Kommentar
08:08 Uhr, 19.09.2017

Wieso die Fed die Zinsen im Dezember anheben wird

Man glaubt es kaum, doch Anleger stellen sich auf die nächste Zinserhöhung im Dezember ein. Dafür gibt es gute Gründe.

Der Markt sagt ziemlich zuverlässig voraus, ob es zu einer Zinserhöhung kommt oder nicht. Diese Voraussagen – das muss man fairerweise sagen – ändern sich immer wieder. Im Juni war sich der Markt kurzzeitig sicher, dass der nächste Zinsschritt im Dezember kommen wird (Grafik 1).

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Im Juli und August war die Sachlage anders. Die Wahrscheinlichkeit für stabile Zinsen gewann die Oberhand. Jetzt gibt es wieder eine Trendumkehr. Das liegt vor allem am Erwartungsmanagement der Notenbank selbst. Einzelne Notenbanker äußersten sich gegenüber einem Zinsschritt im Dezember positiv. Entsprechend stieg die Wahrscheinlichkeit dafür an.

Damit ist es noch lange nicht ausgemachte Sache, dass es auch so kommt. Bis Dezember kann noch viel geschehen. So ist zu erwarten, dass die Notenbank die Marktreaktion genau beobachten wird, wenn sie die Bilanzverkleinerung beginnt. Genau das dürfte am Mittwoch verkündet werden.

Reagiert der Markt unruhig und mit einem Volatilitätsanstieg, lässt sich ein Zinsschritt im Dezember nicht sonderlich gut rechtfertigen. Bleibt eine negative Marktreaktion aus, sehe ich die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt inzwischen bei fast 100 %.

Die Notenbank hat ein Doppelmandat: Vollbeschäftigung und Preisstabilität. Vollbeschäftigung ist so gut wie erreicht. Das kann man natürlich hinterfragen. Die Partizipationsrate der Erwerbsbevölkerung ist immer noch niedrig. Doch am Ende kommt es darauf an wie die Fed die Daten interpretiert und nicht wie Einzelpersonen die Datenlage sehen. Und die Notenbank sieht bei einer Arbeitslosenquote von 4,4 % nun einmal ihr Beschäftigungsziel als erreicht an.

Was bleibt, das ist das Inflationsziel. Seit Februar 2017 befand sich die Inflationsrate im Rückwärtsgang. Sie sank von 2,8 % auf 1,6 %. Im August kam der lang erwartete Rebound. Nun steht die Inflationsrate bei 1,9 % und damit wieder in greifbarer Nähe zur Zielmarkte von 2 %.

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Durch die Schäden, die Hurrikans Irma und Harvey verursacht haben, dürfte die Inflationsrate auch in den kommenden Monaten erhöht bleiben. Dafür sorgt allein der Anstieg der Benzinpreise. Die Notenbank muss diesen Anstieg strenggenommen als einen der berühmten „vorübergehenden Faktoren“ sehen. Doch obwohl die Fed viele Dinge als vorübergehend bezeichnet, so handelt sie dann am Ende nach der jeweils vorherrschenden Datenlage. Diese zeigt das Inflationsziel als erreicht an.

Die Notenbank glaubt immer noch daran, dass die niedrige Arbeitslosenrate für einen Inflationssprung sorgen kann. Die Fed hat davor Angst. Wenn nun also die Arbeitslosenrate niedrig bleibt und die Inflation über die Marke von 2 % klettert, wird sie sich genötigt fühlen, die Zinsen auch tatsächlich anzuheben. Ob das nun wirklich gerechtfertigt ist und Sinn macht, steht freilich auf einem anderen Blatt. Einige Gründe die gegen einen Zinsschritt im Dezember sprechen, liefere ich in einem anderen Artikel nach. Das ändert jedoch nichts daran, dass ich aktuell von einem Zinsschritt im Dezember ausgehe.

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Über den Experten

Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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