Kommentar
08:24 Uhr, 02.03.2020

Wie stark ist der Markt überverkauft?

Selbst im schlimmsten Abwärtstrend kommt es einmal zu einem Rebound. Dazu kommt es, wenn der Markt extrem überverkauft ist.

Selbst als die Finanzkrise in vollem Gange war, konnte der Markt immer wieder durch eine temporäre Gegenbewegung glänzen. Dafür gibt es viele Gründe. Einer ist technischer Natur. Je mehr Anleger in kurzer Zeit ihre Aktien auf den Markt werfen, desto schneller lässt der Verkaufsdruck auch wieder nach.

Wenn ich innerhalb einer Woche mein Depot von 100 % Aktien auf 0 % Aktien heruntergefahren habe, gibt es schlichtweg nichts mehr zu verkaufen. So extrem gehen Anleger selten vor. Daher findet der Abverkauf auch im Normalfall nicht innerhalb von wenigen Tagen statt, sondern zieht sich über Wochen.

Sind die Preise tief genug gefallen, finden sich auch wieder Käufer. Der Markt reagiert positiv. Diese Erholung nutzen all diejenigen, die bei der ersten Abwärtsbewegung nicht oder nur wenig verkauft haben. Sie sind froh, noch einmal zu besseren Kursen verkaufen zu können.

Die Momente einer Gegenbewegung und temporären Erholung kündigen sich für gewöhnlich an. Bedingung dafür ist ein massiv überverkaufter Markt. Dazu kommt es, wenn Anleger panikartig verkaufen. Das war in den letzten Tagen eindeutig der Fall. So lässt sich inzwischen feststellen, dass nur noch 3 % aller S&P 500 Aktien über ihrem 50-Tagedurchschnitt notieren (Grafik 1).

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So extreme Werte kommen selten vor und sind häufig der Ausgangspunkt für eine Gegenbewegung. Mittelfristig ist der Boden damit wohlmöglich nicht gefunden. Derzeit befinden sich noch 23 % aller Aktien oberhalb ihres 200-Tagedurchschnittes (Grafik 2). Die letzte Korrektur Ende 2018 endete bei einem Wert von 10 %. Auch 2015/16 wurde der Boden erst bei weniger als 20 % gefunden.

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Es kann sogar noch schlimmer kommen. Der Markt fand 2009 erst einen Boden, als nur noch 2 % aller Aktien oberhalb der 200-Tagelinie notierten. Leider wissen wir nicht, ob der aktuelle Abverkauf eher dem von Ende 2018 gleicht oder dem von 2008. Kurzfristig ist das unerheblich. 70 % der Aktien haben einen RSI (Relative Strength Index) Wert von weniger als 30 (Grafik 3). Werte von weniger als 30 zeigen einen überverkauften Status an.

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Kurzfristig ist der Markt stark überverkauft. Eine technische Gegenreaktion wird mit jeder Stunde wahrscheinlicher. Im Idealfall fällt der Anteil an Aktien oberhalb der 200-Taglinie aber noch unter 20 %. Das wäre ein ausgesprochen klares Signal.

Anleger sollten beachten, dass eine Gegenreaktion wahrscheinlich nicht gleich wieder in einem Aufwärtstrend mündet. Ein neuer Aufwärtstrend ist erst dann zu erwarten, wenn zumindest absehbar ist, dass sich die Epidemie außerhalb Chinas nicht weiter ausbreitet, also immer neue Länder erfasst und diese teilweise lahmlegt.

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2 Kommentare

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  • Arachnoid
    Arachnoid

    Hallo Herr Schmale, wo stände der S&P im Falle des 2018er-Szenarios mit bei einem Wert von 10% der Aktien über der 200-Tage-Linie und wo im Falle des 2008er-Szenarios bei 2% der Aktien über der 200-Tag-Linie?

    11:16 Uhr, 02.03. 2020
  • Joey-the-bee
    Joey-the-bee

    Für Trader vielleicht eine gute Gelegenheit Geld zu machen. Ich warte jedoch noch ein Weilchen zu, da sich im Moment ganze Türme an Unsicherheiten aufgebaut haben... Das geht noch tiefer!

    08:31 Uhr, 02.03. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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