Kommentar
16:16 Uhr, 23.04.2018

Wie lange hält der Technologiesektor noch durch?

Netflix hat es wieder allen gezeigt und präsentierte Zahlen, die weit über den Erwartungen lagen, doch reicht das, um den Sektor vor einer großen Herausforderung zu bewahren?

Die Berichtssaison hat gerade erst begonnen, doch schon ist klar, was Anleger erwarten können. Von wenigen Ausnahmen abgesehen zeigen Firmen hohes Gewinnwachstum. Bisher liegt es bei 17,3 %. Angeführt wird die Liste der Gewinner vom Energiesektor, der über 75 % zulegen kann.

Der Technologiesektor kommt gleich hinter den Rohstoffunternehmen auf Platz 3 mit einem Gewinnwachstum von 22 %. Das kann sich sehen lassen und rechtfertigt bis zu einem gewissen Grad die hohe Bewertung. Es gibt dabei allerdings gleich mehrere Probleme.

Das Gewinnwachstum wird sich in diesem Tempo nicht fortsetzen. 2018 wird das Gewinnwachstum generell hoch wirken. Das liegt vor allem an der Steuersenkung in den USA. Ohne die Steuersenkung wäre das Wachstum immer noch bei über 10 %, doch lange nicht so hoch wie es derzeit aussieht.

Viel gravierender ist aber ein anderes Problem: Regulation. Zuckerberg verbrachte zwei Tage in Washington und stand Politikern zwei Tage lang Rede und Antwort. Dabei haben sich zwei wesentliche Themen herauskristallisiert. Einerseits haben Politiker von der Branche keine Ahnung, andererseits verstehen sie, dass der Datenschutz vernachlässigt wurde.

Der Druck, die Branche zu regulieren, steigt. Die Regulierung wird jedoch von Politikern beschlossen, die von der Materie teils überhaupt keinen blassen Schimmer haben. Es ist absehbar, dass jegliches dabei herauskommendes Regelwerk nur begrenzt solide sein kann.

Zuckerberg begrüßte die Idee einer Regulierung, wenn auch vorsichtig. Vor böse dreinblickenden Senatoren blieb ihm vermutlich nichts anderes übrig. Regulierung ist das letzte, was Internetriesen wie Facebook und Google wollen.

Je höher der Datenschutz ist, desto weniger Geld lässt sich verdienen. Das ist ein sehr großes Problem, sogar so groß, dass gehandelt wird. Wegen der am 1. Mai in Kraft tretenden neuen Bestimmungen in der EU siedelte Facebook über 1 Mrd. Nutzer um – aus der EU heraus, versteht sich.

Das alles hat gute Gründe. Regulation verdirbt Umsatz- und Gewinnwachstum. Wer nicht mehr unbegrenzt Daten sammeln und verwerten kann, kann auch keine so gezielte Werbung schalten. Der Wert der Werbung auf Facebook und anderen Portalen nimmt ab. Es wird weniger verdient.

Es ist dieses Damoklesschwert, welches über der Branche hängt. Andere Branchen haben strengere Regulierung bereits kennengelernt. Die Grafik zeigt dazu die Performance der Aktien aus der Tabak- und Biotechnologiebranche vor und nach der Regulation. Man kann nicht übersehen, dass die Performance fast zwei Jahre lang litt. Das droht auch den großen Technologieunternehmen.

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Noch ist nicht klar, ob es überhaupt zu strengeren Regeln kommen wird. Entsprechend können Anleger auch noch gute Quartalszahlen feiern. Es ist aber ein Thema, welches unbedingt auf den Radar jedes Anlegers gehört. Frühere Beispiele zeigen, dass man sich bei strengerer Regulierung auf eine Korrektur des Sektors von einem Viertel bis zu einem Drittel einstellen muss.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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