Kommentar
16:23 Uhr, 06.09.2018

Weber statt Weidmann

Wenn irgendwo ein interessanter Posten frei wird, scharren gewöhnlich Nachfolgekandidaten mit den Hufen. So ist es in der Wirtschaft, so ist es in der Politik und so ist es auch bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Entsprechend hatte sich Jens Weidmann für die Nachfolge von EZB-Präsident Mario Draghi, der 2019 seinen Chefposten räumen wird, in Position gebracht. Geraderaus, wie der Bundesbankchef nun mal ist, hatte er dabei immer wieder Draghis expansive Geldpolitik kritisiert und sich damit bei den Regierenden der europäischen Südländer nicht nur Freunde gemacht. Dennoch standen die Zeichen für Weidmann günstig. Für den Spitzenposten bei der EZB sprach nicht nur seine unbestrittene Kompetenz, sondern auch der Umstand, dass bisher noch kein Deutscher den Vorsitz bei der Notenbank innehatte. Doch nun, nachdem Manfred Weber seinen Hut für das Amt des EU-Kommissionschefs in den Ring geworfen hat, ist alles anders.

Die Kandidatur ist für Weber kein Selbstläufer

Schon seit Tagen war kolportiert worden, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel bei den im nächsten Jahr anstehenden Neubesetzungen von europäischen Spitzenämtern lieber die Position des EU-Kommissionschefs besetzen wolle, anstatt Weidmann ins Rennen um den EZB-Chefposten zu schicken. So kann man davon ausgehen, dass die Bewerbung des 46-jährigen Niederbayern Weber für die Nachfolge von Jean-Claude Juncker in Brüssel mit voller Rückendeckung aus Berlin erfolgt. Weber gilt als respektabler Kandidat, der aufgrund seiner sachlichen Art lagerübergreifende Sympathien genießt. Nicht von Ungefähr nennt man ihn auch den „Anti-Söder“, der den liberalen und europafreundlichen Flügel in der CSU vertritt. Dennoch ist die Sache kein Selbstläufer, hängt doch seine Wahl von der Bereitschaft der Mitgliedsstaaten ab, einen Deutschen für das einflussreiche Amt vorzuschlagen und davon, ob Webers Partei auch im neuen EU-Parlament eine absolute Mehrheit für ihren Spitzenkandidaten organisieren kann. Als mögliche Gegenkandidaten gelten der finnische Ex-Premier Alexander Stubb und der derzeitige Brexit-Verhandler Michel Barnier.

Sollte aber Weber zum Kommissionspräsidenten aufsteigen, hätte Weidmann keine Chance mehr auf den Spitzenposten bei der EZB. Prompt reagierten Merkel-Kritiker auf dieses Szenario mit dem Vorwurf, die Kanzlerin würde nicht um Spitzenpositionen in Europa kämpfen. Gilt doch Weidmann als einer, der den deutschen Sparern und Banken die Niedrigzinsphase nicht zugemutet hätte, so nimmt man an. Verzichtet Merkel also gar aus Rücksicht auf Italien, dessen Banken am meisten von faulen Krediten belastet sind, auf Weidmann als Anhänger einer restriktiveren Geldpolitik? Oder hat unsere Bundeskanzlerin hellseherische Fähigkeiten und möchte bewusst vermeiden, dass in der Amtszeit eines deutschen EZB-Präsidenten die Eurozone in ihre Einzelteile zerfällt? Eine Bewertung aller möglichen Varianten beim Besetzen sämtlicher neuer Chefposten auf EU-Ebene kann erst am Schluss erfolgen, zumal auch die Kombination deren Sinnhaftigkeit ausmacht.

Denn zum einen ist die Rolle des EU-Kommissionspräsidenten keine geringe, nimmt er doch großen Einfluss auf europäische Gesetzgebungsverfahren. Und zum anderen könnte auch ein EZB-Präsident Weidmann den von Draghi eingeschlagenen Kurs, der Sparvermögen entwertet hat, nicht von heute auf morgen umdrehen. Entscheidender in der EZB-Causa aber dürfte sein, wer stattdessen die Nachfolge von Draghi antreten würde. Mit Klaas Knot, dem Präsidenten der niederländischen Zentralbank, stünde hier ein Kandidat zur Verfügung, der ähnliche Positionen wie Weidmann vertritt, diese aber diplomatischer äußert. Als aussichtsreichster Kandidat gilt jedoch auch der französische Notenbankchef François Villeroy de Galhau, der die Anleihekäufe der EZB zwar verteidigt hat, aber auch ein Pragmatiker ist.

