Kommentar
10:10 Uhr, 16.03.2018

Wie lassen sich China und Deutschland bändigen?

Dass China und Deutschland in einen Topf geworfen werden, geschieht auch nicht jeden Tag. Sie sind sich allerdings in einem Aspekt sehr ähnlich.

Deutschland ist als Exportweltmeister bekannt. 2017 wurden für ca. 300 Mrd. USD mehr Waren exportiert als importiert. China bringt es insgesamt auf einen Überschuss von mehr als 400 Mrd. USD. Da Deutschlands Wirtschaftsleistung allerdings deutlich kleiner ist, liegt der Überschuss gemessen am BIP höher.

Der Überschuss, den Deutschland erwirtschaftet, liegt bei knapp 8 % der Wirtschaftsleistung. In China sind es weniger als 2 %. Woher die Überschüsse kommen, ist auch kein Geheimnis. Sie werden seit jeher von den USA gesponsert. Deutschland und China zusammen erwirtschaften Monat um Monat ein Plus von 40 Mrd. USD mit den USA (Grafik 1). Damit sind sie für ca. 70 % des Defizits der USA verantwortlich.

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Im Detail ist die Sache etwas komplizierter. Mit einigen Ländern weisen die USA einen Überschuss aus, mit anderen ein Defizit. Das Defizit mit Deutschland und China mit dem Gesamtdefizit zu vergleichen ist also nicht ganz fair. Trotzdem bleiben diese beiden Länder der größte Brocken für die USA.

Deutschland steht dabei schon fast außer Konkurrenz. Das durchschnittliche Defizit mit China liegt bei über 30 Mrd. USD pro Monat. Jenes mit Deutschland liegt bei gut 5 Mrd. USD Da liegen Welten dazwischen.

Den USA ist das Defizit ein Dorn im Auge. Es ist allerdings nicht damit getan, wenn das Defizit mit China verkleinert wird. Die bisherigen Rekorddefizite häuften die USA an, als der Handel mit China noch deutlich kleiner war. Der Handel mit China ist seit 2006 stark gewachsen. Das Defizit ist insgesamt jedoch nicht weiter angestiegen. China hat andere Handelspartner ersetzt.

Vor allem Ölexporteure wurden in den letzten Jahren zunehmend verdrängt. Der Anteil der Ölimporte am Defizit liegt bei 10 % (Grafik 2). Man kann sich vorstellen wie gigantisch das Defizit der USA wäre, wenn sie immer noch so viel Öl importieren müssten wie vor dem Frackingboom. Die Lage sähe dann noch einmal sehr viel dramatischer aus.

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So oder so, die Verringerung eines Defizits (Öl) hat nicht zu einer nachhaltigen Veränderung geführt. Die USA importieren jetzt einfach vermehrt andere Waren. Wird das Loch mit China gestopft, dann geht ein neues mit einem anderen Land auf. Soviel scheint sicher zu sein.

Trotzdem sind die Defizite ein ernstzunehmendes Thema. Ungleichgewichte wird es im internationalen Handel immer geben. Die enormen Überschüsse von China und Deutschland sind allerdings ein Problem. Ungleichgewichte tragen nicht zur Stabilität bei. Das bemängeln viele Akteure seit Jahren. Getan hat sich trotzdem nichts. Auf Dauer sind die Ungleichgewichte jedoch für die gesamte Weltwirtschaft nicht gut.

Die Überschüsse zu bändigen ist nicht gerade leicht. Bei China würde eine Öffnung der Grenzen viel bewegen. Absehbar ist dieser Schritt jedoch nicht. Deutschland profitiert vom Euro, der für Deutschland zu niedrig bewertet ist. Dagegen kann Deutschland wenig tun. Es könnte immerhin mehr investieren.

Ich bin wahrlich kein Anhänger der unlängst verhängten US-Zölle auf Stahl und Aluminium. Sie gehen am eigentlichen Problem vorbei. Sie helfen aber vielleicht die Diskussion wieder ins Rollen zu bringen. Diese braucht es dringend.

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5 Kommentare

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  • Löwe30
    Löwe30

    Nicht nur China und Deutschland ließen sich bändigen, würde das weltweit herrschende Papiergeldsystem, in dem Geld per Kredit aus dem Nichts entsteht, durch werthaltiges Geld ersetzt.

    Warum?

    Das lesen Sie hier: http://www.misesde.org/?p=18094

    17:04 Uhr, 16.03. 2018
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Deutschland investiert doch , und schafft grade mal ne schwarze Null jedes Jahr !! 500 Millionen € jährlich ENTWICKLUNGSHILFE an China , 350 Mio € an die Türkei , 594 +Mio € Indien , Südafrika Chile Mexico Ägypten Ukraine Brasilien Indonesien etc etc Alles in allem 17 Milliarden + !! Weiter wird in die EU investiert 15 Milliarden NETTO (vor Brexit !!! ) Steuergelder werden auch in das schenken von U Booten an Israel investiert die Liste ließe sich endlos fortführen ! Wie soll Deutschland also mehr investieren ??? Es investiert doch schon alles und kann seine ca 2,5 Billionen Schulden seit Jahren nicht tilgen ..................

    10:42 Uhr, 16.03. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • StefanS
    StefanS

    Stärkung der Binnenkaufkraft durch Nettolohnsteigerung oder konsequent Austritt aus dem Euro zur Vermeidung des Lohn-Dumpings mit allen negativen Folgen mit der soziodemographischen Strukturen.

    10:30 Uhr, 16.03. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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