Was 2015 nicht geschah
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Einige Banken und Nachrichtendienste (z.B. Bloomberg) haben erkannt, dass die Tradition der Jahresausblicke zwar unumgänglich ist, man aber der Sache auch kreativ gegenübertreten kann. Die Saxo Bank veröffentlicht seit einigen Jahren einen Jahresausblick mit 10 „unverschämten“ Vorhersagen. Bloomberg hat für 2016 einen „Pessimist Guide to the World 2016“ veröffentlicht. Bevor nun der Blick nach vorne gerichtet ist, lohnt sich ein Blick zurück. Was ist aus den unverschämten Vorhersagen der Saxo Bank geworden?
Russlands Bankrott
Die erste Prognose der Saxo Bank sah einen Bankrott Russlands vor. Die Ausgangslage dafür war gar nicht schlecht. Russland verbrannte Ende 2014 in hohem Tempo Devisenreserven, um die Währung zu stützen. Russische Unternehmen mussten in 2014 und 2015 über 130 Mrd. Dollar an Schulden zurückzahlen. Da ein Liquiditätsproblem zu prognostizieren fiel nicht schwer. Russland ging trotz einer wirtschaftlichen Krise und einer angespannten Lage auf dem Finanzmarkt nicht bankrott. Die Notenbank hörte auf Devisenreserven in Interventionen zu verbrennen. Unternehmen konnten ihre Schulden zurückzahlen und nach dem ersten Quartal 2015 wurde auch der Ukrainekonflikt aus den Top Schlagzeilen verbannt. Der Finanzmarkt hakte das Thema zu schnell ab, um Russland wirklich in eine Notsituation zu bringen.
Derzeit etabliert sich Russland als wichtiger Partner im Kampf gegen den IS. Der Ukrainekonflikt ist zwar noch lange nicht gelöst und neue Spannungen entstehen regelmäßig (Konflikt mit der Türkei), doch Russland kommt zurück auf die internationale Bühne – und zwar auch im positiven Sinne. Das überrascht viele und Russlands Taktik kann letztendlich aufgehen. Russland hat damit 2016 Überraschungspotential.
Nahrungsmittelkrise
Mit einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit hielt es die Saxo Bank für möglich, dass ein Vulkanausbruch auf Island zu Missernten führt. Diese Vorhersage scheint irgendwie ganz besonders aus der Luft gegriffen, doch tatsächlich kann dies jederzeit geschehen. Die Wahrscheinlichkeit ist in jedem Jahr gegeben. 2015 war sie um keinen Deut größer oder kleiner als sonst.
5 % Inflation in Japan
Die Inflation in Japan klebte auch 2015 an der 0 %-Marke. Daran änderte auch das massive QE Programm der Notenbank nichts. Es ist alles andere als intuitiv, dass die großen Geldmengen nicht zu mehr Inflation führen, doch weltweit kann man nicht gerade von einer Inflationswelle sprechen. Die allgemeine Überzeugung, dass die Inflation als Folge der Geldpolitik überbordend hoch sein wird, hat sich selbst nach jahrelangen Prognosen in diese Richtung nicht bestätigt.
In Japan hätte der Yen weiter abwerten sollen. Das tat er nicht. Entsprechend konnte auch keine Inflation importiert werden. Ohne Yenabwertung gibt es auch keine Kapitalflucht und eine sich selbst nährende Entwicklung aus immer tiefer sinkenden Yen Kursen und weiterer Kapitalflucht, die Inflation hätten auslösen können.
Vermutlich wird auch in 2016 keine Inflationswelle über Japan hineinbrechen. Die Notenbank hält nicht vollkommen still, doch ihre zusätzlichen Lockerungsbemühungen sind bescheiden. Der Yen wird daher auch im kommenden Jahr nur wenig abwerten. Inflation bleibt auf absehbare Zeit ein Phantom.
Draghi verlässt die EZB
Es wurde darüber spekuliert, ob Draghi nicht der nächste Präsident Italiens werden wollte. Nun, er wollte nicht.
