Welche Aktien setzen Auftrieb im zweiten Halbjahr fort?
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Europa: Die Qual der Wahl bei vielen aussichtsreichen Opportunitäten
Niall Gallagher, Investment Director für europäische Aktien: „In den letzten sechs Monaten haben wir bei den Gewinnen europäischer und auch weltweiter Unternehmen eine starke Erholung erlebt. Wir hatten das stärkste Gewinnwachstum und die Gewinne lagen weit über den Erwartungen, wodurch höhere Einnahmen und niedrigere Kosten zustande kamen. Es war also eine sehr gute Zeit für europäische Erträge auf der ganzen Linie. Besonders zyklische Unternehmen, aber auch einige unserer langfristigen Lieblingspositionen, insbesondere im Luxussektor, verzeichneten dieses sehr starke Gewinnwachstum. Ebenso wie viele Unternehmen im Bauwesen, bei Baumaterialien sowie Rohstoffunternehmen.
Das dritte Quartal dürfte ähnlich verlaufen, das heißt, wir erwarten eine anhaltend starke Phase des Ergebniswachstums. Offensichtlich preist der Markt mehr Zyklizität ein als vor einem Jahr. Dennoch glauben wir, dass es weiterhin ziemlich signifikantes Aufwärtspotential gibt und das Gewinnwachstum stark sein wird. Grundsätzlich sind europäische Aktien immer noch einigermaßen fair bewertet. Daher erwarten wir anhaltendes Wachstum bei einigen zyklischeren Werte. Besonders Aktien aus dem Energiesektor halten wir für interessant, da diese Unternehmen sowohl von einem steigenden Ölpreis als auch von einem Übergang zu diversifizierteren und nachhaltigeren Geschäftsmodellen profitieren.
Tatsächlich gibt es eine ganze Reihe von Opportunitäten. Auch der Bausektor und Baumaterialien mit Unternehmen wie Kingspan, Grafton, Sika und Ashtead im Ausrüstungsverleih verzeichnen sehr starkes Wachstum. Einige der längerfristigen Strukturwachstumsunternehmen bewegen sich zu wirklich attraktiven Bewertungen zurück, wie etwa Zalando und Adyen. Darüber hinaus halten wir immer noch Positionen in vielen der Halbleiterausrüstungsunternehmen. Ich denke das Wachstum hier ist real für das nächste Jahrzehnt, da viele der langfristigen Strukturtrends rund um die Digitalisierung, 5G, Elektroautos und autonome Fahrzeuge an Bedeutung gewinnen. Unternehmen aus dem Bereich Nachhaltigkeit spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.”
Japanische Aktien hinken hinterher, trotz V-förmiger Gewinnerholung
Ernst Glanzmann, Investment Manager für japanische Aktien: „Im Laufe des zweiten Quartals zeigten börsennotierte japanische Unternehmen insgesamt eine solide V-förmige Gewinnerholung und sie haben den Rückschlag von Covid-19 fast vollständig wieder gut gemacht. Dennoch war viel davon bereits von Investoren erwartet worden und es fehlten klare positive Signale zu den Aussichten. Zu Beginn des letzten Quartals übte die zunehmende Zahl von Covid-19-Fällen Druck auf den Markt aus und zwang die Regierung, Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Schließlich begann die entschlossene Impfkampagne. Mitte April und bis Mitte Mai erreichte die Zahl der Fälle zum vierten Mal einen Höhepunkt. Die Börse reagierte mit einer Rotation zwischen Wiedereröffnung und Reflation-Trades. Zusammenfassend haben der Seetransport, Industriekonglomerate, Textilien und Bekleidung sowie Technologie-Hardware das stärkste Kurswachstum verzeichnet während Gas- und Stromversorger, Gesundheitsdienstleister und mobile Kommunikation am meisten litten.
Wir bleiben in Bezug auf die japanischen Börse positiv. In letzter Zeit ist der Markt ziemlich hinter den weltweiten Aktienmärkten zurückgeblieben. Dies könnte an der angespannten Covid-19-Situation in Japan liegen, während Europa und die USA relativ bessere wirtschaftliche Erholungsmuster zeigen. Wir erwarten, dass japanische Unternehmen erneut solide Quartalsergebnisse veröffentlichen, da die monatlichen Aufträge respektive Verkaufszahlen in verschiedenen Industriesektoren in Schlüsselmärkten robust geblieben sind. Entspannung könnte durch reibungslose Olympische Spiele und die Ankündigung eines weiteren fiskalischen Konjunkturpakets entstehen, bevor am oder vor dem 22. Oktober Wahlen für das Unterhauses abgehalten werden. Der wahrscheinlichste Gewinner dürfte erneut die LDP-Partei sein.
Wir behalten unsere größte Übergewichtung in Industriewerten mit einem hohen weltweiten Engagement bei, um von der anhaltenden wirtschaftlichen Erholung zu profitieren. Ziel ist es, langfristig am Wertschöpfungsprozess führender Unternehmen zu partizipieren, die in nachhaltig wachsenden Märkten tätig sind und sich für ESG engagieren. Künstliche Intelligenz sowie das Internet der Dinge bieten weiterhin großartige Geschäftsmöglichkeiten und auch effizientere Arbeitsabläufe. Die Nachfrage ist konstant, auch dank der Entwicklung von Technologien wie 5G, der Cloud, Elektromotorisierung oder bargeldlosem Zahlungungsverkehr. Diese vielseitigen Opportunitäten lösen Nachfrage nach Hardware und Software aus. Hardwareseitig geht es etwa um Motoren, pneumatische Geräte, Sensoren oder Roboter. Prozessbezogen können es beispielsweise die Digitalisierung gesundheitsbezogener Vertriebsaktivitäten oder die Verkürzung medizinischer Testzeiten sein. Wir bewerten diese Trends als nachhaltig und bleiben daher den langfristigen Profiteuren verpflichtet.”
