Wie allwissende Trader 100 Mio. Dollar ergaunerten
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Im Jahr 2011 gelang es einer Hacker-Gruppe aus Russland und der Ukraine, sich in Server von drei westlichen Firmen zu hacken, die Pressemitteilungen und Ad-hoc-Mitteilungen von Unternehmen im großen Stil verbreiten. Viele dieser Unternehmensmitteilungen wurden schon vor der Veröffentlichung auf die Server hochgeladen, wo die Hacker bereits vorab Zugriff darauf hatten.
Die Hacker-Gruppe verkaufte den Zugang zu den Servern an eine Gruppe erfahrener Trader weiter, zu denen unter anderem ehemalige Manager millionenschwerer Hedgefonds gehörten. Die Trader wollten die illegal erlangten Insider-Informationen nutzen, um damit Geld an den Finanzmärkten zu verdienen. In den Unternehmensmitteilungen war die ganze Bandbreite möglicherweise kursbewegender Nachrichten enthalten, u.a. Ergebnisse klinischer Studien bei Pharmakonzernen, Übernahmeangebote und Quartalszahlen.
In einer wissenschaftlichen Untersuchung wertete die Finanzwissenschaftlerin Chloe Xie von der Stanford University den Erfolg der kriminellen Trader nun systematisch aus, wobei sie sich auf Mitteilungen zu Quartalszahlen fokussierte. Die Geschehnisse lassen einen seltenen und systematischen Blick darauf zu, welchen Wert Insiderinformationen tatsächlich haben und welche Rolle ein Informationsvorteil an den Märkten spielt.
Wie bereits aus der Anklageschrift der US-Börsenaufsicht SEC und früheren Presseberichten bekannt war, ergaunerten die Trader mit ihren illegalen Insidertransaktionen mehr als 100 Millionen Dollar an den Finanzmärkten. Das klingt nach einem großen Erfolg.
Wie aus der nun erfolgten Aufarbeitung durch Chloe Xie allerdings hervorgeht, waren die kriminellen Trader keineswegs so erfolgreich, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat – obwohl sie äußerst selektiv vorgingen und offenbar nur in den Fällen handelten, bei denen sie sich eine Prognose der Kursreaktion zutrauten. In den vier Jahren wurden insgesamt rund 150.000 Unternehmensmitteilungen auf den Servern vorab veröffentlicht. Nur in etwas mehr als 1.000 Fällen handelten die Trader aber tatsächlich. An den Tagen, an denen die Trader tatsächlich aktiv waren, liefen immerhin 10.100 Mitteilungen zu Quartalszahlen über die gehackten Server. Nur bei 9,25 % dieser Meldungen kam es aber tatsächlich zu einem Trade.
Wie gut waren die Trader nun konkret darin, durch die Auswertung der Unternehmensmitteilungen Kursreaktionen vorherzusagen? Aus verschiedenen Faktoren schließt Finanzwissenschaftlerin Xie, dass es die Trader neben Liquiditätsgesichtspunkten tatsächlich darauf anlegten, bei den Unternehmensmitteilungen zu handeln, bei denen sie die größten Kursreaktionen erwarteten. Doch dabei waren die Trader, obwohl es sich um Profis und nicht um Amateure handelte, nicht sehr erfolgreich: Nur rund 31 % der Trades erfolgten bei den Werten, die sich nach Veröffentlichung der Mitteilung auch am stärksten bewegten (die zum Dezil mit der größten positiven oder dem Dezil der größten negativen Kursveränderung gehörten). 69 % der Trades erfolgten also bei Werten, die nicht in die Gruppen mit den stärksten Reaktionen fielen.
Finanzwissenschaftlerin Chloe Xie schließt aus ihrer Untersuchung der Insiderinformationen, dass Unternehmensmitteilungen neben wertvollen Informationen auch sehr viel "noise" enthalten und die Unterscheidung auch für Profis keineswegs trivial ist. Auch wenn Trader gewissermaßen über "perfekte Informationen" verfügen, die keinem anderen zur Verfügung stehen, ist es nicht einfach, diesen Informationsvorsprung tatsächlich zu nutzen. Auch Profis sind eher schlecht darin, Kursreaktionen auf fundamentale Nachrichten vorherzusagen. Die illegalen Trader verdienten trotzdem mehr als 100 Millionen Dollar an den Märkten, bevor sie gefasst wurden.
Links:
- Wissenschaftliche Untersuchung: The Signal Quality of Earnings Announcements: Evidence from an Informed Trading Cartel von Chloe Xie
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ziemlicher Aufriss wegen 100 Mio. Da war im Grünen Gewölbe schneller und einfacher mehr zu holen.
https://www.metallwoche.de/ted-butler-warum-steht-jpmorgan-ueber-dem-gesetz
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken/vorwurf-der-marktmanipulation-us-justiz-geht-gegen-haendler-von-jp-morgan-vor-/25021120.html
Wurden die Trader eigentlich verknackt oder gilt hier das altbekannte Motto, wonach eine Krähe der anderen kein Auge aushackt?
Sehr schön. Und jetzt - werte Börsenaufsicht - analog dazu bitte den Gold-, besser noch den Silbermarkt untersuchen, detailliert veröffentlichen und die Hintermänner festnehmen!
Und wenn sie es ordentlich angestellt haben, ist das Geld irgendwo versickert und nicht mehr auffindbar... LOL:-)))