapitalmengen von defensiven Sektoren wie Konsum in Industrie- bzw. zyklische Titel investieren.
    Das ist für mich eher ein klarer Indikator dafür, dass die Wachstumsdelle ihr Ende findet.
    Das hat auch nichts mit Zinssenkungen bzw. QEs zu tun.

    21:45 Uhr, 01.11. 2019
  • 2 Antworten anzeigen
  • wizardmw
    wizardmw

    Man kann doch alles mit der Notenpresse regeln..... schrumpft weltweit die Wirtschaft und die Rezession ist da, steigen die Kurse frisch aus der Presse eben trotzdem weiter. Die Menschheit hat endlich Avalons Jungbrunnen gefunden, danke liebe Notenbanken und Prost dem ewig andauernden Wohlstand......

    16:23 Uhr, 01.11. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • JürgenSK
    JürgenSK

    Dann hoffen wir mal, dass es dann richtig zur Sache geht und die Notenbanken Schweissperlen auf der Stirn bekommen :-)

    13:21 Uhr, 01.11. 2019
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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