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14:52 Uhr, 16.02.2003

Weltweite Demonstrationen gegen Irak Krieg (2)

Originalmeldung der Tagesschau :

Millionenfaches Nein zum Krieg

Mit neuen Kundgebungen in Australien sind die weltweiten Massenproteste gegen einen Krieg im Irak in den zweiten Tag gegangen. In Melbourne kamen 200.000 Menschen zusammen, um für Frieden am persischen Golf zu demonstrieren.

Demonstranten in Indonesien lassen eine Friedenstaube fliegen (Bild AP)

Gestern hatten sich vom australischen Canberra bis London, New York und Moskau Millionen Menschen in mehr als 600 Städten versammelt, um gegen einen drohenden Irak-Krieg zu protestieren. Die Schätzungen reichen von sechs Millionen bis elf Millioenen Demonstranten. Sie riefen US-Präsident George W. Bush und dessen engsten Verbündeten, den britischen Premierminister Tony Blair auf, ihren harten Kurs aufzugeben und "Kein Blut für Öl" zu opfern.

"In diesem Krieg geht es allein um Öl. George Bush kümmern die Menschenrechte nicht die Bohne", rief der Londoner Bürgermeister Ken Livingstone vor mehr als einer halben Million Menschen aus, die die größte Friedensdemonstration in der britischen Geschichte bildeten.

Mehr als Einhunderttausend in den USA
"Ein gerechter Krieg bedeutet, dass alle möglichen und friedlichen Mittel erschöpft sind. Aber die Welt sagt: 'Sie sind es noch nicht'", sagte der südafrikanische Erzbischof und Friedensnobelpreis-Träger Desmond Tutu bei der Demonstration in New York, zu der rund 100.000 Menschen kamen. Es war der bislang größte Protest in den USA gegen die Irak-Politik der Regierung. Tutu machte den Demonstranten die Hoffnung, durch ihren Protest etwas zu bewegen: "Die Menschen sind auf die Straße gegangen und haben demonstriert und die Berliner Mauer ist gefallen", sagte er. Ebenso sei es in Südafrika mit dem Ende der Rassentrennung gewesen. "Und nun gehen die Menschen auf die Straße und demonstrieren, weil sie Nein zu einem Krieg sagen."

Auch in anderen Städten der USA wie Chicago, San Diego, San Jose, Sacramento, Los Angeles und Philadelphia gingen mehrere tausend Demonstranten auf die Straße.

Millonen in Europa auf der Straße
In Spanien protestierten rund zwei Millionen Menschen. Das derzeit nicht-ständige Mitglied des UNO-Sicherheitsrats unterstützt einen Militärschlag, sollte der Irak nicht friedlich abrüsten. 1,3 Millionen Menschen machten die Demonstration in Barcelona zum größten Protest der spanischen Geschichte und rund 600.000 Demonstranten legten die Hauptstadt Madrid lahm. Unter den Farben des Regenbogens zogen eine Million Menschen durch Rom.

In Paris folgten rund 300.000 Menschen dem Protestaufruf. In Kopenhagen und den anderen nordeuropäischen Hauptstädten demonstrierten mehr als 200.000 Bürger für eine friedliche Lösung des Irak-Konfliktes. Auch in Athen nahmen nach Schätzungen der Polizei mehr als 200.000 Menschen an einer der größten Demonstrationen in der Geschichte Griechenlands teil.

Tausende protestierten unter anderem auch im kanadischen Vancouver, in Mexiko-Stadt, im argentinischen Buenos Aires und in der indonesischen Hauptstadt Jakarta. Aus allen Metropolen zeigten sich Organisatoren und Polizei überrascht von den hohen Teilnehmerzahlen.

Irak: Proteste sind "Gewissen der Menschheit"
Die irakische Regierung bewertete die Proteste als Ausdruck des Gewissens der Menschheit gegen Verbrechen und Aggression. UNO-Generalsekretär Kofi Annan warnte das Land jedoch davor, zu versuchen, aus den Meinungsverschiedenheiten im UN-Sicherheitsrat Vorteile zu schlagen. Ohne die Zusammenarbeit mit den UN-Waffeninspektoren könnten die Kontrollen des irakischen Arsenals nicht unbefristet andauern, sagte er dem Fernsehen der Vereinigten Arabischen Emirate.

In Australien hatten bereits am Freitag 150.000 Menschen in Melbourne gegen einen Irak-Krieg protestiert.

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