Kommentar
08:54 Uhr, 30.03.2005

Weltweite Indizes tendieren uneinheitlich

An den weltweiten Aktienbörsen tendierten die Indizes vergangene Woche uneinheitlich. Die Anleger blickten vor allem auf die FED, die ihren Leitzinssatz wie erwartet um 25 Basispunkte erhöhte. Allerdings nährte der anschließende Kommentar Befürchtungen über eine mögliche Verschärfung der Geldpolitik. Der US-Ölmarktbericht brachte hingegen eine leichte Entspannung bei den Ölpreisen.

Die Aktienkurse an den amerikanischen Börsen mussten in den vergangenen Tagen Einbußen hinnehmen, wobei insbesondere die FED die Marktstimmung dämpfte. Die Notenbank hatte die Fed Funds Target Rate am Dienstag Abend wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte auf 2,75 Prozent erhöht. In ihrer Begründung verwies die FED jedoch deutlich auf einen in den vergangenen Monaten gestiegenen Inflationsdruck, was an den weltweiten Finanzplätzen für Unruhe sorgte. Marktteilnehmer halten nun eine raschere Anhebung der Leitzinsen als bisher für möglich. Der Wechselkurs des Dollar zog daraufhin merklich an. Für Entlastung sorgte hingegen die Entwicklung am Ölmarkt. Nach den wöchentlichen Angaben zu den Lagerbeständen in den USA gaben an den Terminmärkten die Preise für ein Barrel (159 Liter) der Sorte WTI zur Lieferung im Mai auf unter 54 USD nach. Die Explosion der drittgrößten US-Raffinerie in Texas hatte an den Märkten nur kurzzeitige Auswirkungen.

Die steigenden Zinsen belasteten in den vergangenen Tagen die Aktien von Finanzgesellschaften wie Citigroup. Einerseits drosseln sie die Kreditnachfrage, andererseits wird der Wert des Anleihebestandes beeinträchtigt. Die Talfahrt der AIG-Aktie setzte sich unterdessen weiter fort. Der Versicherungskonzern hat Presseberichten zufolge zwei Top-Manager entlassen, nachdem diese in einem Verfahren über unrechtmäßige Finanztransaktionen des Unternehmens die Aussage verweigert hätten, um sich nicht selbst zu belasten. Besser sah es für General Electric aus. Der Mischkonzern hat seine Gewinnprognose für das erste Quartal angehoben. Im Technologiebereich konnte sich Applied Materials dem schwächeren Umfeld entziehen. Der weltgrößte Hersteller von Halbleiterproduktionsmaschinen hat ein neues milliardenschweres Aktienrückkauf-Programm sowie die Zahlung einer Zwischendividende angekündigt. Im Softwaresektor konnte Oracle-Chef Larry Ellison das Bietergefecht um den Anbieter Retek für sich entscheiden. SAP hatte zuvor seine Offerte von 11 USD pro Aktie zurückgezogen. Außerdem legte Oracle letzten Dienstag Quartalszahlen vor. Die hochgesteckten Erwartungen insbesondere für das Umsatzwachstum konnten jedoch nur teilweise erfüllt werden. Der Aktienkurs musste im Wochenverlauf leichte Einbußen hinnehmen.

An der Tokioter Börse gaben die Aktienkurse ebenfalls nach. Vor dem Ende des Fiskaljahres am 31.03. hielten sich die Anleger deutlich zurück. Zudem kamen von der japanischen Konjunktur zurückhaltende Signale. So sind die Konsumausgaben im Februar hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Der gegenüber dem US-Dollar wieder etwas leichter tendierende Yen bot jedoch den Exportwerten Unterstützung.

An den europäischen Börsenplätzen konnten sich die Aktienindizes etwas freundlicher entwickeln als ihre Pendants in Übersee. Der gegenüber dem Dollar wieder etwas nachgebende Euro wirkte sich insbesondere auf exportabhängige Branchen positiv aus. Die Gemeinschaftswährung bewegte sich zuletzt wieder unter der Marke von 1,30 USD. Dennoch gab es auch unerfreuliche Meldungen. Der mit Abstand deutlichste Verlierer im DAX war die Aktie von Schering. Konnte das Berliner Pharmaunternehmen in der Vorwoche noch von Spekulationen um ein neues Krebsmedikament profitieren, so erhielten die entsprechenden Hoffnungen durch die Mitteilung von stärkeren Verzögerungen inzwischen einen kräftigen Dämpfer. Der Kurs gab um über 12 Prozent nach. Freundlicher tendierten hingegen die Automobilwerte wie BMW und Volkswagen, die von dem nachgebenden Ölpreis und dem festeren US-Dollar profitierten. Des Weiteren fand Lufthansa einige Beachtung. Die Fluggesellschaft einigte sich mit dem Schweizer Konkurrenten Swiss über eine Übernahme, wobei die Schweizer als eigenständige Marke erhalten bleiben. Zudem veröffentlichte die Kranichlinie ihre Jahresbilanz 2004. Die Aktie schaffte vor diesem Hintergrund ein leichtes Wochenplus.

Ausblick: Von Seiten der Konjunktur stehen in den nächsten Tagen wichtige Veröffentlichungen an. In den USA erscheinen heute Angaben zum Verbrauchervertrauen und morgen wird die letzte Schätzung zum BIP-Wachstum im vierten Quartal 2004 bekannt gegeben. Zudem ist im weiteren Verlauf mit der Industrieproduktion, dem Arbeitsmarktbericht und dem ISM-Index zu rechnen. Aus Japan kommen ebenfalls Zahlen zur Industrieproduktion sowie der viel beachtete Tankan-Bericht. Nach dem schwachen Ifo-Geschäftsklimaindex der Vorwoche richten sich die Blicke in Deutschland nun auf den GfK-Konsumklimaindex. Wesentliche Impulse sind hiervon aber nicht zu erwarten. Auf Unternehmensseite dürfte erst durch die Berichtsaison im April wieder mehr Bewegung zu sehen sein.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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