Kommentar
12:12 Uhr, 20.04.2022

Was wirklich gegen Inflation hilft

Zinsanhebungen sind es nicht. Tendenziell steigt die Inflation nach Zinserhöhungen und fällt nicht. Trotzdem kann man etwas gegen die Teuerung tun.

In 13 Zinserhöhungszyklen seit dem Zweiten Weltkrieg gelang es der US-Notenbank nur ein einziges Mal die Kerninflation zu senken. In den meisten Fällen stieg die Kerninflation, in einigen Fällen stagnierte sie und in nur einem Fall fiel sie (Grafik 1). Der eine Fall war 1980. Das war die berühmte Episode, in der Fed-Chef Paul Volcker die Wirtschaft durch Zinsanhebungen in die Rezession zwang.

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Die Erfolgsbilanz von Zinsschritten gegen die Inflation ist nicht gut. Ganz so schlecht wie im Normalfall wird die Bilanz dieses Mal nicht ausfallen. Im Gegensatz zu früheren Zeiten haben Notenbanken dieses Mal sehr lange mit der Zinswende gewartet. Früher wurde zu Beginn eines Inflationsanstiegs gehandelt. Zinsschritte halten Inflation nur mit langer Verzögerung auf, wenn überhaupt.

Dieses Mal wurde der Zins erst angehoben, als die Inflationsrate schon sehr hoch war. Der Großteil des Trends ist vorbei. Inflation steigt nicht ewig an. Der Trend erschöpft sich von alleine. Notenbanker werden sich zweifelsohne selbst auf die Schulter klopfen, wenn die Inflation bis Jahresende etwas zurückgeht und es ihrer Geldpolitik zuschreiben. Historisch betrachtet wäre ein solches Selbstlob fragwürdig.

Die aktuelle Inflationsphase hat einen klaren Schuldigen: Regierungen. Dies gilt für einige Länder (USA) mehr als für andere (vor allem Emerging Marktes). In den USA erhöhte die Regierung die Staatsausgaben um zwei Drittel oder drei Billionen Dollar. Noch immer liegen die Ausgaben ein Drittel über dem Vorkrisenniveau (Grafik 2). Das Geld muss irgendwohin und in diesem Fall floss es in den Konsum. Trift sehr hohe Nachfrage auf begrenztes Angebot, müssen die Preise steigen.

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Die USA sind nicht allein für den Nachfrageanstieg verantwortlich. Auch in Europa wurden die Ausgaben kräftig erhöht, wenn auch bei weitem nicht um zwei Drittel. In den meisten Ländern stiegen die Ausgaben um 10-15 % gegenüber dem Vorkrisenniveau (Grafik 3). Da die Ausgaben vor Pandemiebeginn stagnierten oder nur langsam stiegen, wurden in der EU dennoch effektiv 1,3 Billionen Euro zusätzlich in die Wirtschaft gepumpt.

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Noch zeigt sich keine nachlassende Ausgabenlust. Zudem beginnen die Investitionen aus dem Next Generation EU-Programm erst. Will man Inflation senken, darf man die Nachfrage nicht erhöhen. Genau das geschieht. Anstatt hohe Preise auf den Konsum wirken zu lassen, wird subventioniert. So ehrenhaft es ist, dass Politiker die Bevölkerung vor hohen Kosten schützen will, so kontraproduktiv ist es. Man senkt die Nachfrage nicht, indem man Preise subventioniert.

Was derzeit helfen würde, ist ein Ende des staatlichen Ausgabenexzesses. Genau das ist jedoch nicht erkennbar. Im Gegenteil sogar, Regierungen wollen gegen die Inflation mit Mehrausgaben antreten. Die Logik ist genauso fragwürdig wie etwa die Logik der türkischen Regierung, dass Zinssenkungen die Inflation drücken. Aktuell kann nur eines helfen und das ist Ausgabendisziplin.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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