Kommentar
14:14 Uhr, 15.06.2021

Was Anleger am Aktienmarkt jetzt nicht tun sollten

Inflation ist das große Thema. Anleger wollen sich schützen. Dabei sollten sie genau das nicht tun.

Inflation ist seit Wochen ein Thema und es wird ein großes Thema bleiben. Das ist auch gut so. Immerhin erlebt die Welt einen Preisschub wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Je nach Region und Messmethode kommt man zu leicht unterschiedlichen Ergebnissen. Sie ändern jedoch nichts an den Fakten: die Preise steigen wie lange nicht. Das hat auch auf die Börse Auswirkungen. Immer wieder liest man, wie man sich vor Inflation schützen kann. Man will ja seine Kaufkraft bewahren oder im besten Fall durch das richtige Investment sogar eine Outperformance generieren. Historisch gesehen gibt es klare Gewinner, wenn die Inflation steigt. Wenig überraschend gehört dazu alles, was mit Rohstoffen zu tun hat. Rohstoffe sind einer der Treiber von Inflation. Steigt die Inflation, kann man davon ausgehen, dass Rohstoffe teurer geworden sind. Das hilft Rohstoffunternehmen direkt. Ihre Einnahmen und Margen steigen. Von diesen Preissteigerungen bekommt der Konsument nur einen Teil mit...

Wie der Name verrät, sind Rohstoffe roh. Bis sie beim Konsumenten ankommen, werden sie weiterverarbeitet und laufen eine lange Wertschöpfungskette entlang. Steigt etwa der Eisenerzpreis um 50 %, zahlt ein Konsument deswegen nicht 50 % mehr für die Schrauben. Die Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette federn den Effekt ab.

Daher gibt es einen meist großen Unterschied zwischen den Produzentenpreisen (Preise am Anfang der Wertschöpfungskette) und Konsumentenpreisen (was letztendlich vom Konsumenten bezahlt wird). Aktuell steigen die Produzentenpreise stärker als die Konsumentenpreise. Die Differenz der beiden (Produzentenpreise minus Konsumentenpreise) ist positiv.

Ein positiver Wert zeigt Inflationsdruck an. In diesem Umfeld laufen Rohstoffunternehmen und alle Firmen, die bei steigenden Preisen boomen, gut. Im Gegensatz dazu laufen Aktien schlecht, die besonders sensibel auf höhere Inflation reagieren. Dazu gehören Immobilienwerte.


Die Inflationsdifferenz ist aktuell sehr hoch und könnte sogar noch weiter ansteigen. Das sollte Aktien schaden, die in einem solchen Umfeld normalerweise unter Druck geraten. Das ist nicht der Fall. Tatsächlich konnten Immobilienaktien, die im Normalfall schlecht laufen sollten, in den letzten Wochen den breiten Markt wieder schlagen.

Der Energiesektor und die Industrie hingegen verlieren an Schwung. Sie sollten eigentlich outperformen, tun es aber nicht. Wer also jetzt auf höhere Inflation reagiert und in entsprechende Sektoren umschichtet, ist zu spät dran. Anleger schichten bereits wieder in die andere Richtung um und setzen auf niedrigere Inflation. Anleger sollten es daher vermeiden, sich jetzt noch gegen Inflation schützen zu wollen.

Das gilt nicht nur für Aktien, sondern auch für Anleihen. Man kann inflationsgebundene Anleihen kaufen. Das macht nur Sinn, wenn die Inflation einen gewissen Wert überschreitet. Aktuell macht es nur Sinn inflationsgebundene 10-järhige US-Anleihen zu kaufen, wenn man in den kommenden 10 Jahren von mehr als 2,4 % Inflation ausgeht (Breakeven Inflation, Grafik 2). Ist die Inflation niedriger, verliert man. Steigt sie darüber, gewinnt man. Zuletzt ging die Breakeven Rate wieder zurück. Anleger schwenken um und gehen wieder von tieferer Inflation aus.

Clemens Schmale


Tipp: Als Abonnent von Godmode PLUS sollten Sie auch Guidants PROmax testen. Es gibt dort tägliche Tradinganregungen, direkten Austausch mit unseren Börsen-Experten in einem speziellen Stream, den Aktien-Screener und Godmode PLUS inclusive. Analysen aus Godmode PLUS werden auch als Basis für Trades in den drei Musterdepots genutzt. Jetzt das neue PROmax abonnieren!

Lernen, traden, gewinnen

– bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!

Jetzt kostenlos teilnehmen!

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten