Kommentar
16:16 Uhr, 23.10.2024

Wie tief fällt der Ölpreis, wenn Saudi-Arabien Marktanteile gewinnen will?

Saudi-Arabien ist unzufrieden, sowohl mit der Fördermenge als auch mit dem Preis. Mehr Förderung bei höherem Preis geht nicht. Dazu muss der Preis erst fallen, aber wie weit?

Saudi-Arabien ist mit seinen Partnern unzufrieden. Das Land hat seine Fördermenge freiwillig stärker gesenkt, als mit den OPEC+ Ländern vereinbart. Diese zusätzliche Fördermengenbegrenzung ist das, was den Ölpreis seit mehreren Quartalen stabil hält und einen Abwärtstrend vermeidet. Da andere OPEC+ Staaten mehr fördern, als sie sollten, ist Saudi-Arabiens Unmut verständlich.

Erst ließ Saudi-Arabien daher verlauten, dass es wieder Marktanteile gewinnen will. Es folgte die Aussage, dass man geringere Einnahmen verkraften kann, wenn der Preis sinkt. Die Verschuldung liegt bei weniger als 30 % der Wirtschaftsleistung. Wenn es sein muss, wird kurzfristiger Schmerz in Kauf genommen, um langfristig besser dazustehen.

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Das Problem ist allerdings nicht nur, dass andere OPEC+ Staaten mehr produzieren als sie sollten. Der stabile Preis führt zur Fördermengenausweitung in anderen Ländern. Für 2025 wird Wachstum prognostiziert (Grafik 1). Unterm Strich über alle Länder gemeinsam sind es ungefähr 1,2 Mio. Barrel.

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Die globale Nachfrage wächst zwar, allerdings immer langsamer. Damit der Markt im Gleichgewicht bleibt, fällt die Menge, die die OPEC+ fördern kann. Für 2024 lag diese Menge im Frühjahr bei 43,25 Mio. Barrel pro Tag. Im Zeitverlauf wurde die Prognose immer weiter gekürzt. Das Gleiche gilt für 2025. Damit der Markt 2025 im Gleichgewicht bleibt, muss eine Mio. Barrel weniger gefördert werden als noch im Frühjahr erwartet (Grafik 2).

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Schon jetzt produziert OPEC+ mehr als die Werte, die den Markt 2024 und 2025 im Gleichgewicht halten sollen (Grafik 3). Anstatt die Fördermenge langsam zu erhöhen, ist eine weitere Senkung notwendig. Das macht alle nervös, auch Saudi-Arabien. Die bisherige Lösung wird nicht mehr als Lösung wahrgenommen. Für einen Ölpreis im Bereich von 70 bis 80 USD muss die Fördermenge sinken. Das bedeutet letztendlich geringere Einnahmen.

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Wer höhere Preise will, muss das Angebotswachstum aus anderen Ländern verhindern. Die USA sind ausschlaggebend. US-Produzenten geben an, dass sie Preise zwischen 60 und 70 USD je Barrel benötigen, um die Produktion profitabel auszuweiten (Grafik 4). Will Saudi-Arabien das Angebotswachstum begrenzen oder das Angebot aus den USA gar reduzieren, sind Preise im Bereich von 50 bis 60 USD notwendig.

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Saudi-Arabien kann diese Preise im Alleingang erzwingen. Es hat ausreichend freie Förderkapazität. Es ist unklar, ob es davon Gebrauch macht. Die Wahrscheinlichkeit dafür erhöht sich kontinuierlich. Anleger sollten sich darauf vorbereiten, dass es nach jahrelanger Disziplin zu einem erneuten Preiskampf kommt.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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