Kommentar
14:04 Uhr, 08.08.2018

Werden Bitcoin & Co bald ganz verboten?

Ein Großteil der Bitcoin-Transaktionen dient angeblich kriminellen Zwecken, so das Ergebnis einer Studie. Soll diese Untersuchung als Vorwand dienen, Kryptowährungen bald komplett zu verbieten?

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Werden Kryptowährungen wie der Bitcoin vor allem für kriminelle Zwecke eingesetzt? Eine Studie gibt diesen Spekulationen neue Nahrung und könnte auch als Vorwand dienen, um Bitcoin & Co. bald ganz zu verbieten.

In ihrer Studie "Sex, Drugs, and Bitcoin: How Much Illegal Activity Is Financed Through Cryptocurrencies?" haben drei Wissenschaftler der University of Sydney Business School sowie weiterer Universitäten die Frage untersucht, welche Bedeutung illegale Aktivitäten für die Kryptowährung Bitcoin haben. Das Ergebnis: Ein Großteil der Bitcoin-Transaktionen steht im Zusammenhang mit illegalen Machenschaften wie etwa dem Drogenkauf, der Bezahlung von Prostitution oder der Steuerhinterziehung. Kryptowährungen würden sogar den "illegalen E-Commerce" erst möglich machen, behaupten die Autoren.

Nach den Ergebnissen der Studie gibt es bei 44 Prozent der Bitcoin-Transaktionen und 25 Prozent der Bitcoin-Nutzer einen Zusammenhang mit illegalen Aktivitäten. Außerdem seien rund 20 Prozent des Dollar-Werts aller Bitcoin-Transaktionen und 51 Prozent aller Bitcoin-Holdings irgendwann mit kriminellen Machenschaften verbunden. Es gebe rund 24 Millionen Bitcoin-Nutzer, die die Währung in erster Linie für illegale Zwecke nutzten. Diese User würden pro Jahr rund 36 Millionen Transaktionen im Gesamtwert von rund 72 Milliarden Dollar durchführen. Zudem halten diese User zusammen Bitcoin im Wert von rund 8 Milliarden Dollar, so die Studie. Allerdings, so ein weiteres Ergebnis der Studie, habe der Anteil der kriminellen Machenschaften bei Bitcoin in den vergangenen Jahren abgenommen. Stattdessen würden zunehmend andere Kryptowährungen verwendet, da bei diesen die Nachverfolgung der User oft noch schwieriger ist als bei Bitcoin. Außerdem habe die Nutzung des Bitcoins für legale Zwecke stärker zugenommen als die Nutzung bei illegalen Aktivitäten.

Keine Frage: Die Ergebnisse der Studie sind erschreckend. Denn die allermeisten Nutzer von Kryptowährungen dürften mit kriminellen Machenschaften nichts am Hut haben und wollen auch nicht damit in Verbindung gebracht werden. Die Ergebnisse der Studie könnten aber denjenigen Personen Argumente liefern, die eine strengere Regulierung von Kryptowährungen oder gar ein komplettes Verbot fordern.

Doch beim genaueren Hinsehen zeigt die Studie große methodische Defizite, die auch die Ergebnisse erklären können. Denn die Forscher konnten natürlich nicht direkt auswerten, welchen Zwecke eine Transaktion im Einzelnen diente. Deshalb bedienten sie sich ausgefeilter Methoden wie der Netzwerk-Cluster-Analyse, um Bitcoin-Transaktionen als "legal" oder "illegal" einzustufen. Um Transaktionen als "illegal" zu klassifizieren, waren die Forscher wenig zimperlich. So konnte eine Bitcoin-Transaktion im Rahmen der Studie schon dann als "illegal" gewertet werden, wenn ein Bitcoin-Nutzer Schritte unternahm, um seine Anonymität zu schützen.

