Kommentar
08:14 Uhr, 20.09.2005

Wenig Bewegung an den Aktienmärkten

Internationale Aktienmärkte mit geringer Bewegung. Verhaltene Kennzahlen zur US-Wirtschaft trübten die Stimmung nicht nachhaltig ein.

USA: Mäßige Konjunkturdaten, Turbulenzen im Luftfahrtsektor, Oracle erneut auf Einkaufstour

An den amerikanischen Börsen gaben die Aktienkurse vergangene Woche geringfügig nach. Insbesondere von Seiten der Konjunktur kamen überwiegend belastende Signale. So hinterließ der Geschäftsklimaindex der regionalen Notenbank von Philadelphia kurzzeitig Spuren, da dieser im September drastisch zurückgegangen war. Er gilt als wichtiger Frühindikator für das verarbeitende Gewerbe in den USA. Auch Industrieproduktion, Einzelhandelsumsätze und Verbrauchervertrauensindex der Universität Michigan konnten die Erwartungen nicht erfüllen. Die Anleger ließen sich von den Daten aber nicht aus der Ruhe bringen, zumal die Inflationsentwicklung im Rahmen der Prognosen blieb.

Unerfreuliche Nachrichten lenkten die Aufmerksamkeit auf die Flugbranche. Mit Northwest Airlines und Delta Air Lines sind in den letzten Tagen gleich zwei große US-Fluggesellschaften in die Insolvenz geflogen. Beide stellten am Mittwochabend Antrag auf Gläubigerschutz nach Chapter 11. Ganz überraschend kam der Schritt jedoch nicht. Die Aktienkurse der zwei Unternehmen haben seit Jahresbeginn über 90 Prozent an Wert verloren. Die gesamte Branche kämpft aktuell mit hohen Kerosinpreisen und dem harten Wettbewerb durch Billigflieger. Hinzu kamen jetzt noch die Auswirkungen von Katrina. Enttäuschende Quartalszahlen präsentierte Best Buy. Der Einzelhändler äußerte sich zudem auch für das laufende Quartal verhalten, sodass dessen Titel deutlich unter Abgabedruck geriet. Der Autokonzern Ford gab unterdessen den Verkauf seiner Tochter Hertz bekannt. Für 15 Mrd. USD wird eine Gruppe von Investmentfirmen den weltgrößten Mietwagenanbieter übernehmen. Im Technologiebereich sorgte Oracle mit der angekündigten Übernahme von Siebel Systems für ein Highlight. Die auf Datenbanken, Unternehmens- und Archivierungssoftware spezialisierte Firma setzt damit ihren schon längere Zeit eingeschlagenen Akquisitionskurs fort und verringert damit die Lücke zu dem deutschen Anbieter SAP. Die Anleger bewerteten den Schritt überwiegend positiv. Siebel-Aktien stiegen um über zwölf Prozent und auch Oracle-Papiere konnten kurzfristig zulegen. Eine Berg- und Talfahrt erlebte die chinesische Internetsuchmaschine Baidu.com, die erst im August an die Börse gegangenen war. Nachdem die Aktie zu Wochenbeginn ein Allzeithoch markierte, rutschte der Wert um über 20 Prozent ab, da zwei Emissionsbanken ihre Einschätzung für den Wert nach unten korrigierten.

Japan: Anleger schalten einen Gang zurück

Nach dem kräftigen Anstieg am vergangenen Montag in Folge des überraschend starken Wahlsiegs des Ministerpräsidenten Koizumi tendierte der japanische Aktienmarkt im weiteren Verlauf nur leicht aufwärts. Zwar tastete sich der Nikkei 225 Index vorsichtig an die Marke von 13.000 Punkten heran, doch fehlte es zum Überspringen dann an der nötigen Kauflust und Entschlossenheit der Marktteilnehmer. Am heutigen Montag blieb die Tokioter Börse wegen eines Feiertages geschlossen.

Europa: Per saldo wenig Veränderung

Die europäischen Aktienmärkte orientierten sich an den Vorgaben der US-Pendants und beendeten die Woche nach zwischenzeitlichen Verlusten insgesamt behauptet. Unterstützung für die Exportwerte brachte der Euro, der gegenüber dem US-Dollar zeitweise 2 Cent abgab. In Deutschland konnte der DAX die 5.000er Marke jedoch nicht verteidigen. Mit Spannung blickten die Anleger der Bundestagswahl entgegen, zumal die letzten Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen beiden Machtblöcken andeuteten. Einige Marktteilnehmer hielten sich deshalb mit Engagements zurück und warteten lieber auf das Ergebnis am Sonntag. Der große Verfallstermin (Hexensabbat) auf Futures, Aktien- und Indexoptionen sorgte am Freitag allerdings dann nochmals für deutlichen Schwung bei den Kursen, sodass die vorherigen Verluste zum Teil ausgeglichen wurden. Wegen der aktuell stattfindenden Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) sowie den jüngsten europäischen Zulassungszahlen standen die Aktien der Autokonzerne unter besonderer Beobachtung. Eine einheitliche Tendenz war jedoch nicht festzustellen. Während VW-Aktien leicht zulegten, gaben die Titel von BMW etwas nach. Die Fusion der amerikanischen Konkurrenten Oracle und Siebel System wirkte sich auf die Walldorfer Softwareschmiede SAP nur wenig aus.

Der deutsche Aktienmarkt nach der Bundestagswahl: Auch wenn für die Börse ein klarer Wahlausgang wünschenswert gewesen wäre, so sollte die volatile Reaktion auf die noch offene Regierungsfrage nur kurzfristiger Natur sein. Die fundamental gute Verfassung der deutschen Unternehmen und der Weltwirtschaft sprechen weiterhin für einen positiven Trend an den Aktienmärkten. Unterstützende Rahmenbedingungen von Seiten der Politik wären zwar hilfreich, doch sind die großen deutschen Konzerne inzwischen ohnehin international positioniert und damit von nationalen Faktoren weniger berührt. Zudem schreiten die Restrukturierungen in den Firmen voran und auch von Seiten der Bewertungen ist noch Potenzial vorhanden.

Ausblick: FED-Sitzung am Dienstag

Am Aktienmarkt dürften die Anleger in den nächsten Tagen vor allem auf Signale von der amerikanischen Notenbank achten. Am Dienstagabend wird der Offenmarktausschuss der FED über die weitere Geldpolitik entscheiden. Eine einstweilige Aussetzung des Zinserhöhungskurses aufgrund der Auswirkungen des verheerenden Hurrikans Katrina gilt unter Marktteilnehmern allerdings inzwischen eher als unwahrscheinlich. Ansonsten sind aus den USA Angaben zu den Baubeginnen und der Index der Frühindikatoren zu erwarten. Zum Wochenschluss stehen zudem die Jahrestagungen von IWF und Weltbank in Washington auf dem Programm. Für Europa werden Daten zu den Arbeitskosten sowie der Auftragseingang der Industrie im Juli bekannt gegeben. In Deutschland können sich die Anleger neben den politischen Einflüssen wieder fundamentalen Daten wie dem morgen erscheinenden ZEW-Konjunkturerwartungsindex widmen.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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