Rom zeigt Interesse an Posten des obersten Bankenkontrolleurs

Zum Gesamtbild der anstehenden Neubesetzungen von Top-Posten in der EU gehört auch die Nachfolge von Daniele Nouy, der aus dem Amt scheidenden obersten Bankenkontrolleurin für die Eurozone. Zwar hat noch keiner seine Kandidatur angemeldet, doch wird aus Italien kolportiert, dass es in Rom Interesse gibt, die Position zu besetzen. Genannt wird der Chef der EU-Bankenaufsicht, Andrea Enria. Bei dem Gedanken daran, die Verantwortung für die oberste Bankenaufsicht einem Italiener zu übertragen, kann nicht außer Acht gelassen werden, dass in diesem Land die Banken noch faule Kredite in Höhe von 721 Mrd. € mit sich herumschleppen. Daher sei zumindest die Frage erlaubt, ob denn ein Italiener tatsächlich genügend Distanz beim Umgang mit diesen Problemkrediten würde wahren können. Jedoch hat nach jüngsten Berichten die Vize-Gouverneurin der irischen Notenbank, Sharon Donnery, gute Chancen, diesen Job zu übernehmen.

Neben den Chefposten der EU-Kommission und der EZB muss nächstes Jahr auch der Vorsitz des Europäischen Rates neu besetzt werden. Ebenso läuft die Amtszeit der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini ab. Das Geschacher geht also erst los!

Brüssel zeigt klare Kante

Die Fronten zwischen Brüssel und London in der Frage des EU-Austritts von Großbritannien bleiben verhärtet. Dazu trägt der konsequente Kurs von Michel Barnier zu großen Teilen bei. In aller Deutlichkeit hat der EU-Unterhändler die britische Regierung vor die Wahl gestellt, entweder ein Freihandelsabkommen oder eine Zollunion zu akzeptieren. Eine andere Möglichkeit gibt es aus Sicht der EU-Kommission nicht. Die Vorschläge zu den künftigen wirtschaftlichen Beziehungen, welche die britische Regierung dagegen bisher gemacht hat, würden alle zu einer Aufweichung der EU-Prinzipien führen. Ein privilegierter Zugang der Briten zum Binnenmarkt für Güter ist eine Art der Rosinenpickerei, die zugleich nach Meinung Barniers ein „unfairer Wettbewerb“ wäre.

Jetzt, wo noch zweieinhalb Monate für die Verhandlungen bleiben, hat damit der Druck auf die Regierung von Theresa May weiter zugenommen. Dies betrifft auch die wohl wichtigste ungelöste Frage nach dem künftigen Status von Nordirland. Zwar wollen sowohl London als auch Brüssel eine harte Grenze zu dem EU-Mitglied, der Republik Irland, vermeiden, aber eben auf unterschiedliche Weise. Während Brüssel Nordirland in der Zollunion halten will, hat London den wenig praktikablen Vorschlag gemacht, dass Großbritannien an seinen Grenzen Zölle auf Güter erhebt, die für die EU bestimmt sind. Barnier schließt diese Lösung als „Einladung zum Betrug“ kategorisch aus. Schlagbäume zwischen dem britischen Nordirland und der Republik Irland aber könnten die Spannungen in der ehemaligen Bürgerkriegsregion wieder aufflammen lassen.

Kontrollen könnten Grenzverkehr lahmlegen

Sollte Großbritannien ohne Abkommen ausscheiden, würden nicht nur für den Warenverkehr von und nach Großbritannien Zölle anfallen. Vielmehr könnten die Kontrollen den Grenzverkehr am Ärmelkanal lahmlegen. Aber auch die rechtlichen Grundlagen zum Beispiel für Flüge zwischen Großbritannien und dem Kontinent oder die Auszahlung privater Renten würden wegfallen.

