Kommentar
19:00 Uhr, 26.08.2007

Was du heute kannst besorgen, verschiebe nicht auf morgen

Im Laufe meiner Forschungsarbeiten bin ich zu dem Schluss gekommen, dass alle Probleme bei der Handelssystementwicklung in eine von fünf Kategorien fallen.

Bei den ersten drei Problemarten wird die Handelssystementwicklung erst gar nicht begonnen bzw. sie wird nie abgeschlossen. Es kann sich um eine ausgeprägte Computerbzw. Technologie-Phobie handeln, chronischem Aufschieben oder man wird von der Arbeitsmasse so sehr überwältigt, dass man nie beginnt. Tritt also eines der letzten beiden Probleme auf, so wird mit der Entwicklung nie begonnen. Weitere Falltüren sind Perfektionismus oder subjektive Vorurteile über die Börse.

In dieser Ausgabe der Van Tharp Kolumne möchte ich mich im speziellen dem Aufschub widmen – eines der größten Probleme für viele Systementwickler.

Viele von uns haben Schwierigkeiten anzufangen – insbesondere wenn man daran denkt, dass man eine funktionstüchtige Handelsmethodik entwickeln soll. Jedoch der stete Aufschub bringt nur noch mehr Komplikationen mit sich.

Was veranlasst uns Menschen also dazu unsere Arbeit chronisch aufzuschieben? Angst vor dem Versagen kann beispielsweise bei einem riskanten Spiel wie dem Trading eine große Rolle spielen. Wenn Sie schon einmal ohne Handelsplan gehandelt haben, dann wissen Sie bereits wie gefährlich Trading sein kann. Man kann wie ein Wild im Angesicht des Autoscheinwerfers erstarren, wenn man sich die Konsequenzen eines möglichen Verlustes ausmalt. Oder vielleicht haben Sie auch Ihren Job aufgegeben, um sich voll und ganz auf das Trading zu konzentrieren – und jetzt lastet enormer Druck auf Ihren Schultern, der Sie davon abhält jemals eine Order in das System einzugeben.

Wenn Sie nicht selbstbewusst genug sind und nicht an sich glauben – vielleicht weil Sie in der Vergangenheit bereits schlechte Erfahrungen gemacht haben – so wird es Ihnen besonders schwer fallen einen Handelsplan zu entwickeln und diesen anschließend in die Praxis umzusetzen. Je mehr Erfolgsdruck Sie sich selbst auferlegen, umso mehr Angst werden Sie vor dem Anfangen haben.

Manchmal kann aber auch die Angst vor dem Erfolg der Grund für ewiges Aufschieben sein. Manche Leute haben Angst vor dem Erfolg weil er Veränderung bedeutet. Angenommen Sie werden „reich“. Sie allerdings haben die Erfahrung gemacht, dass Sie die von Ihnen subjektiv wahrgenommenen Nebenwirkungen des Reichtums nicht leiden können. Vielleicht möchten dann Ihre Freunde nichts mehr mit Ihnen zu tun haben, oder Sie werden versuchen Sie auszubeuten. Oder vielleicht glauben Sie auch, dass reiche Menschen geizig und spießig sind. Sie selbst wollen aber kein Spießer sein.

Ein weiterer Grund warum viele Menschen niemals mit der Konzeption Ihres Handelsansatzes beginnen ist, weil Sie einen bestimmten Arbeitsschritt verabscheuen. Sie finden es gar nicht so toll vor einem Computer zu sitzen und mit Zahlen rumzuspielen und überhaupt die ganze Arbeit zu machen. Vielleicht werden Sie dann auch zu sehr an ihre Schulzeit erinnert. Demotivation ist wie ein bösartiger, sich ausbreitender Virus, der jedwede Arbeitsmoral bereits im Keime erstickt. Alles was Sie wollten war Trader zu werden. Also traden Sie einfach drauf los ohne ihren Handelsansatz jemals auf Herz und Nieren geprüft zu haben. Sie wollten es eben auf die harte Tour.

Vielleicht erinnert Sie die notwendige Arbeit für die Entwicklung eines Handelssystems auch an jemanden den Sie nicht leiden können. Jemand den Sie nicht mögen hat ihnen gesagt, dass Sie ein Handelssystem entwickeln sollen – und jetzt wollen Sie es umso weniger.

