Kommentar
16:00 Uhr, 22.05.2007

Weltwirtschaftsklima weiter auf hohem Niveau<br />

1. Das vom ifo Institut erhobene Weltwirtschaftsklima (World Economic Climate) stagnierte im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal bei 106,5 Punkten. Wir hatten mit einer leichten Stimmungsverbesserung auf 110 Punkte gerechnet. Die Lagekomponente verschlechterte sich von 122,4 Punkten auf 120,5 Punkte, während sich die Erwartungskomponente von 91,2 Punkten auf 93,0 Punkte verbesserte.

2. Die regionale Unterteilung zeigt, dass sich die Stimmung in den Regionen Westeuropa, Osteuropa und in Ozeanien verbessern konnte. Der regionale Index für Westeuropa ist auf dem höchsten Niveau seit Ende 2000 und im Falle von Ozeanien wurde zuletzt im vierten Quartal 1994 ein höherer Index ermittelt. Zu Stimmungseintrübungen kam es dagegen insbesondere in den Regionen Nordamerika und Asien. Während der regionale Index für Asien mit 5,7 Punkten weiterhin recht hoch ist, liegt für Nordamerika mit 5,3 Indexpunkten der schwächste Wert seit dem zweiten Quartal 2003 vor.

3. In den vergangenen Wochen wurden für mehrere schwergewichtige Länder die Daten zum Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2007 veröffentlicht. Wachstumstreiber Nummer eins war China. Summiert man die nach Kaufkraftparitäten ermittelten Gewichte der bisher veröffentlichten Länder am Welt- Bruttoinlandsprodukt (Welt-BIP) auf, so sind derzeit gut 60 % der weltweiten Bruttowertschöpfung vom ersten Quartal 2007 bekannt. Auf Basis dieser bekannten Daten ergibt sich bisher ein Quartalsanstieg des Welt- BIP von 4,7 % (ann.) bzw. von 4,8 % im Vergleich zum Vorjahresquartal. Zieht man allerdings vom Welt-BIP den Wachstumsbeitrag von China ab (und berücksichtigt auch die daraus resultierenden Änderungen der Ländergewichte), dann hätte die Weltwirtschaft nur um knapp 2 % im ersten Quartal expandiert. Selten wurde in den letzten Jahren die Abhängigkeit der Weltwirtschaft von der chinesischen Volkswirtschaft so deutlich wie im ersten Quartal 2007. Global betrachtet blieb die vielfach befürchtete Wachstumsverlangsamung der Weltwirtschaft allerdings aus. Allein im dritten Quartal 2006 lag mit einem Zuwachs des Welt-BIP von knapp vier Prozent (qoq, ann.) ein eher schwaches Quartal vor.

4. Für den Blick in das zweite Quartal 2007 bietet sich der von uns konstruierte Welt-BIP-Indikator an. Für dessen Berechnung liegen zwar noch nicht alle notwendigen Informationen vor, dennoch ist bereits heute eine Vorabeinschätzung möglich. Er signalisiert, dass die Weltwirtschaft im zweiten Quartal gemessen an der Jahresveränderungsrate wieder leicht an Dynamik gewinnen wird. Unterstellt man, dass die bisherige Differenz zwischen Welt-BIP-Indikator und tatsächlichem Welt-BIP auch im zweiten Quartal weiter besteht, so deutet unser Welt-BIP-Indikator einen Anstieg des Welt-BIP im Vorjahresvergleich um 4,9 % an. Tatsächlich ist aufgrund eines Basiseffektes (das zweite Quartal 2006 war, wie auch das erste Quartal 2006, mit einem annualisierten Quartalsanstieg von 5,7 % äußerst stark) mit einer schwächeren Jahresveränderungsrate des Welt-BIP zu rechnen. Wichtiger als eine Zunahme der globalen Dynamik wird allerdings sein, ob sich die Dynamik der Weltwirtschaft in den kommenden Quartalen wieder auf mehr als eine Wachstumssäule stützen kann.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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