Was Deutschlands Defizit von anderen unterscheidet
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Höhere Staatsausgaben sind nicht immer das, was Anleger sehen wollen. Berühmt wurde das Budget der britischen Regierung unter Liz Truss im Herbst 2022. Die Regierung wollte das Wachstum fördern, die Infrastruktur modernisieren und dafür mehr Schulden aufnehmen. Die Folge: Der Aktienmarkt korrigierte, die Notenbank musste am Anleihemarkt eingreifen.
Blickt man etwas weiter zurück, als sich die Euroschuldenkrise 2011 aufschaukelte, kostete es Silvio Berlusconi das Amt des Premierministers in Italien. Er ignorierte den Anleihemarkt, wollte nicht einlenken und die Ausgabenpolitik fortsetzen. Das ging schief.
Der Markt reagiert auf Neuverschuldung sehr verschieden. Ein Faktor ist die bestehende Verschuldung. Hier kann Deutschland derzeit punkten. Im internationalen Vergleich liegt die Verschuldung auf tiefem Niveau (Grafik 1).
Obwohl Deutschland derzeit Defizite schreibt, sind diese kleiner als in vielen anderen Ländern. Trotz Schuldenbremse lag das Defizit zuletzt allerdings bei 2,8 % der Wirtschaftsleistung. Es ist also nicht so, dass Deutschland keine neuen Schulden aufnehmen würde (Grafik 2).
Mit einem Ende der Stagnation, die auch ohne die Pläne von Union und SPD früher oder später eintreten würde, prognostizierte der Internationale Währungsfonds eine Verbesserung. Das jährliche Defizit sollte bis Ende des Jahrzehnts von 2,8 auf 0,45 % sinken (Grafik 3).
Das ändert sich nun. Anstatt eines der geringsten Defizite zu haben, befindet sich Deutschland plötzlich am unteren Rande des Mittelfeldes. Defizite werden voraussichtlich im Bereich von 4 % liegen (Grafik 4).
Gleichzeitig wächst die reale Wirtschaftsleistung voraussichtlich wieder. Geht man von einem realen Wachstum von einem Prozent pro Jahr aus und unterstellt 2 % Inflation, erhöht sich mit den Mehrausgaben auch die Verschuldung. Sie dürfte im Jahr 2029 73 bis 75 % der Wirtschaftsleistung erreichen (Grafik 5).
Die Verschuldung ist damit im internationalen Vergleich immer noch niedrig. Bis zum Ende des 500 Mrd. EUR Programms würde die Verschuldung auf knapp 80 % steigen. Das ist immer noch ein guter Wert und erklärt, weshalb Anleger positiv reagieren, selbst wenn die Renditen von Anleihen steigen.
Das ist der Kernpunkt der Reaktion. Renditen steigen, weil mehr Schulden aufgenommen werden. Das kann wie in Italien oder Großbritannien zu Chaos führen. Reagieren Anleger mit steigenden Renditen, steigenden Aktienkursen und steigender Währung, ist das Urteil eindeutig positiv. Genau das ist geschehen.
Man kann das Programm persönlich gut oder schlecht finden. Man kann den Parteien Wortbruch vorwerfen. Das ändert nichts daran, dass Marktteilnehmer begeistert sind und es für den richtigen Schritt halten. Es gibt gute und schlechte Defizite. Deutschlands Defizit wird als gut aufgenommen.
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