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17:08 Uhr, 10.02.2017

Wie wahrscheinlich ist ein baldiges Euro-Endzeitszenario?

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Abgesehen von dem jetzt nicht mehr aufzuhaltenden Brexit und den Herausforderungen einer neuen US-Handelspolitik drohen auch politische Einschläge in der Eurozone. In Euro-Kernland Frankreich und den Niederlanden stehen im März und April/Mai Nationalwahlen bzw. Präsidentschaftswahlen mit sich im Aufwind befindenden Euro-kritischen Parteien an. Italien - das Land mit der Euro-skeptischsten Bevölkerung - könnte im Juni eine Nationalwahl abhalten. Und Griechenland steht im Sommer ohne erneute Finanzhilfen einmal mehr vor der Staatspleite. Steht also ein Unsicherheitsschock für Konjunktur und Finanzmärkte in Europa bevor?

Obwohl die EZB unbeirrt an ihrer freizügigen Geldpolitik festhält und laut EZB-Chef Draghi sogar bereit ist, im Bedarfsfall zu einem weiteren liquiditätspolitischen Zuschlag auszuholen, sind die Risikoaufschläge 10-jähriger französischer Staatsanleihen gegenüber deutschen Staatspapieren sprunghaft auf den höchsten Stand seit 2012 angestiegen. Sie beschreiben die Euro-Krise nicht mehr als Staatsschulden- sondern als politische Krise. Gleich geblieben sind allerdings die damaligen Ansteckungseffekte. Denn auch die Renditeabstände von niederländischen, italienischen und spanischer Staatspapiere zu deutschen sind gestiegen.

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Vielfach wird befürchtet, dass bei den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in Frankreich (23. April mit Stichwahl am 7. Mai 2017), den Parlamentswahlen in den Niederlanden (15. März 2017) und einer noch im Frühjahr stattfindenden Nationalwahl in Italien insgesamt Parteien an Zustimmung gewinnen, deren erklärtes Ziel es bei Regierungsübernahme ist, den Austritt ihrer Länder aus der Eurozone einzuleiten. In diesen Fällen wäre die Eurozone in ihrem Bestand gefährdet. Die Folgen für Real- und Finanzwirtschaft wären drastisch.

Eurosklerose - Geht es jetzt erst richtig los?

Ein Wahlsieg der Euro-kritischen Parteien ist aus heutiger Sicht jedoch unwahrscheinlich. Sicherlich muss man nach den Erfahrungen in puncto Brexit und einer Präsidentschaft Trumps Umfragen kritisch sehen. Dort haben offensichtlich Befragte zumindest teilweise nicht ihre wirklichen Meinungen kundgetan.

In Frankreich wird Marine Le Pen mit dem sozialistischen Kandidaten vermutlich in die Stichwahl um das Präsidentenamt gelangen. In diesem Fall werden die Konservativen jedoch ihre Wähler aufrufen, für den Sozialisten zu stimmen, was sie mit Fäusten in der Tasche mehrheitlich auch tun dürften, um eine Präsidentin Le Pen zu verhindern. Und in den Niederlanden wird die Euro-kritische Partei PVV um Geert Wilders durch eine Mehrparteienkoalition wohl auch verhindert. Kritischer ist die Lage in Italien. Hier wird die „Sozialpolitik“ der EZB wieder greifen müssen. Die zinsgünstige italienische Schuldenfinanzierung soll gesichert bleiben, damit Italiens Wähler angesichts einer Beibehaltung von Transferleistungen und staatlicher Konjunkturstützung ihre Wahlkreuze möglichst Euro-freundlich setzen. In Griechenland wird man einmal mehr einen typischen "Klüngelkompromiss" finden, der die griechischen Haushaltsprobleme zwar auf Wiedervorlage 2018 setzt, das Land aber zumindest über das Jahr und die Bundestagswahl rettet. Euro-Politiker wissen, dass ein heutiger Grexit das Signal auch für weitere Euro-Austritte sein würde. Also wird er mit aller Macht verhindert. In der Tat zeigt sich der von der BNP Paribas veröffentlichte Political Risk Index für die Eurozone bislang vergleichsweise wenig beeindruckt.

