Kommentar
15:31 Uhr, 07.04.2006

Weltwirtschaft weiterhin stark

1. Der OECD Composite Leading Indicator (CLI) für die OECD-Staaten insgesamt ist im Februar um 0,5 % gegenüber dem Vormonat angestiegen. Die Sechsmonatsveränderungsrate (Veränderungsrate des aktuellen Wertes im Vergleich zum Mittelwert der vorhergehenden zwölf Monate), die von der OECD als guter Indikator für konjunkturelle Wendepunkte ermittelt wird, hat mit 4,7 % nicht nur unsere Erwartungen deutlich übertroffen (DekaBank: 3,6 %), sondern den höchsten Wert seit knapp zwei Jahren erreicht. Der Vormonat wurde recht deutlich von 3,4 % auf 4,0 % nach oben revidiert. Hintergrund für diese Revision ist die Neuberechung des Indikators durch eine Hinzunahme von sechs weiteren OECD-Ländern (Korea, Neuseeland, Tschechoslowakei, Ungarn, Polen und Slowakei). Daneben veröffentlichte die OECD weitere Frühindikatoren für sechs Nicht-OECD-Länder (Brasilien, China, Indien, Indonesien, Russland und Südafrika).

2. Das untere Schaubild zeigt, dass die wirtschaftliche Entwicklung in den meisten OECD-Ländern als stabil bezeichnet werden kann: In diesen Ländern sind sowohl die monatlichen Veränderungsraten als auch die Sechsmonatsveränderungsraten im Februar im positiven Bereich. Insbesondere in Deutschland hat die Sechsmonatsveränderungsrate mit 5,9 % einen Wert erreicht, der zuletzt im Sommer 2004 übertroffen wurde. Mit einem monatlichen Anstieg von 0,8 % wurde zudem der stärkste Zuwachs in den größeren OECD-Ländern erzielt. Erfreulich ist, dass auch Länder wie Italien und Großbritannien wieder in den Quadranten „stabil“ zurückgefunden haben. Zu beachten ist, dass die neu von der OECD berechneten Länder noch nicht in das untere Schaubild mit aufgenommen wurden. Von den zwölf neuen Ländern wurden für acht Länder die Ergebnisse für Februar veröffentlicht. Nur Januarwerte liegen für die Länder Brasilien, Indien, Südafrika und Neuseeland vor. Von den anderen acht Ländern weist keines einen monatlichen Rückgang des jeweiligen Länderindikators im Februar auf. Allerdings liegt die Sechsmonatsveränderungsrate von der Slowakei im negativen Bereich und befindet sich demnach in einer Aufwärtsbewegung.

3. Erst in einigen Wochen werden für viele Volkswirtschaften (z.B. USA, Vereinigtes Königreich, China, Euroland) die ersten Daten zum Bruttoinlandsprodukt für das erste Quartal 2006 veröffentlicht. Im unteren Schaubild haben wir das von uns berechnete aggregierte Welt-Bruttoinlandsprodukt (Welt-BIP) in Jahresveränderungsraten abgetragen und dem ebenfalls von uns konstruierten Welt-BIP-Indikator gegenüber gestellt. Der Welt-BIP-Indikator ist für das erste Quartal 2006 vollständig bekannt und zeigt, dass sich die Weltwirtschaft weiterhin recht kräftig entwickelt und sogar leicht an Dynamik hinzugewonnen hat. Bemerkenswert ist, dass die tatsächliche Dynamik der Weltwirtschaft seit mehreren Quartalen höher ausfällt als vom Welt-BIP-Indikator ausgewiesen. Diese Divergenz resultiert aus einer sehr starken Entwicklung der beiden Schwergewichte Japan und China im vergangenen Jahr, die von den in den Welt-BIP-Indikator eingehenden Indikatoren nicht ausreichend nachgezeichnet wurde. China erzielte in 2005 mit knapp 10 % ein rekordverdächtiges Wachstum und in Japan erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt um 2,7 %, was deutlich über dem Potenzialwachstum in Höhe von rund 1,5 % liegt. In die bisherige Berechnung des Welt-BIP-Indikators gehen die neuen OECD-Frühindikatoren der Nicht-OECD-Länder noch nicht ein. Wir werden diese einer genaueren Analyse unterziehen und gegebenenfalls mit einbeziehen.

4. Für die Aussichten im zweiten Quartal kann der heute veröffentlichte OECD CLI herangezogen werden. Denn dieser hat auch in der neuen Berechnung gegenüber der Entwicklung der Weltwirtschaft einen Vorlauf von rund drei Monaten. Demnach dürfte die Dynamik der Weltwirtschaft auch im zweiten Quartal überdurchschnittlich stark sein. Erst für das zweite Halbjahr 2006 rechnen wir mit einer Verlangsamung der weltwirtschaftlichen Dynamik auf das Potenzialwachstum von rund vier Prozent.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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