Kommentar
15:26 Uhr, 21.03.2008

Wette auf starken Rubel zum Dollar könnte sich lohnen

Im Verhältnis zum Euro fährt der russische Rubel zwar im Rückwärtsgang, gegenüber dem Dollar befindet er sich mit nunmehr 23,59 Rubel für einen Dollar aber seit einigen Jahren im Aufwind. Und das könnte auch in absehbarer Zukunft so bleiben. Zumindest sprechen dafür aus derzeitiger Sicht einige gute Gründe.

Für eine anhaltende Aufwertung spricht beispielsweise die divergierende Zinspolitik. Während die Leitzinsen in Amerika wegen der Kreditkrise vermutlich noch weiter gesenkt werden, ist die russische Notenbank zuletzt bereits auf einen Zinserhöhungskurs eingeschwenkt. So wurden der Ein-Tages-Reposatz von 6,00 auf 6,25 Prozent und der Hauptrefinanzierungssatz von 10,00 auf 10,25 Prozent angehoben. Zu sehen ist diese Maßnahme vor dem Hintergrund einer deutlich gestiegenen Inflationsrate. Die Teuerung belief sich im Vorjahr auf 11,9 Prozent und sie lag damit deutlich über dem Inflationsziel der Regierung von acht Prozent.

Ölreichtum sorgt für gute Rahmendaten

Weil es auch sonst einige konjunkturelle Überhitzungserscheinungen gibt, wird die Notenbank vermutlich nicht umhin kommen, ihren restriktiveren Kurs beizubehalten oder eventuell noch zu verschärfen. Neben dem damit verbundenen Zinsvorsprung sprechen für den Rubel auch die hohen Exporteinnahmen, die dank der hohen Öl- und Gaspreise nur so sprudeln. Im Januar kletterte die Handelsbilanz deswegen von 11,5 Milliarden auf 19,9 Milliarden Dollar. Zudem weist der Staatshaushalt einen Überschuss auf. 2007 betrug dieser 98 Milliarden Dollar oder mehr als zehn Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt. In Amerika dehnte sich dagegen das Haushaltsdefizit auf fast 400 Milliarden Dollar aus.

Sehen lassen können sich auch die Devisen- und Goldreserven, die sich mit mehr als 480 Milliarden Dollar auf einem Rekordniveau bewegen und auch der Stabilisierungsfonds ist mit 165 Milliarden Dollar prall gefüllt. Hinzu kommen auch noch ausländische Direktinvestitionen, die sich im Vorjahr auf 50 Milliarden Euro verdoppelt haben. Beeindruckend fällt auch das Wirtschaftswachstum mit im Vorjahr plus 8,1 Prozent aus, wobei die Zuwachsrate auch in diesem Jahr nicht viel tiefer ausfallen dürfte. Daten wie diese lassen Spielraum für bessere Kreditwürdigkeitsnoten durch die Ratingagenturen und alles zusammen spricht für einen Fortbestand des Aufwärtstrends gegenüber dem Dollar, zumal ein höherer Rubel der Notenbank auch im Kampf gegen die Inflation helfen würde.

Zwei neue Kapitalschutz-Anleihen ermöglichen Wetten auf das Rubel-Dollar-Verhältnis

Wer an dieses Szenario glaubt, für den stehen neuerdings entsprechend ausgerichtete Zertifikate zur Verfügung. Denn die ABN Amro hat gerade zwei Rubel/Dollar Kapitalschutz-Anleihen (ISIN: DE000AA0VRC3 und DE000AA0VRD1) aufgelegt, die es den Anlegern ermöglicht, von einer möglichen Rubel-Aufwertung zu profitieren. Die beiden in Euro denominierten Produkte, die jeweils am 15. März 2013 auslaufen, sind mit einer Kapitalgarantie von 90 Prozent und 100 Prozent ausgestattet sowie mit einem Hebel von 500 Prozent und 370 Prozent.

Allerdings muss die weitere volkswirtschaftliche Entwicklung Russlands genau verfolgt werden. Denn wenn sich die Lage derzeit auch positiv gestaltet, gibt es neben dem Inflationsproblem doch auch etliche andere ungelöste Hausaufgaben, die es zu bewältigen gilt. Beachtet werden muss etwa die stark gestiegene Verschuldung der Unternehmen. Die 40 größten russischen Unternehmen, die größtenteils Staatsunternehmen sind, haben im Ausland Kredite von 440 Milliarden Dollar aufgenommen. 46 Milliarden Dollar davon sind innerhalb der nächsten sechs Monate fällig und wenn es Schwierigkeiten bei der Rückzahlung oder der Verlängerung gibt, würde dies negativ auf die gesamte russische Wirtschaft ausstrahlen.

Die zumindest theoretisch größte Gefahr geht aber mit der hohen Rohstofflastigkeit ausgerechnet von jenem Punkt aus, der momentan die meisten Vorteile mit sich bringt. Denn die starke Rohstoffabhängigkeit des Landes könnte bei deutlich fallenden Rohstoffpreisen zu einem Bumerang werden. Aber ein Preisverfall beim Öl ist derzeit angesichts neuer Preisrekorde nicht in Sicht und bei den erwähnten Kapitalschutz-Anleihen ist wie der Name schon gesagt, das eingesetzte Kapitel komplett oder zumindest weitgehend geschützt.

Quelle: Ostbörsen-Report

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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