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Über politische Pyrrhus-Siege sollte sich Europa nicht freuen

Nach den glimpflich ausgehenden Wahlen haben die Eurozone und die EU jedoch keinen Grund, sich zurückzulehnen. Denn die nächste Wahl könnte ein Europa-feindliches Ergebnis zeigen. Will Europa also vor jeder anstehenden Wahl Angst vor weiterer Zersetzung haben? Wann ist die Politik bereit, statt Laubsägearbeiten zu betreiben, dicke Bretter zu bohren? „Political correct“ zu sein und sich hinter Werten zu verstecken, um möglichst niemanden aufzuschrecken, ist keine Lösung, sondern der Grund, warum Europa im jetzigen Zustand ist. Man redet von Werten, befolgt sie aber nicht. Wann steht Brüssel öffentlich dazu, dass Griechenland die Eurozone aus eigenen Kräften nicht aushalten kann und insofern ein Euro-Verbleib den Preis einer weitgehenden Schuldenstreichung und weiteren Finanzalimentierung erfordert? Wann will man den Menschen eine wirtschaftliche Perspektive zum Beispiel über Infrastrukturinvestitionen bieten, die Europa aus der Industriewüste befreit, Arbeitsplätze schafft und das Vertrauen in das europäische Gemeinschaftswerk erhöht? Wann saniert Deutschland seine Standortfaktoren und gräbt über dann sinkende deutsche Exportüberschüsse anderen Ländern dem hartnäckigen Cliché das Wasser ab, Deutschland würde weltwirtschaftlich zu Lasten anderer dominieren? Man sollte dieses Argument - auch wenn es nicht stimmt - in seiner Wirkung auf Wähler in Europa nicht unterschätzen. Und wann werden endlich die Banken in Südeuropa von Grund auf saniert, damit sie ihrer volkswirtschaftlichen Aufgabe der Kreditvergabe wieder gerecht werden können? Es gibt keinen vernünftigen Aufschwung ohne ordentliche Kreditvergabe. Was muss insgesamt nach Brexit und den Herausforderungen eines Präsidenten Trump denn noch passieren, damit Europa aufwacht und begreift, dass das Europäische Gemeinschaftswerk zur Disposition steht? Wann wird es krisensicher gemacht?

Euro-Konjunktur mit zwei Geschwindigkeiten

Da ist es erfreulich, dass sich die Konjunkturstimmung in Europa insgesamt zu Jahresbeginn laut ifo Institut stabilisiert hat. Setzt man die Einschätzung der Geschäftslage und -erwartungen in der Eurozone für das I. Quartal 2017 zueinander in Beziehung, befindet sich die Euro-Wirtschaft vor allem angesichts aufgehellter Erwartungen zumindest stimmungsseitig sogar in der konjunkturellen Zyklusphase „Boom“. Offensichtlich gehen die befragten europäischen Unternehmen davon aus, dass sie auch von den Trumponomics in den USA profitieren werden.

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In der Eurozone ergibt sich jedoch ein uneinheitliches Bild. Laut Einkaufsmanagerindices für das Verarbeitende Gewerbe gewinnt die exportorientierte deutsche Wirtschaft spürbar an Momentum. Spanien profitiert von positiven Basiseffekten einer zumindest rudimentären Reformpolitik, die nach Jahren der Rezession jedoch nicht überbewertet werden sollten. Aber in Frankreich und Italien zollt die hinter dem Euro-Durchschnitt zurückfallende Konjunkturstimmung allerdings den politischen Risiken Tribut. Nähme Europa seine wirtschaftliche Runderneuerung über Reformpolitik ernst, wäre auch mehr Aufschwung möglich.

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Immerhin steigt mit aufholendem Einkaufsmanagerindex der Eurozone für das Verarbeitende Gewerbe auch der Gewinntrend der Eurozone.

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Marktlage und Anlegerstimmung - Aktienmärkte blicken über den politischen Tellerrand hinaus

International tätige Aktiengesellschaften berücksichtigen politische Themen offenbar weniger als Medien und Politiker selbst. Sie blicken auf fundamentale Argumente.

Unternehmen wissen nicht mehr, wohin mit ihrem Geld. Investitionen in das operative Geschäft sind bereits mühelos abgedeckt bzw. lassen sich zu günstigen Kreditzinsen darstellen. Vor diesem Hintergrund senken Unternehmen Dividendenausschüttungen über Aktienrückkaufprogramme. Die banale Logik dabei: Je weniger Aktien, desto weniger Dividende. Ebenso ersetzen sie teures Eigen- durch zinsgünstiges Fremdkapital und verbessern damit ihre Kapitalstruktur. Beides, Verknappungen von verfügbaren Aktien und Bilanzverbesserungen führen zu steigenden Aktienkursen und wirken feindlichen Unternehmensübernahmen entgegen.

