Analyse
17:20 Uhr, 05.08.2014

Was steckt hinter der DAX-Schwäche?

Der Rutsch an den Aktienmärkten hat den DAX ganz besonders hart erwischt. Seit Monaten zeigt das Börsenbarometer bereits eine verdächtige Underperformance. Doch was steckt dahinter?

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 9.174,49 Punkte (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Dow Jones
    ISIN: US2605661048Kopiert
    Kursstand: 16.494,91 Punkte (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 9.174,49 Punkte (XETRA)
  • Dow Jones - WKN: 969420 - ISIN: US2605661048 - Kurs: 16.494,91 Punkte (NYSE)
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 1.930,12 Punkte (Chicago Mercantile Exchange)

In der vergangenen Woche brach der DAX um rund 4,5 Prozent ein. Zwar bröckelten die Kurse auch anderswo in Europa und in den USA, aber den deutschen Markt hat es ganz besonders hart erwischt. So verzeichnete der Dow Jones nur ein Minus von 2,7 Prozent. Auch an den anderen europäischen Aktienmärkten waren die Kursverluste moderater als am deutschen Markt.

Die Underperformance deutscher Aktien zeigt sich nicht erst seit der letzten Woche. Bereits im März entwickelten sich deutsche Blue Chips einen ganzen Monat lang deutlich schwächer als die Aktien von Konzernen aus den USA und der Eurozone. Im Zuge der allgemeinen Erholung konnten deutsche Aktien anschließend bis Juni wieder Boden gutmachen und den Rückstand aufholen. Seit Ende Juni zeigt sich nun aber die erneut die relative Schwäche. In dem folgenden Chart ist zur besseren Vergleichbarkeit neben dem DAX-Performanceindex auch der DAX-Kursindex enthalten, da Euro Stoxx und Dow Jones in Abweichung vom DAX als Kursindizes berechnet werden.

Vergleichschart Blue Chip Indizes
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Die besondere Schwäche deutscher Aktien ist vor allem auf die hohe Exportabhängigkeit der deutschen Wirtschaft zurückzuführen, die sie auch deutlich krisenanfälliger macht. Für viele Unternehmen im DAX sind Auslandsmärkte wichtiger als der Heimatmarkt.

Das erklärt, warum die Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten deutsche Aktien deutlich stärker belasten als beispielsweise US-Werte. Der Sanktionswettlauf zwischen Russland und der EU dürfte deutsche Unternehmen besonders stark treffen. Aber noch ein weiterer Faktor kommt hinzu: Anleger in den USA haben sich zuletzt im großen Stil wieder von europäischen Vermögenswerten (und dabei wohl auch von deutschen Aktien) getrennt, nachdem sie zuvor auf eine wirtschaftliche Erholung der Eurozone gesetzt hatten.

ETF-Anleger in den USA zogen im Juli 1,1 Milliarden Dollar aus europäischen Vermögenswerten wie Aktien und Anleihen ab. Es handelte sich um den ersten Nettomittelabfluss seit April 2013, wie die Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtete. Das zuletzt starke US-Wachstum zusammen mit der anstehenden geldpolitischen Wende in den USA führt offenbar dazu, dass US-Anleger weniger in Übersee investieren wollen. Auch das belastet den deutschen Markt, zumal ein erneuter Konjunktureinbruch, ausgelöst durch die zahlreichen internationalen Krisen, die noch angeschlagene Wirtschaft in der Eurozone deutlich stärker belasten dürfte als die US-Wirtschaft.

Noch schlechter als die deutschen Blue Chips schnitten zuletzt die Technologie- und Nebenwerte ab. TecDAX und MDAX performten deutlich schwächer als der DAX. In den USA konnten sich Nebenwerte und Technologieaktien nach der vorangegangenen Schwächephase hingegen wieder deutlich erholen und zuletzt sogar besser abschneiden als der Dow Jones, wie der folgende Chart zeigt.

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  • student
    student

    Sehr geehrter Herr Baron,

    Geld der großen Investoren sucht immer zuerst die Sicherheit und dann die Rendite. Wenn ich als Vermögensverwalter die USA mit Europa vergleiche, ist die Wahl zugunsten der USA nicht schwer:

    - Die USA haben die Ukraine erst mit einer Marionettenregierung unterwandert und liegen mit ihrer Kriegsflotte im Schwarzen Meer. Mit viel Geld, politischer Rückendeckung aus den USA, Waffen und Militärberatern in der Ukraine wird Rußland solange in die Enge getrieben, bis die gewünschte Reaktion Putins den militärisch-industriellen Komplex der Amerikaner mit Rekordumsätzen zufrieden stellt.