Vor dem Hintergrund dieser Gemengelage werden die Forderungen nach einem zweiten Brexit-Referendum in Großbritannien immer lauter. Zuletzt hatten sich selbst Abgeordnete aus Mays konservativer Partei für ein erneutes Votum stark gemacht, sollte das britische Parlament das Ergebnis der Austrittsverhandlungen mit Brüssel ablehnen. Auch bei der Opposition versuchen proeuropäische Politiker, das Thema beim Labour-Parteitag Ende September auf die Tagesordnung zu bringen. Bislang lehnen die Spitzen beider großer Parteien eine zweite Volksabstimmung grundsätzlich ab. Umfragen legen aber nahe, dass es in der Bevölkerung gegebenenfalls eine Mehrheit für ein erneutes Referendum geben könnte. Forderungen nach einer Verlängerung der Austrittsverhandlungen über den Stichtag 29. März 2019 hinaus lehnt Barnier indessen strikt ab. Man benötige nicht zusätzliche Zeit, sagt er, sondern politische Entscheidungen.

In dieser Phase der Gespräche ist es allerdings auch nicht verwunderlich, dass gestern Abend Gerüchte über eine Annäherung bei den Verhandlungen aufkamen und insbesondere an den Devisenmärkten viel Beachtung fanden.

BoE-Chef Carney bleibt London treu

Währenddessen profitiert der Finanzplatz Frankfurt weiter von dem bevorstehenden EU-Austritt der Briten. So bauen die führenden Ratingagenturen ihre Präsenz in der Mainmetropole massiv aus. Sowohl Fitch als auch Moody’s haben ihr Personal in Frankfurt wegen des Brexits nahezu verdoppelt. Diese Entwicklung geht insbesondere auf regulatorische Anweisungen der Wertpapierbehörde zurück, die auf mehr Expertise innerhalb der EU drängt. Aber zumindest einer bleibt London erhalten. Mark Carney, der Gouverneur der Bank of England (BoE), dessen Vertrag Ende Juni 2019 ausläuft, hängt wegen des Brexits noch eine Amtszeit dran. Carney versicherte, er werde alles tun, um einen reibungslosen EU-Austritt Großbritanniens und einen effektiven Übergang bei der Notenbank zu sichern. In einer Zeit, in der viel auf dem Spiel steht, würde wenigstens die BoE Kontinuität wahren.

Die Krise der Schwellenländer ist zurück

Unter Ländern wie der Türkei, Argentinien, Indien, Indonesien, Südafrika oder Brasilien grassiert ein Fieber. Die Kursverluste vieler Währungen aus diesen Schwellenländern haben sich in dieser Woche verstärkt und ziehen immer weitere Kreise. Begonnen hat der Crash in der Türkei, wo die Lira seit Jahresbeginn um über 40 % zum US-Dollar abgerutscht ist. Nach der Türkei ist vor allem die Währung Argentiniens in den freien Fall geraten. So fiel der argentinische Peso gegenüber dem US-Dollar auf ein Rekordtief.

Die argentinische Notenbank in Buenos Aires hat zwar versucht, den Verfall des Pesos mit einer Leitzinserhöhung zur Geldversorgung der Geschäftsbanken von 45 % auf sage und schreibe 60 % zu bremsen. Jedoch blieb der erhoffte Effekt aus, und der Peso setzte seine Talfahrt fort. Nun prüft der Internationalen Währungsfonds (IWF), den die Regierung in Buenos Aires um Hilfe gebeten hat, ob er Argentinien mit milliardenschweren Finanzhilfen unter die Arme greifen soll.

Ansteckungsgefahr für andere Länder

Sorge bereitet dabei die Ansteckungsgefahr für andere Länder. Ausgehend von der Türkei und Argentinien ist die indische Rupie bereits auf ein Allzeittief gefallen. Auch die Währungen von Südafrika und Indonesien sind unter Druck geraten. In Brasilien hat der Real rund 20 % seines Wertes verloren.

Die Anfälligkeit für einen solchen Währungscrash ist in den schwachen Fundamentaldaten dieser Länder zu sehen. Es handelt sich dabei um einen Mix aus hohen Schulden, steigender Inflation und schwachem Wirtschaftswachstum sowie einem gewissen Reformunwillen vieler Regierungen. Diese Mischung bringt Spekulanten auf den Plan, die gegen die angeschlagenen Währungen wetten. Länder wie die Türkei und Argentinien, die große Haushalts- und Leistungsbilanzdefizite aufweisen und sich stark im Ausland in Fremdwährungen verschuldet haben, gelten als besonders anfällig.