Chinesische Technologiewerte mit überzeugendsten Alpha-Chancen
Mark Hawtin, Investment Director für Aktien "Disruptives Wachstum": „Viele disruptive Wachstumsunternehmen hatten im ersten Quartal eine sehr starke Berichtssaison und lieferten sehr gute Prognosen für den Rest des Jahres. Überlagert wurde dies vom Makroeffekt der Sorge um potenzielle Zinsanstiege, was zu einer ziemlich starken Rotationsphase innerhalb des Marktsegments führte – insbesondere bei den sehr wachstumsstarken Softwareunternehmen. Einige der Internet-Werte verzeichneten ziemlich schwere Rückschläge – Korrekturen von Höchstständen zwischen 20 und 70 % waren teilweise zu beobachten.
Die Disruption wird jedoch weitergehen und eine Reihe wirklich interessanter Gelegentheiten bieten. Zunächst einmal der Schritt hin zu Digital 4.0, wie wir es nennen, das Internet von allem. Billionen angeschlossener Geräte mit 5G, besserer KI und eine enorme Verbreitung von Daten werden Chancen in Sektoren schaffen, die in der Vergangenheit keine starke Disruption hatten. Also Sektoren wie Gesundheitswesen, Transport, industrielle Produktion, Finanztechnologie, Automatisierung der Wissensarbeit. Hier setzen wir Schwerpunkte, um neue Möglichkeiten zu identifizieren, die sich auf diese speziellen Themen konzentrieren.
Gleichzeitig haben einige Werte in China im letzten Halbjahr erheblich gelitten, da die Bedenken hinsichtlich staatlicher Regulierungen zugenommen haben. Daher sehen wir zunehmend attraktive Chancen auf dem chinesischen Markt wo das Thema Digital 4.0 ein wichtige Rolle spielt, weil China weltweit führend in der Profilierung von KI-Daten ist. Das Internet von allem bzw. Digital 4.0 ist in China vielleicht größer als in einigen anderen westlichen Märkten, daher bilden disruptive Unternehmen in China auch einen Schwerpunkt für uns im zweiten Halbjahr. Tatsächlich denke ich, dass die überzeugendsten Alpha-Opportunitäten derzeit auf dem chinesischen Markt liegen. In der Bildung zum Beispiel sind einige der Online-Werte um 50 bis 70 % gefallen, weil Anleger befürchtet haben, dass chinesische Behörden Wochenendunterricht oder Urlaubsnachhilfe vollständig verbieten könnten. Diese Art von Regulierung hat sich in viele Sektoren geschlichen und zu sehr starken Rückschlägen bei den Aktienkursen geführt. Wir sehen Bewertungen auf Niveaus, die wir seit einigen Jahren auf dem chinesischen Markt nicht mehr gesehen haben.”
Luxuswerte trotzen der Inflation
Swetha Ramachandran, Investment Managerin für Luxusaktien: „In diesem Jahr haben uns die US-Verbraucher sehr überrascht, die umgangssprachlich als Shoptimisten bekannt sind. Die wirtschaftliche Erholung und der Konsum in den USA waren sehr stark, was einem Großteil des Luxus-Sektors das Wachstum im ersten Quartal dieses Jahres beschert hat.
Für das zweite Quartal erwarten wir aufgrund geringerer als üblicher Marketingaktivitäten, dass das Margenwachstum bei Luxuswerten größer sein sollte, als es historisch war. Auch mit Blick auf die Inflation, haben Luxuswerte den “Luxus” der Inflation ziemlich vorteilhaft ausgesetzt zu sein, da Luxusprodukte selbst eine hohe Preiskraft haben. In inflationären Zeiten sind Luxusunternehmen daher in der Lage eine starke Preismacht zu demonstrieren, die auch für ihre Aktien positiv ist.
Bestimmte Unterkategorien innerhalb des Luxussektors waren letztes Jahr extrem schwer betroffen, wie etwa Kleidung. Mit dem Wunsch wieder Kontakte zu knüpfen und an Anlässen wie Hochzeiten und Feiertagen teilzunehmen, wird auch wieder neue Kleidung gekauft, sodass einige Marken wie Gucci, die eine sehr unverwechselbare Ästhetik haben, besonders gut abschneiden werden. Auch in Bezug auf E-Commerce würde ich das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Einige Marktteilnehmer denken, dass E-Commerce leiden wird, wenn die Menschen in die Geschäfte zurückkehren. Ich denke, dass es im Luxusbereich ein bisschen anders ist, da E-Commerce strukturell in Bezug auf die Durchdringung so gering war. Zudem gibt es sowohl für Shoppingstraßen als auch E-Commerce genügend Raum, um zu wachsen, was Firmen wie Farfetch und Mytheresa zugute kommt.”
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