Für fortgesetzte Rückkaufprogramme in den USA spricht die geplante Unternehmenssteuersenkung auf Auslandsguthaben amerikanischer Unternehmen. Durch die dann nach Amerika zurückgebrachten Finanzmittel ergibt sich ein geschätztes Aktienrückkaufvolumen in den USA von etwa 800 Mrd. US-Dollar. Dabei wird das Unternehmensmanagement Aktienrückkaufprogramme langfristig durchführen, um nachhaltige und nicht nur kurzfristige Aktienkursanstiege zu fördern.

Grundsätzlich bleiben Dividendenrenditen weiter attraktiv. Angesichts der aktuellen Niedrigzinsalternativen stechen der DAX mit knapp 3,0, der Euro Stoxx 50 mit 3,7 und einige Branchen sowie Euro-Dividendenindices mit gut vier Prozent jeweils durchschnittlicher Dividendenrendite deutlich hervor. Zudem bieten Dividenden grundsätzlich einen ordentlichen Risikopuffer gegen Kursschwankungen.

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Charttechnik DAX - Im Seitwärtsmodus

Das Momentum im DAX ist weiterhin schwach ausgeprägt. Der Leitindex dürfte seinen Aufwärtstrend wieder aufnehmen, sobald er den Widerstand bei 11.692 Punkten nachhaltig überschreitet. Weitere Barrieren folgen dann bei 11.821, 11.920 und schließlich am Allzeithoch bei 12.391. Unterschreitet der DAX jedoch die wichtige Unterstützung bei 11.531 Punkten, droht ein weiteres Abrutschen Richtung 11.431 und schließlich 11.191.

Der Wochenausblick für die KW 7 - Janet Yellen zeigt weiter ihre taubenhafte Seite

In den USA dürfte sich die Inflation im Januar auf dem aktuellen Niveau stabilisieren. Gleichzeitig signalisieren Rückgänge in der US-Industrieproduktion sowie dem Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe der Philadelphia Fed, dass die US-Industrie noch Aufholpotenzial hat. Der US-Immobilienmarkt kann gemäß Baubeginnen und -genehmigungen nicht aus seinem Seitwärtstrend ausbrechen und auch Einzelhandelsumsätze fallen wieder schwächer aus. Insgesamt hat Fed-Chefin Yellen auf ihrer halbjährlichen Anhörung vor dem US-Senat genügend Argumente, von einer frühzeitigen Fortsetzung der Zinserhöhungen abzusehen.

In der Eurozone setzt sich die langsame Konjunkturstabilisierung gemäß BIP-Zahlen für das IV. Quartal 2016 fort. Die nach wie vor zurückhaltenden ZEW Konjunkturerwartungen signalisieren jedoch keine markanten Erholungsperspektiven.

American Banks First muss auch heißen European Banks First

Alles neu macht der Trump. Selbst die Regulierung der Finanzindustrie, die seit 2008 als heilige Kuh gilt, ist nicht mehr vor dem rotfüchsigen Schlächter sicher. Mit einem neuen Dekret wird die Re-Deregulierung eingeläutet. U.a. soll die eiserne „Volcker-Rule“ marshmallowisiert werden. Diese schränkt den (Eigen-)Handel der US-Banken ein oder verbietet ihn sogar.

Kritiker dieser Neo-Deregulierung sehen allerdings die Gefahr eines Rückfalls in die schlimmste Zeit des Glücksrittertums, als Investmentbanken wie im Spielcasino sogar mit den Geldern der Anleger spekulierten und am Ende mit Steuergeldern gerettet werden mussten.

US-Bankenregulierung hat durchaus Schwächen

Natürlich stellt sich die Frage, was Handelsbeschränkungen für Banken nutzen, wenn sich Anlageexzesse auf Hedgefonds und Hochfrequenzhändler verlagern. Und sicherlich haben die verschärften Bankenregeln auch zu einer Ausdünnung der Liquidität geführt. Weil Banken im Handel nicht mehr ohne weiteres mitspielen dürfen, finden Anleger, die große Pakete selbst an US-Staatsanleihen kaufen oder verkaufen wollen, nur noch mit viel Mühe einen Abgeber bzw. Aufnehmer. Der Handel mit illiquiden Papieren ist dann umso schwieriger. In krisenhaften Marktsituationen kann es durchaus zu Kursschwankungen, ja sogar zu massiven Verunsicherungen mit negativen Kollateralschäden kommen.

Nicht zuletzt widersprechen sich viele Regulierungsmaßnahmen wie bei einer Ampel, die gleichzeitig rot, gelb und grün leuchtet. Damit sind sie Auslegungssache für findige bzw. windige Wall Street-Anwälte, die dem Grundsatz frönen: Mir geht es gut, ich kann klagen.

