Wie wichtig sind Staatsausgaben für die Börse?
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Die US-Börse hat ein Geheimnis und es heißt Schulden. Steigt die Staatsverschuldung in den USA schneller als in Europa, legen auch die Kurse schneller zu. Darüber hatte ich berichtet. In der Betrachtung geht es aber um die relative Entwicklung. Eine relative Entwicklung sagt noch nichts darüber aus, ob höhere Staatsschulden generell gut für die Börse sind.
Dies ist insbesondere jetzt eine wichtige Frage, da die USA am Scheideweg stehen. Musk und Ramaswamy sollen Staatsausgaben kürzen. Zölle führen zu Mehreinnahmen. Die Verschuldung könnte langsamer steigen. Ebenso ist es möglich, dass Musks Effizienzbehörde am Ende wenig erreicht, Zölle nur bedingt kommen und die Regierung permanent Geldgeschenke über Steuersenkungen und andere Transfers leistet. Die Verschuldung würde weiterhin stark ansteigen.
Nach dem schnellen Anstieg der Gesamtverschuldung aller Sektoren (Haushalte, Unternehmen, Staat) im Jahr 2020 und der darauffolgenden Konsolidierung beginnt die Verschuldung langsam wieder zu steigen. Bei einer Verschuldung von mehr als 200 % der Wirtschaftsleistung kann man sich fragen, wie nachhaltig das ist (Grafik 1).
Darüber macht sich derzeit niemand Gedanken, vor allem nicht der Staat. Es ist der Staat, der den Trend vorgibt. Die Staatsverschuldung steigt. Haushalte bauen ihre Verschuldung nach wie vor ab. Unternehmen zeigen ebenfalls noch einen leicht fallenden Trend (Grafik 2).
Die Verschuldung von Unternehmen nimmt im Verhältnis zu den Staatsschulden ab. Sinkt das Verhältnis, steigen die Staatsschulden schneller als die Unternehmensschulden. Das kann man kritisch sehen. Wer Schulden macht, braucht auch jemanden, der einem Geld leiht. Je dominanter der Staat ist, desto eher gräbt er das Potenzial des Privatsektors ab (Grafik 3).
Die schneller steigende Staatsverschuldung und die gute Aktienmarktperformance verleitet zu der Schlussfolgerung, dass Staatsschulden gut für die Börse sind. Einen gewissen Zusammenhang kann man nicht leugnen. Der Teufel liegt aber im Detail (Grafik 4).
Der Treiber der Performance sind nicht unbedingt Staatsschulden. Kurse und die Entwicklung der Unternehmensverschuldung sind sehr eng korreliert. Das macht durchaus Sinn. Schulden sind im Idealfall Investitionen, die Ertrag erwirtschaften. Mehr Schulden bedeutet mehr Wachstum und Gewinn (Grafik 5).
Vergleicht man Performance und Entwicklung der Staatsverschuldung, erkennt man in den meisten Jahren eine negative Korrelation. Auch das kann zu einer falschen Schlussfolgerung führen. Staatsschulden steigen in Rezessionen. Rezessionen lassen die Kurse fallen. Die stärker steigende Verschuldung ist nicht für Kursverluste verantwortlich (Grafik 6).
War die Korrelation meist negativ, ist sie seit 2020 positiv. Das liegt daran, dass der Staat im Aufschwung nicht mehr spart, sondern weiter viel ausgibt. Das ist für die Börse gut. Die Schulden des Staates sind die Einnahmen von anderen. Es findet ein Transfer statt, der zu höherem Wachstum von Gewinnen führt. Schneller steigende Staatsverschuldung in Boomzeiten beflügeln zusätzlich.
Unternehmen sind derzeit allerdings zurückhaltend. Das sollte skeptisch stimmen. Entweder sehen Unternehmen keine Chancen oder die Verdrängung durch den Staat hat bereits stattgefunden. Langfristig ist beides problematisch.
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Das Thema Verschuldung kann man wie im Artikel dargestellt aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten. Bei der Staatsverschuldung sollte man nicht vergessen, dass die USA u. a. wegen der herausragenden Stellung des USD in einer einzigartigen Position sind, d. h. was sich die USA leisten können (Verschuldungsgrad) gilt für Europa noch lange nicht. Nicht vergessen sollte man auch, dass die (entscheidenden) Ratingagenturen ebenfalls in den USA ansässig sind. Letzten Endes bestimmen sie mit, ab wann ein Verschuldungsgrad als zu hoch (nicht mehr tragfähig) angesehen wird (vgl. Griechenland). Für den Staat (Europa) ist es letztlich völlig unkalkulierbar, wann die Ratingagenturen den Daumen mit gravierenden Folgen senken. Eine langfristig steigenden Verschuldung ist immer kritisch zu sehen und hat ab einem bestimmten Anstieg immer Inflation zur Folge; das gilt sogar für die USA. Dazu kommt ein immenses Zinsrisiko bei steigenden Zinsen, was wir bereits jetzt bei noch moderaten Zinssätzen sehen.
Zum Thema Investitionen möchte ich noch anmerken, dass man hier zwischen Erweiterungsinvestitionen und Ersatz- bzw. Erhaltungsinvestitionen unterscheiden sollte. Beispiel : man nimmt einen Kredit auf, um ein neues Haus zu bauen im Gegensatz zur Verschuldung für ein neues Dach, weil das Alte marode ist. Mehr Investitionen (bzw. Schulden dafür) führen also nicht zwangsläufig zu mehr Wachstum und höheren Gewinnen.