Kommentar
10:55 Uhr, 20.02.2020

Wiederholt sich die Dotcom-Blase?

Der Aktienmarkt bleibt vorerst unverwundbar. Alles perlt ab. Das wäre alles kein Problem, wenn der Markt nicht so hoch bewertet wäre wie zur Dotcom-Blase.

Der Schreck über Apples Umsatzwarnung zu Wochenbeginn wurde schnell verdaut. Es dauerte nicht einmal 24 Stunden bis die Verluste wieder ausgebügelt waren. Anleger lassen sich einfach nicht aus der Ruhe bringen. Dafür sind nicht etwa die Fakten verantwortlich, sondern die Erwartungen.

Die Fakten sprechen eine eindeutige Sprache. 2019 hätten die Gewinne von Unternehmen eigentlich wieder steigen sollen. Analysten sagten vor einem Jahr fast zweistelliges Wachstum für den S&P 500 voraus. Am Ende dürfte davon nicht viel übrig bleiben. Die Berichtssaison ist in vollem Schwung und für das Gesamtjahr 2019 liegt das Wachstum bei ca. 1 %.

Das ist eigentlich Grund genug, um sich zu fragen wieso der Markt dann so kräftig gestiegen ist und immer weiter steigt. 2019 wurde es nichts mit Gewinnwachstum, dafür soll es jetzt 2020 soweit sein. Wie vor einem Jahr wird knapp zweistelliges Wachstum vorhergesagt. Die Prognosen wurden dabei schon leicht nach unten revidiert.

Das ist so üblich. Die Ziele werden hoch gesteckt und im Laufe der Zeit nach unten korrigiert. Mit dem Stillstand des zweitgrößten Wirtschaftsraumes der Welt (China) wegen des Coronavirus kann man sich ausmalen, dass die aktuell anvisierten 8 % Wachstum noch deutlich nach unten korrigiert werden. China ist für viele Unternehmen von großer Bedeutung. So manches US-Unternehmen erwirtschaftet dort ein Drittel des Gewinns (z.B. US-Autobauer).

Bleiben wir aber optimistisch und gehen davon aus, dass das Wachstum zustande kommt. Dann ergibt sich für den Markt eine Bewertung mit einem KGV von 19. Herangezogen werden dabei die erwarteten Gewinne per Ende 2020 und der aktuelle Kurs des S&P 500. Dieses Forward KGV war zuletzt zur Zeit der Dotcom-Blase höher (Grafik 1).

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Das KGV kann noch höher steigen. Auch das hat die Internetblase gezeigt. Theoretisch könnte der S&P 500 noch um 20 % zulegen und würde erst dann eine noch höhere Bewertung ausweisen. Das Problem dabei ist allerdings, dass damals die Gewinne wenigstens wuchsen. In den USA stagnieren die Gewinne seit einem Jahr (Grafik 2) und aller Voraussicht nach wird es in diesem Jahr auch nicht zu mehr als einer niedrigen einstelligen Wachstumsrate reichen.

Wiederholt-sich-die-Dotcom-Blase-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-2

Stagnieren die Gewinne in diesem Jahr und steigen nicht um die prognostizierten 8 % (was wahrscheinlich ist), liegt das Forward KGV bei 20,7. Das ist sehr luftig und steht der Dotcom-Blase in wenig nach. Anleger sind aktuell nicht überschwänglich. Eine Korrektur der Überbewertung steht daher nicht unmittelbar bevor.

Je länger die Irrationalität der Anleger anhält, desto schmerzhafter wird dann die Korrektur. Das bedeutet aber ausdrücklich nicht, dass man schon jetzt aussteigen sollte. Jede Korrektur hat einen Auslöser. Solange dieser auf sich warten lässt, besteht kein Handlungsbedarf. Eines ist aber sicher: auch diese Phase der Überbewertung wird ein Ende finden – wie jede in der Geschichte der Börse.

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145 Kommentare

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  • Joe.
    Joe.

    Dokto, dip gekauft oder erzählst du uns später wieder was wir hätten tun sollen?

    17:38 Uhr, 21.02. 2020
    1 Antwort anzeigen
  • Joe.
    Joe.

    Wird eine schöne 30m kerze

    16:59 Uhr, 21.02. 2020
  • Joe.
    Joe.

    Doktor, kaufen wir den Dip??

    16:49 Uhr, 21.02. 2020
    1 Antwort anzeigen
  • Joe.
    Joe.

    und die sind nur long - sei 1929

    15:54 Uhr, 21.02. 2020
  • Joe.
    Joe.

    irgendjemand hat das mal gesagt

    15:51 Uhr, 21.02. 2020
  • Joe.
    Joe.

    16k , 18k, 20 k, irgendwann knallt es -- kaufen kaufen

    15:51 Uhr, 21.02. 2020
    1 Antwort anzeigen
  • mariahellwig
    mariahellwig

    Selbst der EZB ist die Hausse unheimlich:

    https://www.handelsblatt.com/f...

    11:17 Uhr, 21.02. 2020
    1 Antwort anzeigen
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    "veränderliche" KO Schwelle - da muss man echt Glück haben 🙈

    22:04 Uhr, 20.02. 2020
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    openend würde ich eh nie kaufen. In Amerika nicht umsonst verboten

    22:03 Uhr, 20.02. 2020
    1 Antwort anzeigen
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    Ich hab aufgegeben 😭

    20:59 Uhr, 20.02. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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