Bereits im April hatte der IWF davor gewarnt, dass durch die beginnende Geldflucht eine Emerging-Markets-Krise entstehen könnte. Als Schlüsselland ist hier die Türkei zu sehen, die bis 2019 rund 153 Mrd. € an Auslandsschulden begleichen muss. Sollte es hier zu Zahlungsausfällen kommen, könnte die Krise auch auf westliche Banken übergreifen. Vor allem italienische, spanische und französische Institute sind stark in der Türkei investiert.

Die neue Seidenstraße führt nach Afrika

China dreht für Afrika den Geldhahn auf. In den kommenden Jahren sollen aus Peking 60 Mrd. US-Dollar an Krediten und Investitionen in den Kontinent fließen. Auf dem China-Afrika-Gipfel in Peking, an dem 53 afrikanische Staaten teilnahmen, sagte Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping, das Geld werde in Form von staatlicher Unterstützung sowie Investitionen und Krediten durch chinesische Unternehmen und Banken bereitgestellt. Einige afrikanische Staaten sollen sogar von ihren Verpflichtungen gegenüber China befreit werden. Ein Kernpunkt der jüngsten Initiative stellt das Megaprojekt "Neue Seidenstraße" dar, die von der chinesischen Ostküste über den Indischen Ozean bis vor die Haustür Europas und die afrikanische Westküste reichen soll.

Warnung vor „Schuldenfallen-Diplomatie“

Afrikanische Länder hatten bereits in der Vergangenheit milliardenschwere Kredite aus Peking erhalten, weshalb Beobachter schon seit Längerem vor einer „Schuldenfallen-Diplomatie“ warnen. Die chinesische Regierung sieht dies erwartungsgemäß anders und spricht davon, den Kampf gegen die Armut zu führen und eine neue Wirtschaftssonderzone zu erschaffen. Vielleicht muss man nicht gleich von einem neuen Kolonialismus oder Kreditimperialismus sprechen, aber es ist zu konstatieren, dass China seine Einflusszonen weiter systematisch ausbaut – und in diesem Fall auf einem Kontinent, den Europa in der Vergangenheit stets stiefmütterlich behandelt hat, wie etwa das 2016 geschlossene EU-Freihandelsabkommen mit Namibia, Botswana, Swasiland, Südafrika und Lesotho gezeigt hat.

Trump droht und droht und droht

Man sagt solch ein Wort nicht so schnell über seinen Chef. Erst recht nicht, wenn er Präsident der Vereinigten Staaten ist. Trumps Stabschef John Kelly soll D. T., den Unberechenbaren, im Privaten dennoch als „Idioten" bezeichnet haben, wie es in einem neuen Enthüllungsbuch des bekannten Journalisten Bob Woodward über US-Präsident Donald Trump heißt.

Wie dem auch sei, auch wir haben die Unberechenbarkeit im Verhalten von Trump sowie die damit verbundene Schädlichkeit für die Märkte, die globale Wirtschaft und den Weltfrieden an dieser Stelle immer wieder kritisiert. Und er bietet uns leider auch in dieser Woche neuen Anlass dazu. Nachdem eine Einigung im Handelsstreit mit Kanada bereits in Reichweite schien, drohte der US-Präsident vergangene Woche abrupt damit, bei einem neuen Nafta-Abkommen das Nachbarland einfach auszuschließen. Wenn die USA nach Jahrzehnten der Ausbeutung kein faires Abkommen für die USA schließen können, werde Kanada raus sein, drohte Trump dem Nachbarland im Norden per Twitter.

Auch dem von seiner Republikanischen Partei dominierten Kongress, der mehrheitlich Kanada mit im Boot haben will, drohte D. T. damit, er solle sich bloß nicht einmischen. Wie in den anderen Handelsstreitigkeiten, die er weltweit angezettelt hat, sieht Trump die USA auch im Verhältnis zu Kanada im Nachteil. Als Streitpunkt gilt unter anderem die Frage nach staatlicher Unterstützung von Kanadas Milchbauern, worüber Trump und die kanadische Seite allerdings unterschiedliche Angaben machen. In der laufenden Woche sollen die Nafta-Gespräche nun fortgesetzt werden.

