Kommentar
11:15 Uhr, 08.12.2021

Wie dieser Industriezweig zum profitabelsten der Welt wurde

Welche Industrie ist profitabler als Microsoft, Apple, Nvidia, Netflix, Alphabet und Meta Platforms zusammen? Die Antwort wird überraschen.

Das dritte Quartal lief für die US-Techriesen richtig gut. Apple allein erwirtschaftete einen Gewinn in der Höhe von 20 Mrd. Dollar. Microsoft zog gleich. Zusammen mit den anderen hochprofitablen Unternehmen lag der Gewinn insgesamt bei 70 Mrd. Dollar. Der dazugehörige Umsatz lag bei knapp 240 Mrd. und die Gewinnmarge entsprechend bei 29 %.

Einem anderen Sektor geht es noch besser. Dort wurde zwar „nur“ ein Gewinn von 45 Mrd. erwirtschaftet, doch dies bei einer Gewinnmarge von 42 %. Ein Gewinn von 45 Mrd. innerhalb eines Quartals lässt sich nicht verstecken. Trotzdem redet kaum jemand über diese Industrie.

Auch wenn niemand über den Sektor spricht, er berührt jeden. Wer konsumiert, kann ohne diese Industrie nicht. Es geht um die Containerschifffahrt. Schlagzeilen macht die Industrie nur, weil Häfen verstopft sind und die Wartezeiten länger werden. Was das für die Gewinne der Unternehmen bedeutet, wird selten beleuchtet.

Für die Containerschifffahrt ist die Pandemie ein Jahrhundertboom. Einerseits ist die Güternachfrage sehr hoch. Das Transportvolumen ist entsprechend hoch. Das allein lässt die Kassen klingeln. Andererseits hat die Pandemie wegen Lockdowns die Lieferketten durcheinandergewirbelt. Das führt zu einem Effizienzverlust.

Dieser Effizienzverlust äußert sich darin, dass etwa vor dem Hafen von Los Angeles Containerschiffe eine Woche ankern müssen, bevor die Ladung gelöscht werden kann. Ein Schiff, welches untätig wartet, nimmt Kapazität vom Markt. Weil alles etwas länger benötigt, ist die globale verfügbare Kapazität ungefähr 10 % tiefer.

Weniger Kapazität und höhere Nachfrage, das ist ein Fest für denjenigen, der auf der richtigen Seite steht. Die Containerschifffahrt tut genau das. Die Preise für den Transport eines Containers von China in die USA befindet sich auf sehr hohem Niveau. Eine Trendwende ist auszumachen, doch bis die Raten wieder ein Normalniveau erreichen, vergehen viele Quartale.

In diesen Quartalen wird weiter verdient. Das tut auch eines der größten Unternehmen der Branche, Maersk. In den vergangenen vier Quartalen verdiente das Unternehmen so viel wie im gesamten vorherigen Jahrzehnt (Grafik 1). Der Jahresgewinn steuert auf mehr als 20 Mrd. Dollar zu. Damit übersteigt der Gewinn jenen von Unternehmen wie Intel, Toyota, Johnson & Johnson, Walmart, Nestle und reicht an den Gewinn von Samsung heran.


Wie lange dieser Geldregen anhält, weiß niemand genau. Derzeit hält sich der globale Containerumschlag auf hohem Niveau (Grafik 2). Zusätzliche Kapazitäten sind kurzfristig nicht zu erwarten. Erst 2023 kommt nennenswerte neue Kapazität auf die Weltmeere.


Die Frachtkosten werden nicht ewig das aktuelle Niveau halten können. Frachtraten sinken jedoch langsam. Selbst die Finanzkrise schlug sich erst mit Verzögerung und langsam auf die Raten nieder. Anleger denken jedoch schon jetzt an die Zeit danach. Viele Aktien sind mit einem KGV von 5 oder weniger bewertet. Das zeigt, dass von abnehmender Profitabilität ausgegangen wird. Gegen diesen Konsens sollte man nicht investieren.


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4 Kommentare

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  • mkgeld
    mkgeld

    china verfolgt eine Null Covid Strategie und schließt auch mal ganze Häfen wenn es Fälle gibt. Das war gleichzeitig der Stoff mit dem die Frachtraten nach oben schossen. Schon jetzt versuchen die Reeder mit langfristigen Verträgen die Kunden an höhere Frachtraten zu gewöhnen. Doch damit werden zunehmend Transporte für Billigprodukte nicht mehr profitabel sein und die Kunden wissen genau wenn Covid nicht mehr als Pandemie sondern nur wie eine wiederkehrende Grippewelle behandelt und gesehen wird rauschen die Frachtraten in den Keller. Ok nicht ganz denn die Schifffahrt soll in den CO2 Handel aufgenommen werden dann wird es für alle wieder teurer.

    11:15 Uhr, 11.12. 2021
  • Manfred1963
    Manfred1963

    @Clemens Schmale, sehr guter Artikel. Gibt es den auch auf Englisch? Den Artikel würde ich gerne mal mit meinen ausländischen Sales & Marketing Kollegen teilen! Die Ineffizienzen in den Häfen führen auch dazu, das Reeder bestimmte Häfen auf einer Reise auslassen. Blank Sailings (Schiffe die nicht wie geplant abfahren) sind darüber hinaus ein Hebel, Angebot und Nachfrage schnell in Einklang zu bringen. Die Reeder haben in den letzten 24 Monaten viel dazu gelernt. Zuverlässiger Service ist für die Verlader nicht mehr gegeben und trotzdem verdienen die Reeder in Sphären, die man in dieser Industrie noch nicht gesehen hat. Und den Kunden bleibt keine andere Wahl, den Sie müssen die Ware ja zum Kunden bringen. Wenn die TOP 8 Container Reeder mehr als 80% Marktanteil besitzen, sind wir in oligopolistischen Marktstrukturen. Ich befürchte, das wir vor 2023 keine Besserung sehen, da eine Vielzahl von neuen Kapazitäten dann erst in den Markt kommen.

    16:02 Uhr, 08.12. 2021
  • mariahellwig
    mariahellwig

    "Viele Aktien sind mit einem KGV von 5 oder weniger bewertet. Das zeigt, dass von abnehmender Profitabilität ausgegangen wird. Gegen diesen Konsens sollte man nicht investieren."

    Würde ich so nicht sehen. Der Markt kann sich auch irren und korrgiert die Fehleinschätzung später. Ob das für die Containerschiffahrt gilt, kann ich nicht beurteilen. Ich gehe auch davon, dass die Margen bröckeln werden.

    Biontech ist ähnlich niedrig bewertet und erwirtschaftet eine traumhafte Redite. Auch hier wird implizit eingepreist, dass die Renditen sinken. Das kann man mit ziemlicher Sicherheit als Fehleinschätzung ansehen. Es wird vielleicht einer Delle geben, aber mRNA steht erst am Anfang. Der Covidimpfstoff war nur der erste Beweis dass mRNA funktioniert. Auch kann man davon ausgehen, dass man regelmäßig nachimpfen muss.

    12:50 Uhr, 08.12. 2021
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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