Wie ich über den Gesamtmarkt und Nasdaq100 denke: Rolling bear market könnte passen

Harry Weygand, mein Kollege, hat gestern oder vorgestern in seinem stream veröffentlicht, dass eine Großbank von einem rolling bear market spricht. Das trifft die Sache vielleicht am Besten. Bedeutet, dass Aktien gedreht werden, gut gelaufene Mode-Titel abgestoßen, andere noch gekauft werden, aber der Markt insgesamt sinkt.

US Aktien sind irre gut gelaufen, die Steuerreform hat den US Unternehmen große Gewinne beschert und beschert sie ihnen auch weiterhin. Aber Aktienkurse spiegeln die zukünftige Gewinnerwartung wieder, nicht die Gegenwart. Können die US Unternehmen die Gewinne noch mehr steigern? Ich weiss es nicht. Aber wenn Aktien 20 Jahre lang nur eine Richtung kannten und die Nasdaq Tech Aktien eine Fahnenstangenralye hinlegten, könnte bereits (ich wies auf die Bedeutung der September-Hammerkerze hin) oder in den nächsten Monaten Ende im Gelände gewesen sein.

Ein Oktoberkonter wie 2014 wird immer unwahrscheinlicher. Noch haben wir einige Handelstage, aber die Zeit rennt jeden Tag dagegen.

Wir kennen die Orderbücher der Großanleger nicht, aber die Gedanken haben vielleicht auch Großanleger/Banken/Fonds, die mit dem Nasdaq z.B. eine Gewinnserie seit 2009 von Tief 1150 Punkten auf nun 7000 Punkte hingelegt haben. Wenn sie über die Jahre viele Aktien aufgekauft haben und Gewinne mitnehmen wollen, können sie das nicht so einfach tun. Wir Kleinanleger können mal 100 oder 1000 Apple/Amazon o.ä Aktien auf den Markt werfen. Ein Großinvestor benötigt dazu Wochen und Monate, da es bei fallenden Kursen gar nicht so viele Abnehmer gibt, bzw. er schlechtere Verkaufskurse bekommt. Also gibt er einen Verkaufsauftrag an seinen broker, die Aktien stückweise im Markt zu platzieren und einen guten Mischverkaufskurs zu erzielen.

Der kann z.B. Folgendes tun:

Ein Paket oben verkaufen. Kurs sinkt. Mit Handelsinstrumenten longs erzeugen, wieder Kunden anlocken, Kurs steigt, nächsten Block verkaufen usw. usf. Eine Pressemeldung, dass noch höhere Kurse zu erwarten sind, wirkt auch unterstützend, ohne dass ich hier offiziell böse Absicht unterstellen möchte ... (Wenn Goldman Sachs zum Technologieaktienkauf rät und trotz massiver Kurssteigerungen noch höhere Ziele bei einem sehr gefährlichen Umkehrpunkt im Nasdaq vor 3 Wochen ausruft, werde ich sehr aufmerksam und habe das auch entsprechend kommuniziert. GS veröffentlicht eher selten etwas, was dem Endkunden nutzt.)

So wechseln die Aktien von starken Händen in Schwache.

Genau das könnte aktuell bei US Aktien passieren. Stückweiser Ausstieg, weil die Unternehmen zwar gute Gewinne machen, die aber zukünftig nicht mehr so stark steigen, bzw. ggf auch mal sinken. Also Nasdaq und Dow droppt (damit meine ich nicht den gestrigen Schwapp, sondern den großen vom Februar und den vom Oktober insgesamt, weil größere Pakete verkauft wurden. Wieder anlongen lassen, wieder ein drop, wieder anlongen lassen usw. Und die kleinen Anleger haben den Banken/Fonds/Großinvestoren die Sachen zu Höchstkursen eingekauft. Das ist alles ein großes Spiel, aber sicher ist eines. Die Bank gewinnt immer, der Endkunde selten.

Seien Sie also auf der Hut.

Beim Nasdaq 100 sollte im Oktober noch ein Kurs über 7500 Punkten erzielt werden, um das "böse Ende" abzuwenden. Ggf. ab Montag nach dem Verfall per stärkerem Hochlauf. Ein Vollkonter wie Oktober 2014 mit höherem Hoch wäre schon ein Husarenstück erster Klasse. Gelingt dies nicht, droht die Novemberkerze von 7500 ausgehend eine Etage tiefer zu fallen. Ein bearish engulfing, wonach es, wenn die aktuelle Kerze so stehen bliebe, momentan aussieht, wäre bestätigt, wenn 7500 per Monatskerzenkörper Okt/Nov nicht mehr überschritten wird und 6900 per Moantskörper unterschritten wird. Das sollte im potentiellen Bärenmarkt volle Wirkung erzeugen. Noch ist vieles offen, der Oktober ist noch nicht zu Ende und solch Langzeitentwicklungen benötigen auch mehrere Wochen, bevor das Ergebnis feststeht. Ein 20 Jahre Trend wird nicht in 3 Wochen beendet, derzeit nur die Möglichkeit eröffnet.

Übrigens:

So geht ein Großanleger übrigens auch bei Tiefs vor, wenn er Aktien akkumuliert. Der kauft auch nicht z.B. 300.000 Allianzaktien; die sind gar nicht zeitgleich am Markt oder werden nach etlichen Orders zu teuer. Auftrag an broker: Erwerbe 300k mit möglichst guten Mischkurs. Erstes Paket kaufen, Allianz shorten, 2. Paket kaufen usw. Die Provision des brokers ist um so höher, je besser der Mischkurs ist.

P.S.

Wenn ich mir Silber- und Goldaktien anschau, wie sie seit September trotz minimaler Goldsprünge, also des Basiswerts gelaufen sind (Silber schleicht weiter bei 14 $ herum, Gold gerade mal 50 $ von 1175 zu 1225 = +4 % gestiegen) , dagegen viele Minen seit den Septemberdrops erheblich gestiegen sind, denke ich echt nach , ob das nicht Akkumulationsprozesse sind. Schauen Sie sich mal die Verläufe und die performance einiger Aktien aus dem Segment an. Könnte interessant sein, sich damit tiefer auseinanderzusetzen....