US-Banken als Mittel zum Trumpistischen Zweck

Aber halt: Diese Schwächen der US-Bankenregulierung waren sicher nicht der Anlass für Trump, ehrenhaft deren Ent-Regulierung zu betreiben. Auch die Behauptung, die Wirtschaft bekäme nur ungenügend Kredit, taugt nicht als Alibi für Regelentspannung. Das sind Fake News, alternative Fakten. Die Realität spricht eine andere Sprache.

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Die wahre Absicht der Trumpschen Bankenderegulierung ist zunächst eine Attacke gegen die US-Notenbank. Je weniger Banken reguliert werden, umso eher sind sie emanzipiert, in der Lage, Geldschöpfung selbst dann zu betreiben, wenn die Fed geldpolitisch restriktiv würde. Die US-Notenbank kann dann den Trumponomics nicht mehr so restriktiv in die Parade fahren.

Süßer die Banken-Kassen nie klingen als zu der Trumpschen Zeit. Wenn Trump den US-Banken den Weg frei macht, um wieder richtig Geld zu verdienen, erhöht er deren globale finanzwirtschaftliche Bedeutung. Je deregulierter, ertragreicher und damit mächtiger US-Institute sind, desto mehr treiben sie die regulierte, ertragsschwache und damit angeschlagene europäische Konkurrenz vor sich her wie Jäger die Hasen. Sie sind immer mehr in der Lage, uns ihren finanzwirtschaftlichen Willen aufzudrücken. In einer angeschlagenen internationalen Finanzwelt sind starke US-Banken so etwas wie Atombomben mit gewaltigem Abschreckungspotenzial.

In der europäischen Bankenpolitik weiß die rechte Hand nicht, was die linke tut?

Trump zerstört mit einer Abrissbirne die international mühsam aufgebaute Architektur der Finanzmarktstabilität, um seinen US-Instituten einen Deregulierungsvorteil zu sichern.

Europa hat bei der Bankenrettung von Anfang an gewaltige Fehler gemacht. Wie in den USA hätte man alle systemrelevanten Institute zwangskapitalisieren und dann von Grund auf sanieren müssen. Nach Erfolg hätte man später wie in Amerika die staatlichen Beteiligungen wieder mit Gewinn für die Steuerzahler veräußern können. Dieser Rettungsstrategie standen jedoch ideologische Bretter vor dem Kopf der europäischen Politik entgegen. Und ein bisschen Wahlpopulismus war auch dabei.

Und so sind viele Institute z.B. in Südeuropa bis heute nicht aus dem Schneider. Immer noch sind umfangreiche notleidende Kredite vorhanden. Und wer faule Kredite in den Bilanzen hat, hat weniger Muße neue Kreditrisiken einzugehen.

Nicht zuletzt binden diese Altlasten wertvolles Eigenkapital oder fressen es sogar auf. Unter Eigenkapitalüberfluss leiden Europas Banken ohnehin nicht. Eigenkapital ist purer Luxus, wenn es nicht wie früher in Amerika von Vater Staat kommt, sondern aus eigener Kraft in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld herbeigeschafft werden muss. Da nützt auch die freizügigste Geldpolitik der EZB nichts. Sie sorgt zwar dafür, dass keine europäische Bank mehr wegen Illiquidität über die Klinke springt. Aber stabile Liquiditäts-Seitenlage heißt noch lange nicht stabile Geschäftslage. Das Eigenkapital herzaubern kann sie nicht.

Und jetzt kommt auch noch die wie eine übereifrige Ameisenkolonie arbeitende Bankenregulierung in Europa hinzu, die die Institute zu Vorhaltung von mehr Eigenkapital zwingt.

Und da wundert man sich noch, warum das eurozonale Kreditvolumen im Gegensatz zu Amerika vor sich herdümpelt?

Die Eurozone hat keinen konsistenten Banken-Plan. Während die EZB mit beiden Füßen auf dem Gaspedal steht, drückt der Regulierer mit beiden Extremitäten auf die Bremse.

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Raus aus dem ideologischen Idealismus und rein in den realistischen Pragmatismus

Es hilft heute nichts mehr, den Banken immer und immer wieder die Schuld an der Finanzkrise zu geben, obwohl es doch die Politiker waren, die die europäischen Finanzmärkte dereguliert haben. Und sich jetzt wie die beleidigte Leberwurst aufführen und Amerika für wieder mehr Deregulierung zu kritisieren, ist auch keine Lösung.

