Kommentar
16:16 Uhr, 18.07.2025

Wie Japans Autobauer die Geldpolitik beeinflussen

Manche Dinge sind so bizarr, dass man sie nicht erfinden kann. Japans Autobauer sind dafür ein Beispiel. Die Reaktion auf US-Zölle beeinflusst die Geldpolitik der Bank of Japan.

Das Jahr hat für die japanische Notenbank (BoJ) gut begonnen. Im Frühjahr werden die Löhne zwischen den Gewerkschaften und Unternehmen verhandelt. Die viel beachteten Verhandlungen sind eine gute Indikation dafür, ob die Notenbank ihr Inflationsziel nachhaltig erreicht. Aktuell ist dies der Fall.

In diesem Jahr wurden Lohnerhöhungen von 5,3 % ausgehandelt. Es ist der größte Anstieg seit mehr als 30 Jahren. Nicht zuletzt wegen dieser hohen Abschlüsse bleibt die Inflationsrate über der Zielmarke von 2 %. Zuletzt gelang dies ebenfalls vor mehr als 30 Jahren, als die Löhne zwischen 4% und 6% zulegten (Grafik 1).

Nicht jeder Arbeitnehmer bekommt nun 5% mehr Lohn. Viele Arbeitnehmer leiden unter Reallohnverlusten. Der stattlich wirkende Lohnabschluss gilt nicht für jedes Unternehmen. Vor allem größere Unternehmen können höhere Löhne zahlen. Bei kleineren und mittleren Unternehmen liegen die Lohnsteigerungen deutlich tiefer.

Wegen der Reallohnverluste bediente sich die Regierung einer Taktik (natürlich kurz vor den Wahlen), die aus der Pandemie bekannt ist. Es sollen Schecks verteilt werden. Das soll die Folgen der hohen Inflation dämpfen. Über zu hohe Inflation müssen sich die BoJ und die Politik aber möglicherweise nicht mehr lange Gedanken machen.

Für importierte Autos gilt in den USA seit Monaten ein Zoll von 25%. Autobauer müssen sich entscheiden, ob sie die Preise anheben oder ob sie auf einen Teil ihrer Margen verzichten. Japanische Autobauer haben sich für eine geringere Marge entschieden. Der Preisindex für Autoexporte nach Nordamerika ist in diesem Jahr deutlich gefallen (Grafik 2).

Der Preisrückgang liegt bei 18,7%. Das bedeutet, dass die Zölle fast vollständig durch Preissenkungen aufgefangen werden. Keiner der Autobauer hat eine Marge von 18,7%. Exporte in die USA sind ein Verlustgeschäft. Nachhaltig sind die Rabatte nicht. Es ist aber unwahrscheinlich, dass japanische Autobauer die Zölle durch Preissteigerungen vollständig weitergeben werden.

Das wiederum besorgt die Notenbank. Sind Unternehmen insgesamt weniger profitabel, sind weitere Lohnsteigerungen unwahrscheinlich. Notenbankchef Ueda fürchtet, dass das neue Gleichgewicht aus höherer Inflation und höheren Lohnsteigerungen durch die Zölle gefährdet wird. Die Notenbank wird nun vorerst abwarten, wie sich die Lage entwickelt.

Die Entscheidung der Autobauer, die Zölle größtenteils zu absorbieren, führt dazu, dass die Notenbank ihre Zinspolitik überdenkt und zumindest vorerst keine Änderung der Geldpolitik vornehmen wird. Ein wenig bizarr ist es schon, wie US-Zölle über den Umweg der Autobauer die Notenbank und Geldpolitik beeinflussen.

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1 Kommentar

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  • masi123
    masi123

    Aus Sicht der Autobauer ist das Verhalten aber sehr logisch. Der Zoll berechnet sich ja auf den reduzierten Preis, d. h. man spart bei einem Zollsatz von 25 % genau diese 25 % an Zollabgaben. Wenn man den Verkaufspreis in den USA wieder auf 100 % erhöht hat man also eine entsprechend höhere Marge.

    16:31 Uhr, 18.07.