Analyse
13:21 Uhr, 22.05.2015

Wie 2015 die Spekulation den Ölmarkt kaperte

Trader brauchen und lieben Volatilität. Wenn sich nichts bewegt, braucht man einen Markt erst gar nicht anzufassen. Seit November gibt es reichlich Vola in einem Markt: Dem Öl. Die Folgen.

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 60,14 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 65,75 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 60,14 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation)
  • Brent Crude Öl - WKN: 967740 - ISIN: XC0009677409 - Kurs: 65,75 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation)

An der New Yorker Ölbörse NYMEX wurden seit Jahresbeginn 72,3 Millionen Kontrakte auf die amerikanische Ölsorte WTI abgewickelt. Die in Atlanta ansässige vollelektronische Terminbörse für die Nordseeölsorte Brent, die IntercontinentalExchange, wickelte 64,952 Millionen Kontrakte auf Brent ab.

Ein Kontrakt lautet auf 1000 Barrels Öl. Ergo wurden seit Jahresbeginn 72,3 Milliarden WTI-Fässer und 64,9 Milliarden Brent-Fässer hin- und hergehandelt. Die Summe daraus ergibt 137,2 Milliarden Fässer.

Die tägliche weltweite Nachfrage liegt aufgerundet vielleicht bei 90 Millionen Fässer pro Tag. Seit Jahresbeginn sind 141 Tage vergangen. Seit Jahresbeginn wurden 1,27 Milliarden Fässer Rohöl weltweit wirklich gekauft und wahrscheinlich auch schon verbraucht. Jedes reale Fass wurde also 108 Mal herumgehandelt, das ist ein Anstieg im Falle von WTI YTD im Vergleich zum Vorjahr von 60%.

In anderen Worten: Letztes Jahr war keine Vola da, die Trader blieben weg. Letztes Jahr wurde jedes Fass also nur etwas mehr als 40 Mal hin- und hergehandelt.

Wenn Sie denken, dass ich hier China in der Rechnung vergessen habe, liegen Sie falsch. Die chinesischen Regulierungsbehörden wollen seit vier Jahren entsprechende Ölkontrakte an der Shanghaier Rohstoffbörse anbieten. Bisher werden aber nur Heizöl und Bitumen dort gehandelt. Die Einführung der großen Kontrakte auf Rohöl sei bisher aber an der "Machbarkeit" gescheitert. Was damit wohl gemeint ist?

Der Chefökonom des norwegischen Ölmultis Statoil sagte auf einer von Platts gesponserten Konferenz in diesem Monat, dass das beste Mittel gegen tiefe Ölpreise in der Vergangenheit tiefe Ölpreise gewesen seien, so seien Investitionen gestoppt worden, was dann mittelfristig wieder zu steigenden Ölpreisen führte, weil weniger Angebot an den Markt kam. Heute sei das aber anders. Öl könne auch um 50% steigen wie jüngst, obwohl es gar keine Veränderungen der Situation zwischen Angebot und Nachfrage gegeben hätte.

Grund und Ursache sei, dass an den Terminbörsen irgendwelche Ölfässer sogar mehrmals gehandelt würden, die es in Wirklichkeit gar nicht gebe. Nach diesem Artikel wissen Sie jetzt auch, wie viele Fässer das wirklich sind.

Rein optisch sieht das dann so aus:

Wie-2015-die-Spekulation-den-Ölmarkt-kaperte-Chartanalyse-Jochen-Stanzl-GodmodeTrader.de-1

Cool.

5 Kommentare

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  • Bradley
    Bradley

    Ich weiß nur eines, dass dieses Papieröl, -Gold,-Silber "gezocke" total krank ist. Früher als die Börsen noch "normal" waren, dienten die Future Börsen (Terminmärkte) zu mehr als 95% der Absicherung, wohlgemerkt von real existierenden Mengen, die jederzeit auch lieferbar gewesen wären, heute sind diese Märkte zu "Spielhallen" verkommen, die mit den wirklich vorhandenen Mengen der entsprechenden Güter nichts mehr zu tun haben. Die heute stattfindenden "Exzesse" sollte man meiner Meinung nach verbieten, denn einen volkswirtschaftlichen Nutzen haben diese mit Sicherheit nicht.

    15:20 Uhr, 22.05. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • Investor
    Investor

    Dies gilt doch für alles. Selbst BundFutures Anleihen werden pro Jahr über 100x umgeschlagen werden.

    Die Börsen haben immer weniger mit Realwirtschaft zu tun sondern werden immer stärker von tradern bestimmt m . Öl ist da ein gutes Beispiel. Generell gilt dies für alle börsengehandelte Assets

    Deshalb möchte China auch immer mehr Güter an seinen Börsen handeln, denn wer die Börsen kontrolliert, kontrolliert die Weltfinanzen.

    14:11 Uhr, 22.05. 2015
  • ZeroG
    ZeroG

    Schon krass , dass soviel Papier-Öl / Gold / Silber "gehandelt" wird , dass es gar nicht gibt. Genauso könnte man eigentlich auch trading auf Marsgestein einführen.

    13:32 Uhr, 22.05. 2015
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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