Kommentar
14:13 Uhr, 11.09.2020

Wie die USA China schröpfen

Der Handelskonflikt schwelt immer noch und der Ton ist rau. Der Grund: die USA fühlen sich geschröpft. In Wahrheit ist es umgekehrt.

Die USA haben ein großes Handelsbilanzdefizit mit den meisten Ländern dieser Welt. Besonders sticht aber China ins Auge. Die Zahlen sind einfach groß. Das Handelsbilanzdefizit erreichte ein Hoch von über 400 Mrd. Seit der Einführung von Zöllen ist das Defizit etwas geschrumpft. Es klafft aber noch immer eine große Lücke zwischen Exporten und Importen. Der Rückgang des Defizits wirkt wie ein Erfolg der Zölle. Das ist mit Vorsicht zu genießen. Als die Importe aus China fielen, stiegen sie aus anderen Ländern sprunghaft an. Zählt man diesen sprunghaften Anstieg aus Ländern wie Vietnam hinzu, hat sich das Defizit nicht verringert und dürfte den wahren Zustand besser widerspiegeln. Chinesische Unternehmen haben erst in Nachbarländer exportiert und von dort dann in die USA.


In jedem Fall gibt es immer noch ein hohes Defizit. Man bekommt den Eindruck, dass sich die USA zu Recht geschröpft fühlen. Wie kann es da sein, dass es sich umgekehrt verhält?

Es kommt auf die Betrachtungsweise an. US-Unternehmen verdienen in China sehr viel Geld. Die Umsätze von US-Unternehmen in China stiegen von weniger als 100 Mrd. vor 20 Jahren auf über 700 Mrd. (Grafik 2). Chinesische Unternehmen machen in den USA hingegen kaum Umsatz. Die Umsätze liegen bei weniger als 100 Mrd.


Die große Differenz hat mehrere Gründe. Chinesische Unternehmen werden von den USA teils daran gehindert in den USA Geschäfte zu machen. Huawei wollte vor allem wertschöpfende Tätigkeiten in den USA ansiedeln. Da die USA das Unternehmen sanktionieren, kam es nie dazu.

Es sind aber genau diese wertschöpfenden Aktivitäten (z.B. Forschung und Entwicklung), die in den USA angesiedelt werden können. Die Produktion von Spielzeugen wäre einfach zu teuer. Kein Konsument würde den dreifachen Preis bezahlen. Da die USA das jedoch verhindern, kommt es zu keinem Ausgleich.

Betrachtet man jedenfalls die Gesamtbilanz aus Handel und Umsätzen vor Ort, stehen die USA ziemlich gut da. Der Gesamtüberschuss der USA liegt bei mehr als 300 Mrd. Dollar. In der Gesamtbetrachtung hat also China ein Defizit mit den USA. Der Überschuss der USA würde bei Abschaffung des Handelsbilanzdefizits auf 600 Mrd. steigen.

Das ist nicht nachhaltig. Ungleichgewichte erhöhen das Risiko von Schocks und wirtschaftlichen Verwerfungen. Und man fragt sich, was die USA noch wollen. Reicht ein Überschuss von 300 Mrd. nicht?


Wer trotzdem mit dem Kopf durch die Wand will, um das Handelsbilanzdefizit zu reduzieren, muss an der eigenen Gesetzgebung arbeiten. Niemand zwingt ja US-Unternehmen dazu in China Geschäfte zu machen. Inzwischen ist der Export deutlich einfacher als noch vor wenigen Jahren. US-Unternehmen wären mit der Produktion im Heimatland nur nicht konkurrenzfähig.

Clemens Schmale


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  • wonder
    wonder

    Kurz und knackig auf den Punkt gebracht.

    15:00 Uhr, 11.09.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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