Oder jemand den Sie noch nie mochten entwickelt immer Handelssysteme. Also verschieben Sie ihre Entwicklungsphase auf einen unbestimmten Zeitpunkt in der Zukunft. Umso weniger Sie sich mit der Entwicklung eines Handelssystems anfreunden können, umso wahrscheinlicher ist es, dass Sie damit nie beginnen werden. Das heißt, dass Sie vorher alle anderen Dinge erledigen und diese wichtige Aufgabe solange hinauszögern bis Sie müde und erschöpft sind.

Ein klares Ziel zu haben ist eine essentielle Grundvoraussetzung für die Erstellung eines soliden Handelsplans. Ein Ziel zu haben ist bereits die halbe Miete, denn um dieses Ziel herum können Sie den Handelsplan erstellen. Sie müssen Ihre persönlichen Ziele allerdings zu Papier bringen und schriftlich festhalten wie Sie diese erreichen wollen. Wie können Sie jemals Ihre Fortschritte dokumentieren (ein gutes Gegenmittel gegen den Aufschub) ohne zu wissen wo Sie jetzt gerade in Relation zu Ihrem Endziel stehen? Wenn Sie jedoch genau wissen was Sie wollen, so können Sie die einzelnen Arbeitsschritte mit Deadlines versehen.

So werden Sie pro-aktiv

Als erstes müssen Sie begreifen, dass nur Sie selbst Grund für den Aufschub sind. Sie müssen das Heft jetzt in die Hand nehmen! Treffen Sie eine Entscheidung und bleiben Sie dabei! Außerdem sollten Sie sich auf den Anfang des Projektes konzentrieren und nicht ständig an dessen Fertigstellung denken.

Als nächstes schreiben Sie alle Ziele nieder, die Sie mit dem Trading erreichen wollen. Wenn Sie hier angelangt sind sollten Sie genau wissen was Sie wollen, wie Sie es erreichen und nach welchen Kriterien Sie Ihre eigene Arbeit beurteilen werden. Wenn Sie stets wissen was zu tun ist, fällt es leichter sich auf die Arbeit zu konzentrieren.

Drittens müssen Sie das Projekt in kleinere Projekte aufteilen. Diese Projekte müssen Sie dann nach Wichtigkeit und Dringlichkeit sortieren. Setzen Sie sich bei jedem Projekt eine Deadline und teilen Sie diese Personen in Ihrem unmittelbaren Umfeld mit. Wenn Sie sich von dem Arbeitsaufwands eines Projekts überwältig fühlen brechen Sie es in kleine Subprojekte auf. Denken Sie an die Worte von Lao Tse, dem großen Tao-Lehrer: „Selbst eine Reise von 1000 Kilometern beginnt mit dem ersten Schritt.“

Autor: Van K. Tharp, Ph.D. - Auszug aus dem Buch "Beruf : Trader"

[Link "Das Buch für Trader - Titel: "Beruf : Trader" - Details und Bestellmöglichkeit - Bitte hier klicken." auf www.finanzbuch-verlag.com/... nicht mehr verfügbar]

Van K. Tharp. Er ist in der Welt des Tradings so etwas wie eine lebende Legende. Er hat Supertrader gecoached, die mit Millionen und Abermillionen von Euro (bzw. Dollar) jeden Tag hin- und herjonglieren – und dabei auch noch eine Menge Profit erwirtschaften. Er unterstreicht die praktische Wichtigkeit der Börsenpsychologie – sowohl in der Einzelperson als auch in der Masse. Wer seine Psychologie kontrolliert und ein angemessenes Risikomanagement implementiert, dessen Börsenerfolg, steht nichts mehr im Wege.

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Van Tharp war Referent auf dem Technische Analyse Kongress 2006.

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Anbei finden Sie seine Rede als Video-Tutorial in mehreren Schritten mit Skript :

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http://www.godmode-trader.de/interaktiv/index.php?idc=0&idaut=633560&page=2

Anbei finden Sie den Link zum Wissensbereich von GodmodeTrader.de mit dem Themenschwerpunkt "Chartanalyse und Trading" , in dem für Neueinsteiger und Fortgeschrittene die Materie ausführlich erläutert wird:

http://www.godmode-trader.de/wissen/chartlehrgang/

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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