Verdopplung der Zinsspreads
Diese Vorhersage traf fast punktgenau ein. Die Saxo Bank prophezeite eine Verdopplung der Zinsspreads von Unternehmensanleihen zu sicheren Staatsanleihen. Die Spreads stiegen tatsächlich an – allerdings in den USA. Die Prognose galt ursprünglich für Europa. Hier tat sich vergleichsweise wenig. Hätte die Prognose dem US Markt gegolten wäre es ein Treffer gewesen.
Online Shopping bricht ein
Unternehmen werden immer häufiger Opfer von Hackerangriffen. Datendiebstahl in großem Stil ist eine reale Gefahr für Konsumenten und Unternehmen. In einigen dieser Angriffe wurden Millionen von Kundendaten erbeutet. Darunter befinden sich Daten zum Wohnort, Bankdaten und Kreditkartennummern.
Was mit diesen Daten, wenn sie einmal gestohlen sind, tatsächlich geschieht, ist nicht ganz klar. Man hört wenig. Es gibt meist nur Berichte, dass Daten gestohlen wurden, aber nicht darüber, was in der Folge geschah.
Ein großer Datendiebstahl, der zu negativen Konsequenzen für Verbraucher führt (z.B. werden Konten leergeräumt) kann das Vertrauen zerstören. Das muss nicht nur dem betroffenen Unternehmen gelten, sondern generell dem Internet, wo Daten für Einkäufe und vieles andere hinterlegt sind. Ein Vertrauensverlust in die Sicherheit von Dienstleistungen, die über das Internet bezogen werden, kann zu massiven Auswirkungen auf die Geschäftswelt führen. Ob es jemals dazu kommt muss man abwarten. 2015 kam es jedenfalls nicht dazu.
China wertet Währung um 20 % ab
China wertete seine Währung in diesem Jahr nicht um 20 % ab, aber immerhin um 4 %. Das hat bereits gereicht, um den Markt in Aufruhe zu versetzen. Der Augustcrash war vielleicht nicht allein die Folge der Yuan Abwertung, hat aber sicherlich dabei geholfen.
China hat eine neue Ära in der Wechselkurspolitik eingeleitet. Das Thema der Yuan Abwertung ist also mit Jahresende 2015 noch nicht vom Tisch. Es wird ein Thema bleiben, welches uns noch lange Zeit beschäftigen wird. Auch jenseits der Yuan Abwertung wird China großes Thema bleiben. Keiner weiß so wirklich, was in diesem Land wirtschaftlich geschieht. Allein diese Unsicherheit ist schädlich. Noch dramatischer wird es, wenn der Markt irgendwann erkennt, dass selbst die schlimmsten Befürchtungen (2-3 % Wachstum) noch zu optimistisch waren.
Kakaopreis steigt auf 5.000 Dollar je Tonne
Erinnert sich noch jemand an Ebola? Das Thema ist längst vergessen. Die Ausbreitung wurde mit viel Mühe eingedämmt. Die Lage kam unter Kontrolle. Kurzzeitig galt Ebola als besiegt. Einzelne Neuerkrankungen scheint es noch immer zu geben, doch die ganz große Gefahr scheint vorbei zu sein.
Ebola brach in Ländern aus, die als wichtige Kakaoproduzenten gelten. Eine unkontrollierte Ausbreitung hätte die Produktion massiv begrenzt. Der Preis wäre in diesem Fall vermutlich nicht nur auf 5.000 Dollar gestiegen. Letztlich konnte die Epidemie eingedämmt werden. Der Preis blieb stabil.
Großbritanniens Immobilienmarkt crasht
Um es kurz zu machen: dem Immobilienmarkt geht es weiterhin gut, auch wenn sich im Laufe des Jahres immer mehr Überhitzungserscheinungen zeigten. Das kann 2016 oder 2017 zum Problem werden. Kommt ein Crash auf dem Immobilienmarkt vor der Abstimmung über den Verbleib Großbritanniens in der EU könnte es sogar ein Auslöser für den Brexit sein.
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