Kommentar
09:24 Uhr, 14.10.2016

Welthandel lahmt: Dieser eine Grund ist entscheidend!

Die klügsten Köpfe rauchen, um ein großes Rätsel zu lösen. Keiner ist der Lösung einen Schritt nähergekommen. Bis jetzt.

Der Welthandel lahmt, und das seit Jahren. Die jüngsten Zahlen aus China machen so manche Anleger nervös. Die Exporte sind überraschend stark gefallen. Auf Sicht von Jahren kann man sagen: Seit der Finanzkrise ist praktisch nichts mehr, wie es einmal war. Das ist natürlich kein Zufall. Es hat sich etwas Grundlegendes verändert. Nur was?

Dieser Frage gehen seit Jahren viele Experten nach. Es gibt Diskussionen, Untersuchungen, Konferenzen – nichts hat bisher zu einem schlüssigen Ergebnis geführt. Es bleibt dabei, dass man nur die Fakten kennt: der Welthandel ist rückläufig. Grafik 1 zeigt die Entwicklung des Welthandels seit Anfang 2000.

Während der Rezession in den USA und in Europa zu Beginn des Jahrtausends ging der Handel zurück. Das ist keine Überraschung. Ebenso wenig überraschte das Wachstum des Welthandels in der darauffolgenden Erholung. Die Finanzkrise unterbrach das Wachstum abrupt. Immerhin schien der Trend dann ab 2010 wieder weiterzugehen. Inzwischen wissen wir, dass sich der Trend so nicht fortgesetzt hat.

Geht es nach dem gehandelten Warenwert, dann ist die Lage besonders düster. Der Grund dafür ist allerdings ziemlich unspektakulär. Verantwortlich für den Rückgang des Handelswertes ist der Ölpreis. Bei einem Preis von 100 Dollar je Fass wurden über 1,5 Billionen an Öl weltweit gehandelt. Bei 50 Dollar je Fass beträgt der Handelswert nun die Hälfte. Der Rückgang ist gut erklärbar.

Was man nicht auf den Ölpreis schieben kann, das ist der Rückgang der gehandelten Menge. Auch hier gibt es einen Einfluss des Ölmarktes. Die USA importieren seit Beginn des Fracking Booms deutlich weniger Öl. Insgesamt sind die Importe um 1,5 Mrd. Barrel pro Jahr zurückgegangen. Das hat die weltweiten Handelsmengen deutlich gesenkt und das Wachstum nach unten gedrückt.

Nun ist das Wachstum der Warenmengen nicht mehr nur geringer, sondern negativ. Das kann man nicht mehr auf den Ölmarkt schieben, denn die US-Ölimporte stagnieren seit einem Jahr. Andere Länder haben zudem teilweise mehr Öl importiert. Dazu gehört vor allem China.

Es ist nicht klar, weshalb der Welthandel so deutlich lahmt und sogar eine Trendwende vollführt, obwohl sich die meisten Regionen nach wie vor auf Wachstumskurs befinden. Einige führen die Verlangsamung auf den technologischen Fortschritt von Entwicklungsländern zurück. Diese sind immer mehr in der Lage, die gesamte Wertschöpfungskette im eigenen Land zu haben.

Wurden vor 10 Jahren Handys in China zusammengebaut, so mussten viele Einzelteile erst importiert werden. Heute ist das nicht mehr notwendig. China stellt alle Einzelteile und das ganze Handy oder Smartphone her. Damit fällt ein Teil des früher notwendigen Handels weg.

Andere sehen auch einen großen Anteil in der lahmenden, globalen Integration. In den letzten Jahren wurden weniger Handelsbeschränkungen abgeschafft als in den Jahren bis zur Finanzkrise. Handelsabkommen werden zudem immer kritischer gesehen. Ein Großteil der Abkommen scheitert. Auch das nimmt dem Wachstum des Welthandels Wind aus den Segeln.

Während diese Argumente Gültigkeit haben, kommt der Internationale Währungsfonds nun zu Schlussfolgerung, die viele Experten etwas überrascht. Der Einfluss von Wertschöpfungsketten und Handelsabkommen ist relativ gering. Vielmehr gibt es einen einfachen Grund für die Misere des Welthandels: das Wirtschaftswachstum.

Das globale Wirtschaftswachstum ist schon lange nicht mehr das, was es einmal war. Grafik 2 zeigt die Entwicklung. Das Wachstum geht kontinuierlich zurück. Dies ist der bestimmende Faktor für das lahmende Handelswachstum und nichts anderes. Ob es für diese Erkenntnisse tatsächlich Jahre brauchen musste, sei dahingestellt. Jetzt haben wir die einfache Erklärung wenigstens schwarz auf weiß.

Clemens Schmale

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6 Kommentare

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  • mamb
    mamb

    Hallo Herr Schmale können Sie das validieren?

    gruss m

    15:07 Uhr, 14.10.2016
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Mengen und Werte vergleichen! Klarer kann Deflation nicht dargestellt werden. Dazu muss man kein Experte sein .

    09:53 Uhr, 14.10.2016
  • tourguide
    tourguide

    Hallo Herr Schmalle, die Erlärung ist viel einfacher! Kriege schöpfen zwar Geldmittel und werden in die Wirtschaft geleitet. Es wird dadurch auch Umsatz gegeriert, aber Sie wissen selber, welche Wertschöpfung das hat. Wir befinden uns theoretisch seit 2001 in einem Weltkrieg. 50 % der Umsätze in den USA liegen in der Rüstungsindustrie. Wenn man nun den Umsatz der Rüstungsindustrie auf der ganzen Welt zusammenrechnet, muss man sich nicht wundern wenn der Wachstum rückgängig ist!

    09:44 Uhr, 14.10.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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