Drohungen auch im Handelsstreit mit China

Drohungen bestimmen ja auch den Handelsstreit der USA mit China. Nachdem die beiden Wirtschaftsgiganten gegenseitig Zölle in Höhe von 50 Mrd. US-Dollar verhängt haben, verkündete D. T., er werde Zölle auf weitere chinesische Importe im Volumen von 200 Mrd. US-Dollar kommende Woche in Kraft setzen.

Man hat daher den Eindruck, dass sich Trump inzwischen mit jedem anlegt, der ihm gerade nicht passt. So auch mit Jerome Powell, dem Chef der US-Notbanken Fed, den er selbst berufen hat. In einem Interview hatte der US-Präsident bereits im August klar gemacht, dass er nicht begeistert sei, dass Powell die Zinsen erhöhe. Er glaube vielmehr an eine Fed, die „tut, was gut für das Land ist“. Mit diesen Äußerungen hatte Trump nicht nur für eine Schwächung der eigenen Währung gesorgt, sondern auch ein ehernes Prinzip in Frage gestellt, das zu den Grundfesten der amerikanischen Wirtschaftsordnung gehört: Die Unabhängigkeit der Notenbank.

Um Trump besser verstehen zu können, bedarf es wohl doch der Lektüre des Enthüllungsbuches von Woodward. Es heißt „Fear“.

Unternehmensanleihen: Michelin legte einen 3er-Pack auf

Auch nach unserer Sommerpause ist die Emissionstätigkeit der Unternehmen ungebrochen. So begaben CIE Générale des Etablissements Michelin einen 3er-Pack, Heineken eine Dualtranche und Telefónica Emisiones S.A.U. platzierte erfolgreich einen 7-jährigen Bond. Alle Unternehmen entschieden sich bei der Auflage der neuen Bonds für die besonders bei institutionellen Investoren beliebte Mindeststückelung von 100.000 €.

Einer der weltweit größten Reifenhersteller, Michelin, sammelte mittels der Finanzierungsgesellschaft CIE Générale des Etablissements Michelin mit drei Anleihen insgesamt 2,5 Mrd. € am Kapitalmarkt ein. Die erste 750 Mio. € schwere Tranche (A195HD) ist am 03.09.2025 fällig und hat einen jährlichen Kupon in Höhe von 0,875 %. Begeben wurde der Bond zu 99,099 %, was einem Emissionsspread von +43 BP über Mid Swap gleichkam. Am 03.06.2025 ist dieses Papier zu 100 % kündbar. Der zweite Bond (A195HC) hat ein Emissionsvolumen von 1 Mrd. € und zahlt den Investoren bis zur Fälligkeit am 03.09.2030 einen jährlichen Zins von 1,75 %. Der Reoffer lag bei 99,262 % (+73 BP über Mid Swap). Auch hier ist der Bond drei Monate vor Endfälligkeit am 03.06.2030 zu 100 % kündbar. Die dritte Anleihe (A195HE) ist auf den 03.09.2038 terminiert und mit einem Kupon von 2,5 % ausgestattet. Die 750 Mio. € konnte Michelin bei 99,363 % erfolgreich platzieren, was einem Spread von +110 BP über Mid Swap entsprach. Diese Anleihe ist ab dem 03.06.2038 bis zur Endfälligkeit jederzeit zu 100 % kündbar. Das französische Unternehmen mit Sitz in Clermont-Ferrand ließ zusätzlich bei allen drei Anleihen eine Make Whole Option in den Anleihebedingungen verankern.