    - Wenn die Kanonen donnern, musst du (bei den Kriegsgewinnlern) kaufen. Die Europäer werden dagegen die Rechnung bezahlen. Mit Machtverlust, Blutzoll und Geld.

    - Gleichzeitig werden die BRIC-Staaten unter Führung Chinas und Rußlands immer mächtiger und stellen die Hegemonie der Vereinigten Staaten in Frage. Die äußerst lukrative Weltleitwährung und der Zugang zu ausländischen Rohstoffen gerät immer mehr in Gefahr.

    - Im Grunde geht es nur um die zwei Machtblöcke USA-EU und BRIC. Die USA sind bereit, um die Vorherrschaft zu kämpfen. Die EU und besonders Deutschland dient dazu als williger Junker und alternativloser Spielball.

    Wenn Sanktionen die Wirtschaft schon hart treffen, dann wird ein Krieg erst recht den Boden für eine neue geopolitische Saat der Amerikaner bereiten. Es fragt sich nur, wie hoch der Aderlaß der europäischen Bevölkerung dafür sein muss.

    Unsere Zeit läuft schon in diesem Jahr ab, wenn wir unseren Anspruch auf eine souveräne Neutralität (wie im zweiten Irakkrieg) gerade in der Außenpolitik nicht lautstark geltend machen. Wenn es ums nackte Überleben geht, ist das Kursgezappel an den Börsen völlig unwichtig. Nie wieder Krieg.

    21:43 Uhr, 05.08.2014
  • fehu001
    fehu001

    Man fragt sich, warum werden 400 Ami-Södner in die Ukraine geschickt?

    War es nicht von Anfang an das Ziel, dass diese Hintermänner alles tun werden, um einen Keil zwischen der EU und russland zu schieben? Und mit dem abschuss der Malaysia Maschine scheinen sie ja ein wichtiges Ziel erreich zu haben.

    Kriegstreiber am Werk.

    Russland wird sich gegen die Sanktionen wehren (müssen) und wieder trifft es uns hier besonders hart. Und der ami sitzt zu Haus und freut sich, dass hier die Sanktionsspirale los getreten wurde.

    Bisher sehe ich daher keine Kurse zum Wiedereinstieg.

    18:29 Uhr, 05.08.2014
  • Jochen Stanzl
    Jochen Stanzl Chefmarktanalyst CMC Markets

    Die Russland-Sanktionen sind glaube ich ein Grund für die plötzlich fehlenden 900 Punkte im DAX, der zweite Grund ist das fehlende und von Weidmann quasi abgeblasene ABS-Programm der EZB. China steigt wohl weil die PBOC wieder Geld in den Markt druckt, und die US-Indizes sind robust weil die privatwirtschaftliche Kreditvergabe wieder anspringt, was in Europa nicht der Fall ist. Deutschland war bislang Profiteur des schwachen EUR über den Export aber mit den Russland-Sanktionen wird die Eurozone mit Deutschland voran noch langsamer aus der Krise herauswachsen als ohnehin schon. Das riecht nach Deflation und die Anleger flüchten in Richtung Inflation,. etwa nach Japan. Der JPY läuft deutlich schwächer und der Nikkei ist so robust wie die US-Märkte.

    18:18 Uhr, 05.08.2014
  • Investor
    Investor

    Herr Baron,

    konnte die Unterperformance des DAXes nicht mit einer Erwartung des Marktes zu tun haben könnte, daß

    - D weniger Wettbewerbsfähiger werden könnte, da man sich an andere EU Länder bezüglich der Produktivität angleichen möchte

    - D der größte Betroffene durch die Maßnahmen gegen Russland ist

    - die anderen EU Länder (zB F und GR) weniger Anstrengungen unternehmen, um ihr Schuldenproblem zu lösen und letztendlich D die Rechnung zahlen muß

    Da die chinesischen Aktien oder anderen Exportnationen eher steigen, muß die Unterperformance etwas mit D selbst und der EU zu tun haben.

    17:46 Uhr, 05.08.2014
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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