Aber vielleicht versuchen wir es ausnahmsweise einmal mit bankwirtschaftlicher Zusammenarbeit auf europäischer Ebene unter Einbindung der EZB. Dabei muss man auch über seinen eigenen Schatten springen können.

Es führt kein Weg daran vorbei, dass die Altlasten notleidender Kredite aus den Bankbilanzen vor allem südeuropäischer Banken entsorgt werden müssen. Wenn auch spät, so muss der jeweilige Staat dennoch als Rekapitalisierer auftreten, damit der Kredit-Stall ausgemistet werden kann. Hierbei ist die Stabilitätskröte von Aufkäufen von Staatspapieren seitens der EZB leider zu schlucken. Ansonsten gibt es keine neuen, volkswirtschaftlich notwendigen Kredite.

Und man muss die Bankenregulierung überdenken. Das heißt nicht, dass wir jetzt auch alle Regeln über den Haufen werfen. Aber so wie man überderegulieren kann, kann man auch überregulieren. Bankenregeln sollen selbstverständlich Auswüchse verhindern, aber wirtschaftlich keine verbrannte Erde hinterlassen. Es geht nicht um Banken-Ideologie von Politikern, sondern um Realpolitik.

Bis ein endgültiges Gesetz über die Re-Deregulierung amerikanischer Banken vorliegt, wird zwar noch viel Wasser den Potomac in Washington herunterfließen. Diese Zeit muss die europäische Bankenpolitik dringend nutzen.

Im Kampf gegen den amerikanischen Finanz-Adler mit rot-blonden Haaren muss der europäische Banken-Stier stark sein. Noch ist er nicht kastriert!

VOLKSWIRTSCHAFTLICHE PROGNOSEN AUF EINEN BLICK

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KAPITALMARKT AUF EINEN BLICK

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Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AG

Rechtliche Hinweise/Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenskonflikten der Baader Bank AG:

http://www.baaderbank.de/disclaimer-und-umgang-mit-interessenskonflikten/

4 Kommentare

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  • tourguide
    tourguide

    Hallo Herr Halver, ich lese Ihre Analysen sehr gerne, aber diese Mal muss ich mal bei der Aussage zu den Euro-kritischen Parteien einspringen. Ich war bis vor einigen Jahren davon überzeugt, dass ein starkes Europa und die Globalisierung gut für die Menschen ist. Im grundegenommen bin ich das heute noch. Es gibt nur einen gewaltigen Unterschied. Die Vorgehensweise zur Gestaltung Europas enspricht den Interessen einiger global agierender Konzerne, welche die Bedingungen dazu in Hinterzimmern ausgegunkelte werden. Die Bevölkerung wird nicht nur außen vor gelassen, sie wird regelrecht zum Narren gehalten. Weiterhin sind die Auswüchse zum Thema Überwachung, Zensur und Bargeldabschaffung nicht mehr zu ertragen. Und wenn wir nicht aufpassen sind wir in einigen Jahren wieder im Verhältnis DDR oder schlimmeres. Sie und Ihre Mitstreiter alalysieren die Fakten im Finanzbereich. Die menschliche Komponente wird außen vor gelassen. Wenn wir die Politiker so weiter machen lassen ist Bürgerkrieg und schlimmeres in Kauf zu nehmen!!

    09:04 Uhr, 13.02. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • Dax-Martin
    Dax-Martin

    Hallo Hr. Halver, wenn Sie ins Geschichtsbuch schauen, dann sehen Sie, dass wir in Europa eine lange, fast endlose Geschichte über die Zurückdrängung dieser Raubzüge haben. In den Verfassungen der Nationalstaaten oder der EU ist davon aber nichts zu finden. So, als hätte man aus Geschichte nichts gelernt. Aber genau das und die aufkeimende Überbevölkerung auch unter Armut, verdoppeln das Problem auch noch und damit wird die Stimmung gedrückt bleiben, sowie auch die Begeisterung an einer Konjunktur, bis hin zur Gründung einer Familie im Rahmen eines Systems, welches aus der Zeit der Single Provider stammt. Ist die angedeutete Trendwende am Ende nur "Fake News"?

    07:44 Uhr, 13.02. 2017
  • Market Impact
    Market Impact

    wunderbar :))

    "Im Kampf gegen den amerikanischen Finanz-Adler mit rot-blonden Haaren muss der europäische Banken-Stier stark sein. Noch ist er nicht kastriert!"

    15:07 Uhr, 12.02. 2017