Heineken nahm mittels einer 9- und 13-jährigen Anleihe frisches Geld am Kapitalmarkt auf. Mit dem ersten 600 Mio. € schweren Bond (A195P4) refinanziert sich das Unternehmen bis zum 17.03.2027 zu einem Zinssatz von 1,25 % p.a. Ausgegeben wurde das Papier zu 99,491 %, was einen Spread von +60 BP über Mid Swap bedeutete. Der zweite Bond (A195P5) hat ein Emissionsvolumen von 650 Mio. € und läuft bis zum 17.03.2031. Der zweitgrößte Brauereikonzern der Welt mit Sitz in Amsterdam zahlt den Anlegern bis zur Fälligkeit jährlich 1,75 % an Zinsen. Der Reoffer lag bei 98,601 % und entsprach damit einem Emissionsspread von +80 BP über Mid Swap. Der niederländische Konzern ließ jeweils eine Make Whole Option in die Emissionsbedingungen aufnehmen und die Wertpapiere sind ab drei Monaten vor Endfälligkeit jederzeit zu 100 % kündbar.

Als letzter im Bunde begab das spanische Telekommunikationsunternehmen Telefónica Emisiones S.A.U. eine Anleihe mit einem Volumen von 1 Mrd. €. Der Bond (A195N9) zahlt den Investoren bis zur Fälligkeit am 11.09.2025 einen jährlich festen Zins in Höhe von 1,495 %. Der Emissionspreis lag bei pari, was einem Spread von +95 BP über Mid Swap gleichkam. Der börsennotierte Konzern nahm neben einer Make Whole Option einen zusätzlichen Kündigungstermin in die Emissionsbedingungen auf. So ist der Bond ab dem 11.06.2025 jederzeit zu 100 % kündbar.

Marktdaten aktuell: Der Rollover lässt grüßen

Beim Blick auf den aktuellen Future-Kontrakt wird es heute dem einen oder anderen Investor eiskalt den Rücken runterlaufen. Denn der Bund-Future notiert nach langer Zeit wieder unter der psychologisch wichtigen Marke von 160 %. Aber dies ist nicht mit einem Schwächeanfall des Rentenbarometers zu erklären, sondern nur die Folge des Rollovers in den Dezember-Kontrakt und mathematisch begründet. Der Kurs der 10-jährigen Bundesanleihe hat zwar in den vergangenen Tagen etwas gelitten und somit ist die Rendite etwas angestiegen, aber die Veränderung ist bei weitem nicht so dramatisch wie es auf den ersten Blick aussieht. Die Veränderungen infolge der Fälligkeitsverschiebung im Buxl-Future beläuft sich auf ca. -1,46 PP, beim Bund-Future auf ca. -2,52 PP, beim Bobl-Future auf ca. -0,65 PP und beim Schatz-Future auf ca. -0,05 PP.

Somit ist es wieder an der Zeit, die Chartanalyse zurate zu ziehen. Die jüngste Kurserholung wurde bei 159,59 % gestartet und dieses Niveau wird sicherlich in den kommenden Tagen nochmals getestet werden. Sollte diese Unterstützungslinie durchbrochen werden, so ist der Weg bis zur psychologischen Marke bei 159 % bzw. sogar bis auf ca. 158,37 % frei. Anscheinend schätzen die Marktteilnehmer die Risiken steigender Renditen, ausgehend von den USA, zurzeit höher ein als die Auswirkungen einer weiteren Eskalation im Handelsstreit und den Problemen der Schwellenländer. Das kann sich allerdings sehr schnell wieder ändern. Somit sollte auch die Widerstandslinie bei ca. 160,50 % nicht unerwähnt bleiben.

Aktuell notiert der Euro-Bund-Future bei ca. 159,95 %, was einer Rendite bei der 10-jährigen Bundesanleihe von 0,384 % entspricht.

Covered Bonds, Financials, Staatsanleihen: Finanzagentur stellt Flexibilität unter Beweis

In dieser in den USA feiertagsbedingt verkürzten Handelswoche wurden den interessierten Investoren lediglich Geldmarktpapiere mit den üblichen Laufzeiten von 4 Wochen sowie 3 und 6 Monaten im Gesamtvolumen von 158 Mrd. USD zum Kauf angeboten.

