Kommentar
12:50 Uhr, 03.12.2020

Wie wirkt sich der zweite Lockdown auf Unternehmensgewinne aus?

Die zweite Coronawelle läuft, der zweite Lockdown auch. Im Vergleich zum ersten gibt es jedoch für Unternehmen einen deutlichen Unterschied.

Es gibt viele Parallelen zum Frühjahr. Je nach Land gibt es einen ähnlich strikten Lockdown wie im Frühjahr oder einen Lockdown light. Das gilt auch für die USA. Dort überlässt es Washington den einzelnen Bundesstaaten, wie sie mit der Situation umgehen. In vier Bundesstaaten sollen die Menschen zu Hause bleiben. In sieben Staaten bleiben die Geschäfte geschlossen, in 13 weiteren bleiben sie größtenteils geschlossen. Darunter befinden sich auch bevölkerungsreiche Staaten wie New York und Kalifornien. Die USA sind damit in einer Art Lockdown light. Im Gegensatz zum Frühjahr ist es für die börsennotierten Unternehmen aber kein Schock mehr. Der Welthandel geht weiter und viele Firmen haben sich umgestellt. Geschäfte, die Waren verkaufen, sind zwar teilweise geschlossen, doch die Produktion kann weitergehen.

Während der ersten Coronawelle fiel der Gewinn je Aktie im S&P 500 von 35,5 Dollar auf 11,88 Dollar. Inzwischen ist das letzte Quartal des Jahres zu zwei Dritteln vorbei und Analysten können sich eine gute Meinung über die Gewinnentwicklung bilden. Sie gehen davon aus, dass der Gewinn von 33 Dollar auf 30 Dollar fällt. Das ist immer noch ein Rückgang von 10 %, aber bei weitem nicht vergleichbar mit dem Rückgang im Frühjahr (Grafik 1).


Dafür wird davon ausgegangen, dass sich die schwierige Lage auch im ersten Quartal 2021 hält. Der Gewinn wird nicht einmal das Niveau des dritten Quartals 2020 erreichen. Es dauert bis Sommer 2021, bis dieses Niveau wieder erreicht wird. Im zweiten Halbjahr 2021 geht es dann wieder steil bergauf. Ende des nächsten Jahres sollen neue Rekordgewinne geschrieben werden.

Das ist durchaus denkbar. Viele Unternehmen sind schlanker und bis dahin sollten auch Airlines, Restaurants, Kreuzfahrtunternehmen usw. wieder ihre Kapazitäten annähernd ausschöpfen. Der zweite Lockdown ist damit für die Gewinne der Unternehmen eine Art Non-Event. Der Einfluss ist relativ gering.


Das gilt auch in Europa, wo die Einschränkungen teils stärker ausgeprägt sind. Für den Dax sind die Gewinnerwartungen in den letzten Wochen für das ablaufende Kalenderjahr kaum gesunken. Dafür ist der Ausblick verhaltener. Umsatz und Gewinn dürfte erst Ende 2022 wieder das Vorkrisenniveau erreichen. Daher ist es auch fair, wenn der Dax im Gegensatz zum S&P 500 noch kein neues Allzeithoch markiert hat.

Die Kurse haben die Gewinnentwicklung 2021 bereits vorweggenommen. Nun müssen erst einmal die Gewinne wirklich folgen. Auf aktuellem Kursniveau ist der S&P 500 auf Basis des operativen Gewinns und der Gewinne per Ende 2021 mit einem KGV von 22 bewertet. Viel Luft nach oben gibt es da schlichtweg nicht. Gleichzeitig gibt es aber auch keinen Grund, weshalb der Markt stark korrigieren sollte. Anleger müssen sich auf eine breite Seitwärtsbewegung einstellen und Rücksetzer zum Kauf und Rallyes für Gewinnmitnahmen nutzen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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