Betrachtet man ausschließlich die User und Transaktionen, bei denen es konkrete Anzeichen für illegale Aktivitäten gibt, sehen die Zahlen der Studie schon anders aus. Demnach können nur 5,86 Prozent aller Bitcoin-User und 32,38 Prozent aller Transaktionen mit illegalen Aktivitäten direkt in Verbindung gebracht werden. Aber auch diese Zahlen sind noch kritisch zu hinterfragen, denn als direktes Anzeichen für eine illegale Aktivität wurde schon gewertet, wenn ein User Bitcoin an einen Darknet-Handelsplatz überwies oder in Darknet-Foren aktiv war. Ob die Zahlungen selbst aber tatsächlich kriminellen Aktivitäten dienten, wurde auch hier nicht ausgewertet.

Fazit: Nach der Studie steht ein Großteil der Bitcoin-Transaktionen im Zusammenhang mit illegalen Aktivitäten. Doch die Studie hat große methodische Defizite. So wird schon die Tatsache, dass ein User sich um Anonymität bemüht, als Hinweis auf illegale Aktivitäten gewertet. Die Studie könnte aber den idealen Vorwand liefern, um Kryptowährungen strenger zu regulieren oder gar ganz zu verbieten. Sollten diese Bestrebungen konkreter werden, könnte dies auch die Kurse der Kryptowährungen weiter belasten.


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13 Kommentare

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  • Maik Richter
    Maik Richter

    Die ganz Überwiegende Anzahl an kriminellen Geschäften wird in Euro und USD abgewickelt. Wann werden DIE endlich verboten?

    20:20 Uhr, 09.08.2018
  • wolp
    wolp

    Ladies, schaut auf den Kurs.

    17:45 Uhr, 09.08.2018
    1 Antwort anzeigen
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Ich versteh die Aufregung nicht ! Es ist laengst geklaert wie in der Zukunft bezahlt wird wenn es um private Angelegenheiten geht ! Zahllose Endzeit future Streifen aus Hol!ywood zeigen es ! Von John Wick bis looper ......... Gold und Silber ! Hol!ywoodfilme zeigen IMMER die Wahrheit 15 , 25 50 Jahre voraus wie man heute an den politischen wirtschaftlichen klimatisch oekologischen Entwicklungen zweifelsfrei sieht ......... Orwellsche Gruesse!

    07:25 Uhr, 09.08.2018
  • Leberwurstpizza
    Leberwurstpizza

    Die andere Seite derselben Medaille:

    https://cointelegraph.com/news...

    15:18 Uhr, 08.08.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Elchness
    Elchness

    "Denn die allermeisten Nutzer von Kryptowährungen dürften mit kriminellen Machenschaften nichts am Hut haben"

    Kann ich so nicht unterschreiben.

    Es mag ja sein, dass Bitcoin in anderen Ländern zum (illegalen) verschieben von Geld außer Landes verwendet wird (China etc.). Aber in unseren westlichen Ländern ist das ja so nicht notwendig. Ich jedenfalls kenne keine einzige Person, die jemals etwas legales mit Bitcoins bezahlt hat. Dafür jede Menge Leute, die Bitcoin für Zahlungen im Darknet verwenden.

    Also nach meiner Erfahrung, die ich hier mal ganz dreist auf die Allgemeinheit übertrage, hat tatsächlich der Großteil von Bitcointransaktionen etwas mit kriminellen Machenschaften zu tun und die Studie absolut Recht.

    15:07 Uhr, 08.08.2018
  • Hajolu
    Hajolu

    Dieser Artikel suggeriert:nur mit Fiat Geld gibt es nichtkriminelle Machenschaften !

    Wie amüsant und einfältig !

    Alles,was Staaten nicht kontrollieren können, ist automatisch kriminell !

    15:05 Uhr, 08.08.2018
    1 Antwort anzeigen
  • RoadyO
    RoadyO

    Wie unerwartet !

    14:32 Uhr, 08.08.2018

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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