In der Eurozone gab es hingegen mehr Auswahlmöglichkeiten bei den gewünschten Fälligkeiten. Bevor am heutigen Donnerstag die Emissionsvolumen diverser Altemissionen Frankreichs (A1911P / 2028 ; A1Z7JJ / 2031 ; A19VU4 / 2034 ; A180CR / 2066) und Spaniens (A1908W / 2023 ; A192X6 / 2028 ; A1ZZBE / 2030 ; A19W01 / 2048) erhöht werden, hatten bereits Österreich und Deutschland sich am Kapitalmarkt präsent gezeigt. Die Alpenrepublik hat hierbei zwei Emissionen (A19PCF / 2022 ; A19VB0 / 2028) und Deutschland zwei inflationsindexierte Anleihen (103055 / 2030 ; 103057 / 2046) aufgestockt. Angekündigt waren für die kürzere Restlaufzeit ein Betrag von 500 Mio. € und für die längere von 250 Mio. €. Jedoch lagen für die Fälligkeit 2046 nur Zeichnungen für nominal 174 Mio. € vor, so dass sich die Finanzagentur der Bundesrepublik Deutschland dazu entschieden hat, lediglich 154 Mio. € bei einer realen Durchschnittsrendite von -0,67 % zuzuteilen und 46 Mio. € in die Marktpflege umzubuchen. Den fehlenden Betrag von 50 Mio. € addierte man kurzerhand bei der früher endfälligen Emission, da hierfür Kaufaufträge i.H.v. 631 Mio. € vorlagen. Die Zuteilung erfolgte bei einer realen Durchschnittsrendite von -0,97 % und von dem Aufstockungsbetrag (550 Mio. €) wurden 96,2 Mio. € zur Marktpflege zurückgehalten.

Währungsanleihen: Teilweise tiefschwarze Wolken am Devisenmarkt

Der Sommer der Superlative neigt sich so langsam dem Ende entgegen und der Herbst klopft bereits an die Tür. Es ist also an der Zeit, die Kleidung entsprechend anzupassen, da man zuletzt schon einen kleinen Vorgeschmack erhielt, was uns für ein Wetter bevorsteht.

Am Devisenmarkt - insbesondere bei den Emerging Markets – sind tiefschwarze Wolken die ständigen Wegbegleiter und die weiteren Aussichten sind derzeit nicht die allerbesten. Als ganz düster ist aktuell die Stimmung in der Türkei zu bezeichnen. Hat doch die türkische Lira in den vergangenen Handelswochen massiv an Wert verloren und auf ein Allzeittief folgte das nächste. So notierte der Euro am 13. August dieses Jahres bei 8,1188 TRY, dem bisherigen Höchstwert, und heute bei 7,715 TRY. Zum Vergleich: Zu Jahresbeginn entsprach ein Euro noch ca. 4,50 TRY.

Aber nicht nur die Lira steht kräftig unter Druck, sondern auch der südafrikanische Rand. Das Land rutschte überraschend in die erste Rezession seit 2009. Infolgedessen brach die Währung ein und markierte ein neues Jahrestief. Der Euro handelte zeitweise bei 18,1225 ZAR und somit erstmals in diesem Jahr wieder über der Marke von 18,00 ZAR. Aktuell notiert er im frühen Handel bei 18,03 ZAR

Die europäische Gemeinschaftswährung hingegen bewegt sich momentan in relativ ruhigem Fahrwasser. Der Euro handelt heute Morgen um die Marke von 1,1630 USD und damit annähernd auf dem Niveau der vergangenen Handelstage. Dennoch kann diese Ruhe fehlinterpretiert werden, da im Herbst bekanntlich oftmals unvorbereitet Stürme aufkommen.

Die Handelsaktivitäten bei den Währungsanleihen bleiben aufgrund der noch vorherrschenden Urlaubszeit überschaubar. Trotzdem verzeichneten Bonds lautend auf US-Dollar, türkische Lira, südafrikanische Rand sowie russische Rubel und australische Dollar eine rege Umsatztätigkeit.


Klaus Stopp, Head of Market Making Bonds der Baader Bank

Rechtliche Hinweise/Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenskonflikten der Baader Bank AG:

http://www.baaderbank.de/disclaimer-und-umgang-mit-interessenskonflikten/

1 Kommentar

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  • Bigdogg
    Bigdogg

    Trump sägt am ehnernen Prinzip der unabhängigen US-Notenbank?? Lesen Sie mal lieber nach wie dieser Laden entstanden, bevor sie hier so einen Unsinn verzapfen. Dann können gerne einmal auf das private Bankenkonsortium eingehen, welches dahinter steht.

    09:19 Uhr, 07.09.2018